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Alles, was er wollte: Roman (German Edition)

Alles, was er wollte: Roman (German Edition)

Titel: Alles, was er wollte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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Liebeserlebnis muß der Leser sich selbst vorstellen. Ich bringe es nicht übers Herz, sie zu beschreiben.)
    Später, als sie auf einem Teppich in Samuels Arbeitszimmer liegen, erklärt Etna dem Geliebten, daß sie den armen Mr. Bass verlassen werde. Samuel widerspricht, das dürfe sie nicht tun, sagt er. Er hat nach der leidenschaftlichen Begegnung den klareren Kopf; ein Ehrgefühl, das manchmal recht unbeständig ist, stellt sich wieder ein. Er könne nicht zulassen, sagt er, daß sie auf diese Weise ihren Ruf aufs Spiel setze. Es gebe keine Zukunft, behauptet er. Es gebe einzig den Moment, den sie jetzt teilen.
    Etwas verwirrt fügt Etna sich ihrem neuen Geliebten.
    In dieser Woche treffen sich Etna und Samuel dreimal in der Schulwohnung und entdecken dabei ein so intensives sexuelles Einverständnis, daß es beinahe beängstigend ist. Bei ihrem vierten Stelldichein, unmittelbar vor Wiederbeginn der Schule, erklärt Etna von neuem, daß sie ihre Verlobung lösen werde. Samuel reagiert mit Ärger und Bestürzung. Bis zu seiner Hochzeit ist es nur noch ein Monat. Auf ihn warten in Toronto eine Anstellung und eine Verlobte. Er eröffnet Etna, daß er Jude ist.
    Etna, entweder so vernarrt, daß ihr die Tragweite dieser Enthüllung gleichgültig ist, oder aber wahre Tochter ihres toleranten Vaters, erklärt Samuel, daß das für sie keinerlei Bedeutung habe. Im Gegenteil, sie liebe ihn nur um so mehr.
    Sie lieben sich (wild?, leidenschaftlich?, voll Wehmut?), werden aber von einem Geräusch in einem in der Nähe gelegenen Zimmer gestört. Samuel ist klar, daß es ein Schüler sein muß, der vorzeitig aus den Ferien zurückgekehrt ist. Etna kleidet sich an, und mit einer gewissen ängstlichen Nervosität (vielleicht eine komische Episode?) schmuggelt Samuel Etna aus dem Haus. Beim hastigen Abschied versichern sie sich gegenseitig ihrer Liebe.
    Jetzt kommen wir zu jenem Sonntag morgen im Januar (dem Sonntag vor Schulbeginn), mit einem heftigen aus Kanada heranbrausenden Schneesturm (vielleicht von Ardith gesandt?). Die Ashers – eine große Familie, wie Phillip Asher schreibt – sind zu Hause. Phillip, gerade siebzehn, sitzt im Salon und liest. Er hört, wie Samuel zur Haustür geholt wird. Neugierig, wer sich bei diesem unwirtlichen Wetter auf die Straße wagt, rutscht er auf dem Sofa ein Stück weiter, so daß er besser ins Vestibül hinaussehen kann.
    Eine ungewöhnlich große und auffallende Frau in einem nassen Umhang und ebenso nassen Stiefeln steht vor Samuel. Phillip erkennt in ihr die Frau, mit der sie einmal Tennis gespielt haben. Teile eines heftigen Gesprächs finden ihren Weg in den Salon. Noch neugieriger geworden, steht Phillip auf und tritt zu einem Tisch. In diesem Augenblick hebt Etna den Kopf, und Phillip sieht in ihrem Gesicht … Ja, was? Die Wildheit der Liebe , wird er später schreiben.
    Etna beschwört Samuel. Sie weint. Vielleicht legt sie Samuel die geröteten Hände auf die Arme. Samuel versucht, sie zu beschwichtigen, aber sie läßt sich nicht beruhigen. Sie teilt ihm mit, daß sie ihre Verlobung gelöst hat. Sie kann den anderen Mann nicht heiraten. Sie liebt nur Samuel, und der darf Ardith nicht heiraten. Er darf nicht nach Toronto gehen. Er darf sie nicht verlassen.
    Was soll man da tun? Samuel will Etna in einen abgelegenen Raum führen, um dort mit ihr zu sprechen, aber Etna, die jetzt beinahe außer sich ist, geht nicht. Samuel bietet ihr an, ihr einen Wagen zu holen, der sie nach Hause fahren wird. Etna schüttelt den Kopf. Schließlich erklärt Samuel, daß er seine Verlobung nicht lösen könne, daß seine Ehre ihm das nicht gestatte. (Kann er das wirklich gesagt haben? Ich denke, ja. Der Begriff der Ehre war damals klarer als heute.) Vielleicht sagt er ihr auch noch, daß seine Familie ihm niemals erlauben würde, seine Verlobung zu lösen. Ardith kommt schließlich aus einer guten jüdischen Akademikerfamilie, genau wie er.
    Phillip tritt an die Tür, und vielleicht sieht Etna auf, und der junge Mann fängt einen Blick von ihr auf.
    Phillips Vater, der die geräuschvolle Auseinandersetzung gehört hat, kommt ins Vestibül. Was dieser Tumult zu bedeuten habe, fragt er seinen Sohn.
    Samuel bemüht sich, eine respektvolle Antwort zu geben, die seinen Vater veranlassen wird, in sein Arbeitszimmer zurückzukehren. Etna, die die Herrschaft über ihre Gefühle verloren hat, ist offensichtlich nicht fähig, selbst Antwort zu geben.
    Asher, der Vater, holt seine Frau, die zunächst

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