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Allmen und der rosa Diamant

Allmen und der rosa Diamant

Titel: Allmen und der rosa Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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bleibt keine Zeit.«
    Der Mann ging sorgfältig vor, das musste er ihm lassen. Er sah seiner verächtlichen, aber beeindruckten Miene an, dass er noch nie solch einem Reisegepäck begegnet war. Jedes Stück hatte seinen Platz: Die Toilettenartikel ihre Toilettenschatulle, die Krawatten ihr Krawattenetui, die Hemden ihre Hemdenbox, alles genau eingepasst und herausnehmbar. Selbst die Schmutzwäsche hatte ihren eigenen Beutel aus sehr weichem Leder.
    Für die Schuhe gab es einen eigenen flachen Koffer und für die Anzüge einen großen, der sich zu einem kleinen Kleiderschrank aufklappen ließ.
    Einmal sagte der Beamte: »Das können Sie doch gar nicht einchecken.«
    »Weshalb denn nicht?«, wunderte sich Allmen.
    »Das kostet doch ein Vermögen an Übergewicht.«
    »Ach so. Ja, das schon.«
    Das letzte Gepäckstück war etwas größer als ein Executive Case und Allmens Entertainment-Koffer. Er bot Platz für etwa zwanzig Bücher, zwei Aktivboxen und einen iPod voller Opern, Symphonien, Rock, Folk, Jazz - je nach Stimmung.
    Der Beamte räumte den Koffer sorgfältig leer. Als er begann, den Inhalt wieder zurückzulegen, fielen ihm unten links und rechts zwei Laschen auf.
    »Lässt sich das öffnen?« Allmen nickte stumm.
    Der Mann zog an den Laschen, der Boden löste sich, und zum Vorschein kam - ein Backgammon Board. In einem separaten Etui waren die Steine verpackt, in einem anderen Spielkarten für Bridge, Poker, Skat und Jass.
    Allmen half, die Koffer zu verschließen, und die Beamten warfen noch einen Blick in die Schränke und Schubladen.
    »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen, ich muss mich noch umziehen.«
    Krille bedankte sich für Allmens Geduld und Verständnis, und die beiden Männer verabschiedeten sich. Allmen zog sich um und packte die Kleider ein, die er getragen hatte.
    Dann nahm er das Stillleben über dem Schreibtisch vorsichtig von der Wand und holte den Laptop hervor. Aus dem doppelten Boden des Entertainment-Koffers nahm er das Backgammon, klappte es auf, verstaute den kleinen Computer in dessen Hohlraum und ließ das Ganze wieder unter dem doppelten Boden verschwinden.
    Er informierte die Rezeption, dass sein Gepäck abholbereit sei, und ging hinunter in die Lobby.
    Die nette Empfangsdame hatte Dienst. Er schob ihr einen von Sokolows Fünfhundertern über den Tresen und bedankte sich für ihre gute Betreuung.
    Die Rechnung überflog er - sie belief sich mit allen Extras auf etwas über vierzehntausend Euro - und unterschrieb sie.
    »Die Anschrift haben Sie ja«, stellte er beiläufig fest und gab der Rezeptionistin die Hand. »Ach ja, da fällt mir ein: Adressieren Sie die Rechnung zu händen Herrn Carlos de Leon, meinem persönlichen Assistenten. Sonst geht das womöglich unter.«
    Der Fahrer fuhr den Bentley schneller als bei der Hinfahrt, sie waren spät dran.
    Aber das Hotel hatte den Flughafen informiert. Der Schalter blieb für Herrn von Allmen etwas länger geöffnet.
     
    4
     
    Samstag war ein guter Tag, um nach Hause zu kommen. Carlos hatte den ganzen Tag frei und konnte ihn gebührend empfangen.
    Während Herr Arnold das Gepäck aus dem Kofferraum des Cadillacs lud, drückte Allmen auf die Klingel unter dem Messingschild mit seinen Initialen.
    Kurz darauf erschien Carlos mit einem alten Leiterwagen, der noch aus der Zeit des Erbauers der Villa stammte.
    »Muy buenas tardes«, wünschte er seinem Patron, »bienvenido«, und lud das Gepäck auf.
    Unterdessen entlohnte Allmen Herrn Arnold angemessen.
    Carlos ging ihm mit dem über den Plattenweg ratternden Leiterwagen voraus bis kurz vor die geschnitzte Haustür der Villa, dann links um den Buchs und zwischen den Rhododendren und Azaleen hindurch zum kleinen Gärtnerhaus.
    Es war ein hochsommerlicher Spätnachmittag, den die alten Parkbäume angenehm mit ihrem Schatten kühlten. Carlos hatte Tee vorbereitet, den er in der Bibliothek servierte. Zusammen mit seinen unvergleichlichen Nachos mit guacamole und frijoles. Während Allmen den Tee zu sich nahm, packte Carlos die Koffer aus.
    Dann kam er zurück in die Bibliothek, schenkte Tee nach und wartete wie immer, bis Allmen ihn einlud, ihm Gesellschaft zu leisten. Erst dann setzte er sich.
    »Sie haben den Laptop gefunden, nicht wahr?«
    »Ja, Don John.« Er lächelte. »Gutes Versteck.«
    Allmen forderte Carlos auf, sich bei den Häppchen zu bedienen. Der bedankte sich und nahm eines.
    »Ich habe der Polizei von den Engländern erzählt«, eröffnete ihm Allmen. »Sie sind noch

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