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Allmen und der rosa Diamant

Allmen und der rosa Diamant

Titel: Allmen und der rosa Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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gemacht?«
    »Ich war unbelehrbar.«
    »Sind Sie das immer noch?«
    »Nicht mehr in dieser Beziehung.«
    Ihre grünen Augen sahen ihn prüfend an. »In anderen schon?«
    Allmen nickte.
    Sie legte ihm die Arme um den Hals und küsste ihn entschlossen. Plötzlich ließ sie von ihm ab und sagte, als wäre sie ihm eine Erklärung schuldig: »Ich nehme gleich ein Nachtbad. Ich kann bei schönem Wetter tagsüber nicht ins Wasser, meine Haut verträgt keine Sonne.«
    Und als wollte sie ihm die Gelegenheit geben, sich selbst von der Sonnenempfindlichkeit dieser Haut zu überzeugen, öffnete sie den Bademantel, streifte ihn über die Schultern und ließ ihn fallen.
    Allmen ließ seine Hände über ihren weißen Körper gleiten und küsste sie.
    Es klopfte.
    Vanessa stieß ihn weg und bückte sich nach ihrem Bademantel.
    »Nur der Zimmerkellner«, flüsterte Allmen.
    Sie küsste ihren Zeigefinger, drückte ihn auf seine Lippen und verschwand ins Schlafzimmer.
    Allmen öffnete dem Zimmerkellner, nahm ihm den Wein ab und gab ihm sein Trinkgeld. Als er die Tür geschlossen hatte und sich umwandte, stand Vanessa wieder vor ihm. Immer noch nackt.
    Er küsste sie wieder.
    Und erneut klopfte es.
    »Was ist denn noch?«, rief Allmen gereizt.
    Aber diesmal war es nicht der Zimmerkellner.
    »Ich bin’s, Artjom«, sagte die halblaute Stimme.
    Vanessa bückte sich nach ihrem Bademantel.
    »Es geht jetzt nicht«, antwortete Allmen.
    Aber Vanessa gab ihm einen Klaps auf den Hintern und sagte, halb bedauernd, halb schnippisch: »Hat mein Mann also doch recht gehabt mit euch beiden.«
    Sie öffnete die Tür und ging an dem versteinerten Sokolow vorbei hinaus.
    »Habt eine zauberhafte Nacht«, hörte Allmen sie noch sagen.
    Sokolow gewann seine Fassung zurück. Er machte eine bedauernde Geste. »Verzeih. Ich bin ein Arschloch. Verzeih.«
    Er wandte sich ab. Allmen sah der traurigen Gestalt nach, bis sie am Ende des Gangs verschwand.
    Er schloss die Tür, öffnete die Flasche, schenkte sich ein, setzte sich ans Fenster und blickte aufs Meer hinaus.
    Schon bald sah er eine weiße Gestalt an den Strand kommen. Sie warf den Bademantel ab und ging mit ausgebreiteten Armen ins Meer, schwamm ein paar Züge, kam wieder heraus, zog den Mantel an und die Kapuze über. Während sie rasch auf das Hotel zuging, rieb sie sich mit dem Frotteemantel trocken.
    Die Nachtschwimmerin hatte sich ihr Alibi beschafft.
    Allmen war noch wach und die Flasche fast leer, als ein lautes Krachen ihn aus seinen Gedanken aufschreckte. Vier Leuchtstreifen stiegen in den Himmel und zerstoben als Feuerkugeln, die einen bunten Leuchtregen auf die schwarze Meeresoberfläche rieseln ließen.
    Am Ende des Feuerwerks bedankte sich der Dampfer mit drei tiefen Tönen aus seiner Sirene. Danach war der Applaus der Passagiere zu vernehmen.
    Allmen bedauerte jetzt, dass er nicht einer von ihnen war.
     
    14
     
    Als Allmen am nächsten Morgen den Frühstückssaal betrat, war weder Sokolow noch Vanessa unter den Gästen. Solange er dort war, tauchten sie auch nicht auf.
    Als er seinen letzten Macchiato getrunken hatte - ach, wie er Gianfrancos »Schale« im Viennois vermisste -, war er der letzte Gast. Er unterschrieb für seine Extras und hinterließ ein der Geduld des Kellners angemessenes Trinkgeld.
    Am Ausgang kam ihm die freundliche Empfangsdame entgegen. »Es ist so weit, Herr von Allmen. Morgen wird die zwohundertvierzehn frei. Wenn Sie noch immer interessiert sind - ab fünfzehn Uhr können wir den Wechsel vornehmen.«
    Allmen bedankte sich. Er freue sich schon auf den Erker, behauptete er. Er ging auf sein Zimmer, setzte sich an den Schreibtisch - er bildete sich ein, strukturierter denken zu können, wenn er an einem Schreibtisch saß - und dachte nach.
    Wenn Sokolow tatsächlich abreiste, hatte er kaum eine Chance, auf seiner Spur zu bleiben. Falls der Zwischenfall der letzten Nacht der Grund für Sokolows plötzliche Änderung seiner Pläne war, sah er auch kaum eine Möglichkeit, ihn umzustimmen. Allmen war durch und durch hetero.
    Aber vielleicht wollte Sokolow ja auch aus einem anderen Grund abreisen. Vielleicht hatte er eine Nachricht von einer Kontaktperson bekommen. Möglicherweise war der Russe, mit dem er sich im Pool kurz unterhalten hatte, eben doch nicht nur irgendein Landsmann, dem er zufällig begegnet war. War er zu einem Treffen bestellt worden? War der Diamant verkauft, und das Warten auf das große Geld hatte ein Ende? Oder hatte Sokolow ganz einfach bemerkt,

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