Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles - worum es geht (German Edition)

Alles - worum es geht (German Edition)

Titel: Alles - worum es geht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Teller
Vom Netzwerk:
noch gibt«, sagte der Junge und nickte ernst. »Warte hier.« Er zeigte auf eine Bank vor der Buchhandlung, das kleine Mädchen setzte sich und blickte dem Jungen hinterher, der im Lebensmittelladen verschwand.
    Der Junge sah sich um. Der Laden war voll mit Obst und Gemüse und Fleisch und Zeitungen und Zeitschriften und Kartoffelchips und Putzmitteln und Brot, aber da, weiter hinten, da gab es Schokolade und Kuchen und alle möglichen Süßigkeiten! Der Junge stieß einen Freudenschrei aus. Lange stand er da und betrachtete das Regalbord mit Lollis in allen möglichen Farben und Formen, und sein Bauch war so voller Lachen, dass der Junge sich kaum bewegen konnte. Langsam nahm er einen Lolli aus einer offenen Schachtel voller Lollis, dann noch einen, und dann noch einen mehr. Zwei rote und einen grünen. Er nahm sie in die andere Hand und griff gleich noch einmal tief in die Schachtel hinein und fand zwei blaue, drei schwarze und einen gelben. Er blickte auf. Über die Schulter einer Dame hinweg, die er gerade bediente, sah der Kaufmann von seinem Platz hinter der Ladentheke herüber. Der Junge zögerte einen Augenblick, bevor er noch einmal mit der Hand tief in den Haufen aus Lollis griff und sich eine ganze Handvoll davon nahm. Die Dame bezahlte und ging zur Tür hinaus, die mit einem Glockenton hinter ihr zufiel, und so waren nur noch der Junge und der Kaufmann im Laden.
    »Kann ich dir irgendwie helfen?«, fragte der Kaufmann grob und kam um die Ladentheke herum zu dem Jungen und dem Regal mit den Süßigkeiten.
    Der Junge wusste nicht, was er antworten sollte, und schüttelte nur den Kopf.
    »Willst du was kaufen oder nicht?«
    Der Junge sagte immer noch nichts, schaute nur auf seine braunen Schuhe hinunter und schüttelte noch einmal den Kopf.
    »Also, junger Mann, tut mir leid, aber wenn du nichts kaufen willst, musst du den Laden wieder verlassen.« Der Kaufmann trat auf ihn zu.
    Der Junge wusste nicht, wo er hinschauen sollte, doch er wusste, dass er den Laden nicht ohne Lollis verlassen durfte, und er wusste, dass der Kaufmann ihn nicht leiden konnte und dass er ihm nicht erlauben würde, mit den Lollis in der Hand zu dem Mädchen hinauszugehen, damit sie nicht wegging und nie mehr zurückkam.
    »Na, wird’s bald? Oder bist du taub? Leg die Lutscher an ihren Platz und dann raus mit dir!«
    Jetzt kam der Mann noch einen Schritt näher. Er war alt und grauhaarig und trug eine runde goldschimmernde Brille auf der Nase. Obwohl sein Rücken krumm war, war er doch einen Kopf größer als der Junge, und nun richtete er sich auf zwischen ihm und dem Ausgang und zeigte auf das Fach mit den Lollis.
    »Na, wird’s bald?«
    Wieder pochte das Blut in der Nase und in den Augen des Jungen, sodass er kaum noch etwas sehen konnte, aber er musste die Lollis wieder zu den anderen in die Schachtel fallen lassen, aus der er sie hatte.
    »Und jetzt mach, dass du rauskommst!«
    Einen Augenblick lang stand der Junge vollkommen still. Dann kam es ihm vor, als breitete sich das Klopfen in seiner Nase über das ganze Gesicht aus bis in die Ohren und den ganzen Körper, bis da nichts anderes mehr war als dieses Hämmern, das ihm die ganze Zeit sagte, dass der Kaufmann ihn nicht seine kleine Freundin behalten lassen wollte. Auch in den Augen klopfte es so heftig, dass er nichts anderes sah als die Lollis, die der Kaufmann ihm nicht lassen wollte, nach allem, was der Junge durchgemacht hatte, um sie zu finden, und das Klopfen breitete sich weiter nach unten aus, in die Beine, und auf einmal trat der Junge zu. Mit aller Kraft trat er mit dem linken Fuß zu und traf das Regal mit den Putzmitteln, sodass die Flaschen in alle Richtungen flogen und mit ohrenbetäubendem Lärm am Boden landeten und eine farbige Flüssigkeit direkt vor die Füße des Kaufmanns floss.
    »He, was soll das, Junge!«
    Der Kaufmann packte den Jungen am Arm, doch der Junge spürte nur das Klopfen wie eine Explosion in seinen Augen und Ohren, mit Bildern von seiner Katze und seinem Vater und dem Gast und dem Baum, der allein zu Hause im Hof wartete, und dem kleinen Mädchen, das draußen vor der Tür auf Lollis wartete, die der Kaufmann ihm nicht lassen wollte, und er stieß den alten Mann zur Ladentheke hinüber, sodass der fast hinfiel.
    »Raus!«, schrie der Kaufmann, als er das Gleichgewicht wiedergefunden hatte und mit dem Arm nach dem Jungen langte.
    Der Junge bekam den Nacken des Kaufmanns zu packen und schlug den Mann mit dem Kopf gegen die Wand, immer

Weitere Kostenlose Bücher