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Alma Mater

Alma Mater

Titel: Alma Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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schüttelte den Kopf. »Ich war total verschossen in deinen Vater. Ich hab keine Stahltür gehört, aber natürlich mußte ich mich fragen, was da auf mich zukam. Was würde die Zukunft bringen? Solche Sachen. Wir hatten keinen Penny. Mom und Dad konnten uns ein Dach über dem Kopf bieten, aber sie waren selbst nicht allzu reichlich mit Geld gesegnet.«
     
»Aber eine Stahltür hast du nicht gehört.«
     
»Nein.«
     
»Tante Bunny sagt immer, es ist genauso leicht einen reichen Mann zu heiraten wie einen armen«, zitierte Vic ihre Tante. »Wenn eine Tür zufällt, dann sollte es sich wenigstens lohnen«, setzte sie nachdenklich hinzu. »Was willst du wegen Dad unternehmen?«
     
»Ich kann auf keinen Fall zulassen, daß er Land verkauft. Ich muß ihn dazu bringen, Surry Crossing auf meinen Namen zu überschreiben. Er wird’s tun, glaube ich. Es wird ihm nicht leicht fallen. Männer sind ja so zartbesaitet.«
     
Das konnte Vic nicht verstehen. Sie hatte diese Ansicht in mehreren Variationen von anderen Frauen gehört, allesamt älter als sie. Die Männer schienen ausgesprochen stark zu sein. Wieso wurden sie mit solchen Schicksalsschlägen nicht fertig? Es ergab keinen Sinn. Waren sie wahrhaftig zartbesaitet, oder hielten die Frauen sie in diesem Zustand, um sie beherrschen zu können? Sie wollte nicht mit ihrer Mutter darüber diskutieren. Sie kannte R. J. und wußte, sie war keine Frau, die sich anpaßte. R. J. begegnete allen, ob Mann, Frau oder Kind, offen und ehrlich.
     
Als R. J. zum Ufer zurückruderte, sagte Vic leise: »Ich habe vieles für selbstverständlich gehalten, Mutter, und ich habe vergessen, dir zu danken.«
     
»Herzchen, du bist zweiundzwanzig.« R. J.s schöne Stimme klang froher. »Damals habe ich auch vieles für selbstverständlich gehalten. Aber ich danke dir.«
     
»Was sagt Großmama Catlett immer? ›Das Leben an sich.‹« Vic zog das Wort »Leben« dermaßen in die Länge, daß sie in derselben Zeit leicht vier Silben hätte aussprechen können, eine gelungene Imitation der alten Dame. »Ich bin dabei, etwas über das Leben an sich zu lernen.«
     
»Ich auch.« Nach einem warmen, kristallklaren Septembertag, wie er nicht schöner hätte sein können, fuhren die drei jungen Frauen zurück nach Williamsburg. Mignon vermißte sie schon, noch bevor sie am Briefkasten an der Landstraße vorbei waren. R. J. legte den Arm um ihre Jüngste und gab ihr zur Aufmunterung eine Fahrstunde.
     
In der Stadt setzte Vic Jinx ab. Jinx lud sie und Chris für Mittwochabend zum Essen ein. Da am kommenden Wochenende ein Auswärtsspiel stattfinden würde, hatte Vic »dienstfrei«, wie sie es nannte. Jinx meinte, sie sollten alle wieder nach Surry Crossing fahren.
     
Vic lachte und dankte ihr für die Einladung; dann fuhr sie Chris zu ihrem Haus und hielt in der Zufahrt.
     
»Du hättest bei dir drüben parken können. Ich wäre zu Fuß gegangen.« Chris lächelte, als sie die Tür aufmachte. »Danke. Ich hatte viel Spaß. Ich könnte auf der Stelle wieder umkehren.«
     
»Nächste Woche. Jinx hat uns eben eingeladen.«
     
Chris beugte sich zu ihr hinüber, hielt inne, stieg dann aus. »Du weißt ja, wo ich wohne, komm einfach rüber, wenn dir danach ist.«
     
»Du auch.« Vic hätte am liebsten den Motor abgestellt, um Chris nach oben zu folgen, aber ihr war klar, daß sie besser daran tat, sich bei Charly zu melden.
     
Sie fuhr zu seinem Wohnheim. Die Footballspieler wohnten ungeachtet der Jahrgänge zusammen und aßen im Speisesaal gemeinsam an einem gesonderten Tisch, wo ihnen speziell zubereitete Mahlzeiten zur Steigerung der Kondition verabreicht wurden. Charly paßte das überhaupt nicht in den Kram, aber der Trainer fand, es fördere die Kameradschaft. Was nur zum Teil stimmte. Ein Übermaß an rotem Fleisch, Vitaminen und den von einigen Spielern verbotenerweise konsumierten Steroiden erzeugte eine explosive Mischung männlicher Hormone.
     
Vic parkte, ging zum Haupteingang und klopfte. Im Eingangsbereich durften sich Frauen aufhalten, aber nicht in den Zimmern. Der Trainer meinte, die Isolierung würde den Jungs das Bumsen erschweren. Da hatte er Recht. Er vertrat die alte Theorie, daß Sex vor einem Spiel einen Mann seines Wettkampfdrangs beraubte. Allerdings war wissenschaftlich längst bewiesen, daß das genaue Gegenteil zutraf. Sex steigerte die Testosteronanteile. Vielleicht war es ganz gut, daß er der alten Theorie anhing, weil sonst womöglich eine Reihe von mannstollen

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