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Alles was du wuenschst - Erzaehlungen

Titel: Alles was du wuenschst - Erzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Enright
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Brown Thomas und ein langes Wochenende
mit den Kindern in Ballybunion herausspringt, winterliche Strandspaziergänge, ein paar Flaschen Wein und mehr eheliche Eskapaden, als man in unserem Alter haben sollte, mit meinem wunderbaren Mann, der nach seinem kleinen Seitensprung wieder zu Hause ist; ein Seitensprung mit irgendeiner überambitionierten jungen Frau, die: Bald. Gefeuert. Wird. Danke, Schatz, und, nein, ich weiß, du wirst es nie wieder tun.
    Aber in Wahrheit hasste ich es. Es war, als lebte ich auf den Seiten irgendeiner grauenhaften Sonntagszeitung. Grauenhafte Leute. Grauenhafte Leute mit ihrem grauenhaften Sexualleben und ihrem grauenhaften Geld.
    Nein.
    Er arbeitet hart, mein Mann. Und ich war immer ein großer Gewinn für ihn. Und wir sind ganz gewöhnliche Leute. Auch darauf bin ich stolz.
    Ke … Sein Name kommt mir nicht über die Lippen. Ist das nicht komisch?
    Es ist ein ganz gewöhnlicher Name, ich spreche ihn fünfzehnmal am Tag aus. Mich allerdings redet er nie mit Namen an. Das scheint normal zu sein, oder? Wie nennen Männer ihre Frauen? »Em …« Als seien alle Frauen dieses Planeten auf den Namen Emily getauft.
    »Em… Ist das Hemd sauber?«
    Die junge Frau hieß – Sie werden es kaum glauben – Samantha.
    Nicht dass ich das schon damals gewusst hätte. Nicht dass ich damals überhaupt irgendetwas gewusst hätte.
    Und »Samantha« hieß sie nur deswegen, weil sie starb. Wäre nicht der Autounfall passiert, wäre sie immer die
Kleine aus der IT-Abteilung geblieben oder gar die IT-Schlampe. Auf der O’Connell Street mag es von Schlampen nur so wimmeln, aber wenn eine von denen besoffen in Minirock und Stöckelschuhen herumschlampt und über den Haufen gefahren wird, dann ist sie – was? -, dann ist sie eine hübsche junge Frau, die gern Weiß trug.
    Es tut mir leid.
    Aber.
    Das arme Kind, das sich einbildete, es sei doch lustig, mal mit meinem Mann zu schlafen – und es ist lustig, ich habe ja weiß Gott selbst schon genug gelacht -, das arme Kind, das sich einbildete, es sei lustig, mit dem Vater meiner drei Kinder zu schlafen, hat etwas sehr viel Schlimmeres getan. Sie ist ihm einfach weggestorben. Sie ist uns allen einfach weggestorben.
    Natürlich hatte ich davon keinen blassen Schimmer.
    Er kam nach Hause – wenn ich darüber nachdenke, muss das der Tag gewesen sein, an dem er davon erfahren hatte – und setzte sich aufs Sofa, und zum ersten Mal seit der Beerdigung seiner Mutter fing er an zu weinen. Ich sah ihn weinen. Die Kinder sahen ihn weinen. Ich hatte keine Ahnung, warum er weinte. Mir war danach, einen Krankenwagen zu rufen. Dann zählte ich eins und eins zusammen, und mir wurde klar, dass er sich wieder einmal einen Seitensprung geleistet hatte, dass er sich mitten im Sprung befand. Und ich kriegte Panik.
    Ich weiß es. Ich kriegte Panik. Eigentlich sieht mir das gar nicht ähnlich. Er hob den Kopf, um mir etwas mitzuteilen, aber ich sagte: »Ich will’s nicht wissen.« Das war alles. »Ich will’s nicht wissen.« Und ich sagte es richtig
schnell, nur so dahin. Als geschähe das, was geschah, eigentlich gar nicht. Oder als müsste er dafür sorgen, dass es nicht geschah, weil ich den ganzen Mist nicht in meinem schönen, mühsam erworbenen Haus haben wollte. Er rieb sich das Gesicht, um die Tränen wegzuwischen – nicht etwa heiße Tränen, Tränen der Empörung oder des Kummers, nein, er weinte nur Rotz und Wasser, so wie sie einem manchmal übers Gesicht laufen, wenn man krank oder am Boden zerstört ist -, er wischte sich die Tränen weg und saß einfach nur da.
    Mein fantastischer Mann.
    Wenn ich mich recht erinnere, geschah es das erste Mal, als die Kinder noch klein waren. Ich steckte bis über beide Ohren in Windeln und Chaos und schlief schon ein, noch ehe mein Kopf das Kissen berührte, feist wie ein Narr. Wie auch immer. Sie fühlen sich »ausgeschlossen«, Väter; liest man das nicht immer wieder in den Zeitschriften? Die ganze Welt lastet auf ihren Schultern, und nach einer Weile – davon bin ich überzeugt – geht man ihnen auf die Nerven, vielleicht fangen sie sogar an, uns zu hassen. Eines Tages dann lieben sie uns wieder wie verrückt, und es dämmert uns – dämmert uns ganz langsam -, dass sie in irgendeinen Schlamassel geraten sind. Sie kriegen es mit der Angst zu tun. Sie kommen nach Hause gerannt.
    Was ja auch schön ist. Irgendwie.
    Ach, was soll’s.
    Als es das erste Mal passierte, war mein Vater gerade im Krankenhaus, um sich ein paar Tests

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