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Alles was ich sage ist wahr

Alles was ich sage ist wahr

Titel: Alles was ich sage ist wahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Bjaerbo
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wünsche, dass Isak zur Tür reinkommt.
    WHAT NOW?
    Das ist ja wohl echt schräg. Meine Oma ist gestorben, und ich weiß ums Verrecken nicht, wie man trauert oder weint. Aber meine Arbeit erledigen und mich nach einem Typen verzehren, das kann ich? Was bin ich eigentlich für ein Mensch?
    * * *
    »Jetzt fluchst du schon wieder wie ein Bierkutscher, Alicia.«
    »Echt?«
    »Ja, fürchterlich.«
    »Echt?«
    »Ja. Könntest du wenigstens versuchen, das zu unterlassen?«
    »Deinetwegen?«
    »Unter anderem?«
    »Vielleicht. Mal sehen.«
    * * *
    Bis drei Uhr habe ich drei Kunden falsches Wechselgeld rausgegeben, Vanillesoße in einen Cappuccino gegossen statt über die Blaubeertarte und ein Tablett mit Käsebrötchen auf den Boden fallen lassen, weil ich vergessen hatte, dass ich mir selbst einen Hocker in den Weg gestellt habe. Ellen beschließt, dass es unverantwortlich ist, mich länger an der Kasse stehen zu lassen. Ich widerspreche ihr nicht. Aber ich alleine mit meinem verwirrten Kopf zwischen dem Abwasch … könnte auch ziemlich riskant sein. Man kann nie wissen, was meinem Kopf als Nächstes einfällt. Oder dem Rest von mir. Ich fühle mich nicht sonderlich stabil. Wäre vielleicht besser aufgehoben auf meinem Bett, wo ich an die Decke starren kann, als zwischen unschuldigem Geschirr?
    »Du bist also doch gekommen.«
    Torstens Kopf schiebt sich hinter der Küchentür vor.
    »Gut.«
    Ich presse die Kiefer so fest aufeinander, dass meine Zähne knirschen. Hat er mir eine andere Wahl gelassen? Hat er mir nicht deutlich zu verstehen gegeben, dass ich nicht einfach fehlen könnte, bloß weil meine Großmutter gestorben ist? Wenn das nicht eindeutig als Arbeitsbefehl zu deuten ist, weiß ich auch nicht. Ich muss mich richtig beherrschen, den langen Gummischlauch, der über dem Spülbecken hängt, nicht auf ihn zu richten und ihn mit kochend heißem Wasser abzuspritzen.
    »Hm«, sage ich. Das heißt im Klartext: FAHR ZUR HÖLLE, was an Torsten völlig vorbeigeht. Er sabbelt drauflos, als ob nichts wäre.
    »Ich werde die nächsten Tage hier sein«, sagt er. »Oben im Büro, um Papierkram zu erledigen. Buchführung und so weiter. Das ist deine Chance, zu zeigen, was du kannst!«
    Torstens Bauch unter dem hässlichen T-Shirt wackelt, als er über seinen eigenen Witz lacht. HÖHÖHÖ.
    »Big Boss is watching you!«
    Im Ernst. Was würde passieren, wenn ich es tue? Ihn mit brühheißem Wasser bespritzen? Ich sollte es wirklich, wirklich ausprobieren. Ich kann mir in diesem Moment nichts Befriedigenderes vorstellen als sein blödes Gesicht, wenn er mitten in seinem HÖHÖHÖ von dem Wasserstrahl getroffen wird. Das würde dem Boss recht geschehen, denke ich.
    »Na dann«, sage ich gleichgültig. Was heißt: UND JETZT FAHR ENDGÜLTIG ZUR HÖLLE, DU ARSCH!!!
    Und endlich scheint der Groschen zu fallen. Torsten verzieht sich mit dickem Wanst in sein Büro im ersten Stock, ohne noch was von sich zu geben.
    Ich drücke den Griff vom Schlauchkopf so weit durch, wie ich kann, und gehe stattdessen mit dem heißen Strahl auf das Geschirr los.
    Da hat Torsten noch mal Glück gehabt.
    Er ahnt ja nicht, wie knapp es war.
    So wenig, wie er ahnt, dass in seiner Küche eine entsicherte Bombe steht, die jede Sekunde zwischen Mehltüten und Rucolablättern und Buttermessern hochgehen und im näheren Umkreis eine geistige Kernschmelze auslösen kann, dass der Wahnsinn von den Wänden tropft.
    Aber er sollte es in Erwägung ziehen.
    * * *
    Als ich nach Hause komme, sitzt Mama mit einer Kaffeetasse vor sich am Küchentisch.
    »Ich kann einfach nicht glauben, dass sie nicht mehr da ist, Alicia.«
    Sie weint und ihre Schultern beben.
    Und schon wieder könnte ich kotzen.
    Am liebsten würde ich mich an ihr vorbeischleichen und so tun, als hätte ich sie nicht gehört. Ich will in mein Zimmer. Aber als ich höre, wie sie schnieft und nach Luft schnappt, bring ich das nicht mehr fertig. Ich muss zu ihr gehen, mich neben sie setzen und meine Hand auf ihre zitternden Schultern legen.
    »Ich weiß«, sage ich.
    Mama sieht mich mit vom Weinen aufgedunsenem Gesicht an.
    »Es ist schon seltsam«, sagt sie. »Ich hätte eigentlich darauf vorbereitet sein sollen. Sie war über achtzig, es war jederzeit damit zu rechnen.«
    Ich winde mich ein wenig. Fühle mich nicht wohl in meiner Haut. Möchte fliehen. Wie verhält man sich, wenn die eigene Mutter weint? Wie tröstet man sie? Was soll man sagen?
    Ich streiche ihr linkisch über den Rücken.
    »Trotzdem«,

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