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Allmen und der rosa Diamant

Allmen und der rosa Diamant

Titel: Allmen und der rosa Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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ein Foto von der Villa in der Spätbergstraße und eine Einladung dorthin bei La Routes nächstem Besuch.
    Carlos arbeitete sich bis in den April zurück. Dann schaltete er den Laptop aus. Er verpackte ihn in zwei Plastiksäcke, verklebte sie mit breitem Klebeband, versah das Paket mit einer langen Schnur und ging damit in sein Schlafzimmer, dessen Mansardenfenster der Villa abgewandt war. Es war Nacht geworden. Carlos stieg aufs Dach. Er hatte schon als Junge ein wenig Geld damit verdient, für die Gringos mit der Machete hoch in die Kronen ihrer Bäume zu steigen, um sie zu stutzen und von Misteln zu befreien. Er war schwindelfrei.
    Er kletterte an den Schneefangvorrichtungen bis zum Kamin hinauf, schob das Paket hinein und ließ es ein paar Meter den Kamin hinunter. Er befestigte die Schnur und kletterte zurück zu seinem Schlafzimmerfenster.
    Allmen hatte aufgehört, Klavier zu spielen, aber Carlos hörte ihn noch herumgeistern. Er ging die Treppe hinunter und überbrachte ihm die schlechte Nachricht, dass er nichts gefunden hatte.
     
    6
     
    Das Viennois war fast leer, ein paar der Habitues waren in den Ferien, und die Touristen, die sonst um diese Jahreszeit den verbliebenen Zehn-Uhr-Gästen ihre Stammplätze streitig machten, saßen an den Tischen auf dem Trottoir. Es war ein herrlicher Sommertag.
    Allmen war gedämpfter Stimmung. Sokolows Tod steckte ihm in den Knochen, der Verdacht, dass sein Auftraggeber Montgomery etwas damit zu tun haben könnte, beunruhigte ihn, und das Viennois weckte die Erinnerung an eine andere Sorge, die manchmal in ihm hochstieg: der mysteriöse Amerikaner, der aussah wie Martin Sheen.
    Gianfranco brachte ihm seine zweite Schale und ein Croissant. Kopfschüttelnd sagte er: »Quarantacinque milioni per un anello, signor Conte!« Fünfundvierzig Millionen für einen Ring, Herr Graf!
    Allmen sah ihn überrascht an. Gianfranco deutete auf eine Meldung in der Zeitung, die vor seinem Gast lag. Allmen hatte sie noch gar nicht bemerkt.
    Der Beitrag war eine Viertelseite lang. Die Schlagzeile lautete: »Das Coming-out des rosa Diamanten.« Darunter das Bild einer lächelnden Asiatin in einem roten Brautkleid. Sie hielt ihre linke Hand ins Bild, an der sie einen großen Solitär trug.
    »Li Hua Jiao, die Tochter des chinesischen Großinvestors Zhang Wie Linh, und ihr Hochzeitsgeschenk«, lautete die Bildunterschrift.
    Die kurze Meldung besagte, dass der Käufer des rosa Diamanten, der bei der Schweizer Niederlassung von Murphy’s zum Rekordpreis von über fünfundvierzig Millionen Franken versteigert worden war, nur deshalb anonym geblieben war, weil er seine Tochter zu ihrer Hochzeit mit dem Stein überraschen wollte. Es handle sich um den chinesischen Milliardär Zhang Wie Linh, dessen Tochter Hua Jiao sich am vergangenen Wochenende mit dem chinesischen Popstar Li Feng Hu vermählt hatte.
     
    7
     
    Carlos trug seine Kellnerjacke mit schwarzer Hose und Schlips. Das tat er an Wochentagen mit ihrer kurzen Mittagspause selten. Aber auch aus dem Duft nach Coq au Vin - eine von Allmens Lieblingsspeisen - schloss er, dass Carlos Bescheid wusste.
    Er ging in die Bibliothek und setzte sich in den Lesesessel. Carlos servierte ihm seinen Sherry.
    Allmen leerte das Glas zur Hälfte und sah ihn ratlos an. »Verstehen Sie das?«
    Carlos schüttelte den Kopf.
    »Weshalb engagiert er uns, um etwas zu finden, das gar nie verschwunden war?«
    »Vielleicht war der Diamant ja verschwunden, und jemand anders hat ihn gefunden.«
    »Glauben Sie das?«
    »Ich weiß nicht, Don John.«
    Allmen trank den Sherry aus und verlangte, ganz gegen seine Gewohnheit, einen zweiten. Carlos schenkte nach.
    Allmen nahm ihn entgegen und sinnierte. »Einen Tag nach Sokolows Tod trug die Braut den Diamanten am Finger. Vielleicht haben sie Sokolow doch zum Reden gebracht, bevor sie ihn ertränkten.«
    Carlos sagte wieder: »Ich weiß nicht, Don John«, und entschuldigte sich. Das Essen sei gleich fertig.
    Allmen nahm seinen Sherry, ging in den engen, übermöblierten Wohn-Essraum und setzte sich an den festlich gedeckten Tisch.
    Carlos brachte den Salat, den er in dem kleinen Gemüsegarten im weniger schattigen Teil des Gartens anpflanzte. Die Blätter der verschiedenen Sorten Pflücksalat waren mit einer Sauce aus Zitrone, Macadamiaöl und Gewürzen angemacht, zu einem kleinen Stapel aufgeschichtet und mit getrockneten, in Olivenöl eingelegten Tomaten dekoriert.
    Allmen kommentierte das kleine Kunstwerk nicht. Stattdessen

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