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Allmen und der rosa Diamant

Allmen und der rosa Diamant

Titel: Allmen und der rosa Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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Mit geübten Handgriffen durchsuchte er mit der anderen Hand seine Taschen und legte deren Inhalt auf die Konsole unter dem vergoldeten Garderobenspiegel.
    Er fand nichts.
    »Bevor du in seinen Unterhosen nachschaust, durchsuch ihn«, befahl Bob.
    Joey gehorchte und durchsuchte Carlos. In seiner rechten Socke fand er den usb-Stick.
    »Bingo!«, grinste Bob. Er stand auf und ging zum Ausgang. Joey sicherte ihm den Rücken und folgte ihm.
    »Gringos«, zischte Carlos.
     
    18
     
    Noch am selben Abend stieg Carlos das steile Dach des Gärtnerhauses hinauf und holte Sokolows Laptop aus dem Kamin. Er war wild entschlossen, sich nicht so leicht geschlagen zu geben.
    Er riss das neue Kabel aus seiner Plastikhülle und schloss den kleinen Computer ans Stromnetz.
    Er wusste nicht, wonach er suchen sollte, »hedge«, »win«, »Brookfield«, »Klein« waren alles Nieten. Er schränkte die Suche auf »Ordner« ein und durchstöberte diese intuitiv. Er ließ das Suchprogramm nach Programmen suchen, stieß aber auf so viele, dass er auch diesen Versuch aufgab. Sokolows Festplatte war einfach zu groß. Sie besaß eine Kapazität von einem Terabyte und war zu zwei Dritteln voll. Zum größten Teil mit Daten und Programmen, die nur Programmierer verstanden.
    Allmens Klavierspiel, mit dem er sich zu beruhigen versuchte, war schon verklungen, als Carlos die Idee hatte: Er schränkte die Suche zeitlich ein. Auf den Zeitpunkt der Übermittlung der Daten bis zum Eintreffen der dringenden Nachricht von La Route, alle Spuren zu vernichten und eine Sicherheitskopie zu verstecken.
    Die Suche ergab immer noch über neuntausend Treffer. Er schränkte sie weiter ein: Auf alle Ordner, die in diesem Zeitraum kreiert worden waren.
    Das Suchprogramm kam auf zweihundertvierunddreißig Ordner.
    Einer davon hieß »Grotto«. »Dios!«, rief Carlos aus.
    Er befand sich im Papierkorb. Carlos musste ihn auf den Desktop ziehen, um ihn öffnen zu können. Er enthielt ein einziges Dokument namens »dfdutbce2/bg«. Carlos öffnete es, und der Bildschirm füllte sich mit Buchstaben und Zahlen, die keinen Sinn ergaben.
    Carlos ging die Treppe hinunter.
    Allmen hatte sich schon ins Schlafzimmer zurückgezogen. Carlos klopfte an die Tür.
    »Moment!«, rief Allmens Stimme. Carlos hörte das leise Knarren des Bettes und das leichte Quietschen der Schranktür, dann stand Allmen im seidenen Morgenmantel vor ihm.
    Carlos entschuldigte sich für die späte Störung und führte ihn die Treppe hinauf.
    Allmen war, seit er im Gärtnerhaus wohnte, höchstens ein Mal in Carlos’ Wohnzimmer gewesen und hatte vergessen, wie winzig es war. Stehend, weil es nur eine Sitzgelegenheit gab, starrten beide auf die endlose Zeichenreihe, die Carlos über den Bildschirm ziehen ließ.
    »Ist er das, der rosa Diamant?«
    »No sé, weiß nicht. Aber er befindet sich in einem Ordner, der >Grotto< heißt und im Papierkorb lag. Sokolow hat vergessen, ihn zu leeren.«
    »Wie gesagt - Schlampe.«
    Die Zeichenparade stoppte, der Cursor war am Ende der Datei angelangt.
    Allmen und Carlos sahen sich an. »Wie finden wir heraus, ob er es ist?« Allmens Frage war an sie beide gerichtet.
    »Saber, wer weiß?«, murmelte Carlos.
    Allmen stellte sich ans Mansardenfenster und starrte in die Nacht hinaus. Der Sturm hatte wieder zugenommen und peitschte die Zweige der ehrwürdigen Parkbäume.
    Er wandte sich vom Fenster ab und stellte sich wieder neben Carlos. »Ich glaube, ich weiß, wie. Aber dazu müssen wir von hier verschwinden.«
     
    19
     
    Es hatte aufgehört zu regnen, aber der böige Wind ließ immer wieder schwere Tropfen von den Bäumen prasseln.
    Vor dem Haus stand ein alter Opel, dessen Fahrer ausstieg, als er sie kommen sah. Ein Mann von etwa der gleichen Statur wie Carlos. Er mochte ein paar Jahre älter sein und hatte, wie Carlos, die klassischen Gesichtszüge eines Maya.
    Carlos stellte ihn als Don Gregorio vor. Sie gaben sich die Hand. »Mucho gusto«, sagten beide.
    Sie fuhren durch die Stadt, immer wieder aufgehalten durch Absperrungen von Räumungsteams, die die Straßen von Fallholz befreiten, und Feuerwehren, die Keller auspumpten.
    In einem Außenquartier verlor Allmen die Orientierung. Gleichförmige Wohnblocks aus den fünfziger und sechziger Jahren standen zu beiden Seiten der schlechtbeleuchteten Straßen. Industriebauten wechselten sich mit Schulhäusern, Wohnsiedlungen, Tramdepots und trostlosen Spielplätzen ab. Don Gregorio fuhr zielsicher durch das Straßenlabyrinth

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