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Allmen und der rosa Diamant

Allmen und der rosa Diamant

Titel: Allmen und der rosa Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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Nimmerwiedersehen.« Carlos gab ihm recht.
    »Aber wenn ich ihn nicht warne, helfe ich unseren Konkurrenten.«
    »Sie müssen ihnen zuvorkommen, Don John.«
    »Wie?«
    »Durchsuchen Sie sein Zimmer. Entwenden Sie seinen Computer.«
    »Das ist sehr gefährlich, Carlos.«
    »Unser Beruf ist sehr gefährlich, Don John.«
    »Für mich zurzeit ein bisschen mehr als für Sie«, murrte Allmen.
    Zum Abschluss des Gesprächs kam er auf Maria Moreno zu sprechen. »Habe ich das richtig verstanden? Sie haben eine Putzfrau engagiert?«
    Carlos wurde verlegen. »Sie besaß praktisch Ihre Zusage, Don John.«
    »Können wir uns das leisten?«, fragte Allmen. Er konnte sich nicht erinnern, diese Frage jemals gestellt zu haben.
    »Wenn wir diesen Fall zu einem erfolgreichen Abschluss bringen, schon«, war Carlos’ listige Antwort.
    Allmen versuchte, seine verpasste Siesta nachzuholen, aber er fand keinen Schlaf. Er versuchte zu lesen, aber seine Gedanken drehten sich im Kreis. Schließlich setzte er sich ans Fenster und starrte aufs Meer hinaus. Auch das half nicht. Es lag da wie ein unlösbares Rätsel.
    Als Allmen abends in den Speisesaal kam, saß Sokolow bereits an seinem Tisch in der gegenüberliegenden Ecke des Saales. Sie winkten sich zu, und jeder aß für sich allein.
    Sokolows Zurückhaltung kam ihm nicht ungelegen. Vanessa war im Saal. Nur ein paar Tische entfernt saß sie neben ihrem Begleiter und warf Allmen ab und zu einen verstohlenen Blick zu. Wenn er schon wieder mit seiner Strandbekanntschaft gegessen hätte, hätte sie womöglich falsche Schlüsse gezogen.
    Aber als Sokolow sein Essen beendet hatte und ihm durch Zeichen zu verstehen gab, dass er ihn in der Bar erwarte, nickte Allmen pflichtbewusst.
    Kurz nach dem Russen brachen auch Vanessa und ihr Begleiter auf. Sie sah zu ihm herüber, und er nickte ihr zu. Nur der Begleiter nickte zurück.
    Auch Allmen beendete seine Mahlzeit und bat den Kellner, die angefangene Flasche Bordeaux in die Bar zu schicken.
    Dort war es laut und voll. Ein Luxusdampfer hatte angelegt, und eine Gruppe Passagiere hatte den Landgang genutzt, um einmal in einer anderen Bar zu feiern. Es waren meist wohlsituierte Paare im Rentenalter mit gebräunten Gesichtern und Coiffeurfrisuren.
    Sokolow saß etwas abseits am Tresen und winkte Allmen zu sich. Sein Bordeaux stand bereits dort.
    »Schön, dass du gekommen bist«, sagte Sokolow. Er lächelte ihn an und prostete ihm zu.
    »Nur zu einem Nightcap«, erwiderte Allmen. »Ich will früh schlafen gehen.«
    »Das wird nicht leicht sein«, gab Sokolow zu bedenken, »es wird noch ein Feuerwerk geben. Zu Ehren des Kreuzfahrtschiffs.«
    Sie sahen das Schiff von ihrem Platz aus. Hoch und schlank lag es an dem langen Steg in der Abenddämmerung. Alle Fenster und Bullaugen waren erleuchtet, Takelage, Reling und die wichtigsten Konturen waren mit Leuchtgirlanden geschmückt.
    »Wollen wir das Feuerwerk gemeinsam anschauen? Mein Zimmer hat einen kleinen Erker aufs Meer.«
    Allmen wurde die Situation unangenehm. Er kannte den Tonfall und die Art, wie Sokolow ihn ansah, aus seiner Zeit im Internat. Auch diesmal nahm er ohne Aufhebens und nach einer höflichen Frist Reißaus.
    »Schade«, sagte Sokolow. »So ein schöner Abend.«
     
    13
     
    Es war erst kurz vor zehn, als Allmen seine Suite betrat. Er rief den Zimmerservice an und ließ sich eine Flasche von dem gleichen Bordeaux kommen, dessen Rest er in der Bar hatte stehenlassen.
    Er dimmte alle Lichter im Wohnzimmer und stellte sich ans Panoramafenster.
    Es war Nacht geworden. Das Schiff strahlte festlich in seinem Lichterglanz. Allmen öffnete einen Flügel. Aus der Entfernung war Musik zu hören, eine Big Band spielte In The Mood. Es überkam ihn wieder das Gefühl, das sich immer beim Anblick von Passagierschiffen bei ihm einstellte: Es zog ihn mit unwiderstehlicher Macht an Bord. Obwohl er wusste, dass es ihn, sobald er an Bord wäre, mit unwiderstehlicher Macht an Land ziehen würde.
    Es klopfte. Allmen ging zur Tür, um den Zimmerkellner einzulassen.
    Aber es war Vanessa.
    Sie stand vor ihm in einem zu großen Hotelbademantel und blickte mit ihrem spöttischen Lächeln zu ihm hoch. »Darf ich reinkommen?«
    Allmen ließ sie ein.
    Sie ging an ihm vorbei zum Fenster und sah auf das Schiff hinunter. »Waren Sie schon einmal auf einer Kreuzfahrt?«
    »Schon oft.«
    »Ich nur einmal. Ich habe mich fürchterlich gelangweilt.«
    »Ich mich auch. Jedes Mal.«
    »Warum haben Sie es dann so oft

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