Allmen und der rosa Diamant
Sokolow befreundet?«
»Wir haben zweimal zusammen gegessen, einmal etwas an der Bar getrunken und waren einmal gemeinsam im Spa«, stellte Allmen richtig.
»Mehr nicht?«
Allmen blieb stehen und sah Krille an. Es war nicht schwer zu erraten, wie die Frage gemeint war.
»Was immer man Ihnen erzählt hat, ich hatte kein Verhältnis mit Sokolow. Weder mit ihm noch sonst je mit einem Mann.«
Krille nahm es kommentarlos zur Kenntnis. »Was wollten Sie zur Zeit des … ahm … Vorfalls in der Sauna?«
»Der Ruheraum eignet sich hervorragend zum Lesen und Entspannen. Man ist ungestört von Kinderlärm.«
Krille kritzelte etwas in sein winziges Notizbuch. Allmen überraschte ihn mit der Frage: »Gehen Sie von einem Unfall aus?«
Der Beamte sah ihn prüfend an. »Haben Sie etwas beobachtet, was dagegenspricht?«
Allmen erzählte ihm von den beiden Beobachtungen mit den Engländern. Dass sie Sokolow vom Strand aus gefolgt waren. Dass er einen der beiden dabei überrascht hatte, wie er im Ruheraum um Sokolows Liege herumstrich.
»Wären Sie bereit, das zu Protokoll zu geben?«
»Wenn ich deswegen nicht meinen Flug verpasse.«
Krille blieb stehen. »Dann drehen wir besser um. In knapp zwei Stunden werden Sie abgeholt.«
Der Mann war über Allmens Pläne genau informiert.
Sie gingen, an den zusammengewürfelten Strandkörben vorbei, zurück zu den einheitlichen.
»Wir haben uns erkundigt, wer von den Gästen vorzeitig abreist. Sie sind der einzige. Außer den zwei Engländern. Die haben bereits gestern ausgecheckt.«
Allmen blieb stehen. »Ich traf im Ruheraum ein, als es bereits passiert war. Dafür gibt es mehrere Zeugen.«
Krille nickte. »Ich weiß.«
Allmen machte sich gefasst auf den Satz: »Aber Sie waren zwei Mal dort.« Was der Fahnder stattdessen sagte, war auch nicht viel besser: »Wissen Sie etwas über den Laptop?«
»Den Laptop?«
»Sokolow wurde oft mit einem Laptop gesehen. Bis jetzt haben wir ihn nicht gefunden.«
Eine Eingebung ließ Allmen antworten: »Das ist seltsam. Herr Sokolow hatte ihn immer mit dabei.«
»Auch in der Sauna?«
Allmen schüttelte den Kopf. »Im Ruheraum. Das eine Mal, als ich mit ihm dort war und er in die Sauna ging, hatte er den Laptop im Ruheraum gelassen.«
»Einfach so offen?«
»Nein, in der Strandtasche und vom Bademantel bedeckt.«
»Jemand hätte den Laptop also im Ruheraum entwenden können.«
»Leicht. Weshalb ist er so wichtig?«
»Weil er verschwunden ist.«
Allmen sah ihn überrascht an. »Logisch.«
»Noch eine Frage, Herr von Allmen: Wo waren Sie, bevor Sie in die Sauna gingen?«
»Am Strand.«
»Und gingen von dort direkt ins Spa?«
»Direkt. Dafür gibt es Zeugen.«
Der Ermittler nickte. »Stimmt.«
»Weshalb fragen Sie dann?«
»Reine Formsache. Jemand hat Sokolows Zimmer durchsucht.«
Wer ein Leben führte wie Allmen, hatte gelernt, weder zu erröten noch zu erbleichen. Es gelang ihm auch diesmal.
»Durchsucht ist untertrieben«, ergänzte Krille. »Auf den Kopf gestellt.« Und nach ein paar Schritten fügte er noch hinzu: »Aufgebrochen und in großer Eile durchwühlt.«
Allmen gelang es, sich seine Erleichterung nicht anmerken zu lassen.
Sie hatten das Hotel beinahe erreicht. »Eine Bitte noch«, sagte Krille. »Das Vorgehen ist ein wenig unorthodox, aber in Anbetracht der knappen Zeit…«
»Fragen Sie.«
»Wir haben keine Durchsuchungsanordnung, aber die ist in einem solchen Fall in ein paar Stunden zu beschaffen. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ein Kollege von mir ohne diese Formalitäten einen kurzen Blick in Ihr Gepäck werfen würde, während wir beide das Protokoll aufnehmen? Sonst würde sich Ihre Abreise verzögern.«
Wieder kam Allmen seine Erfahrung mit prekären Situationen zugute. »Aber beeilen Sie sich«, war sein einziger Kommentar.
Der Fahnder bestellte telefonisch einen Kollegen zu Allmens Suite. Danach gingen sie schweigend zum Hotel.
3
Mit all der Gelassenheit, die er aufbringen konnte, saß Allmen in dem Sessel beim Fenster und diktierte Krille seine Aussage in den Laptop, während ein anderer Beamter sein Gepäck durchsuchte. Es handelte sich um einen Teil seines schon recht mitgenommenen Sets, das er sich in besseren Zeiten in der Manufaktur von Louis Vuitton in Asniéres hatte anfertigen lassen. In neutralem Schwarz, ohne die Initialen von Louis Vuitton, dafür mit denen von J.F.v.A.
Zu Beginn der Durchsuchung hatte er gesagt: »Bitte so, dass ich es danach noch zubringe. Zum Neupacken
Weitere Kostenlose Bücher