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Alma Mater

Alma Mater

Titel: Alma Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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jungen Schönheiten als Trainingshilfen engagiert worden wäre.
     
»Charly!«, brüllte Tareq Nassar, als er Vic hereinließ.
     
Tareq, ein Cornerback, drahtig und hager, bildete einen starken Gegensatz zu Orion Chalmers, dem rechten Guard, der in einem Sessel in der Eingangshalle lümmelte. Orion sah aus, als hätte er sich an einer Tankstelle mit Luft voll gepumpt.
     
Charly erschien. »Vic.« Er schloß sie ungestüm in die Arme. »Komm, laß uns spazieren gehen. Bloß weg von diesen Tieren.«
     
Die Männer in der Eingangshalle johlten, einige pfiffen anerkennend.
     
Draußen im Zwielicht bemerkte Vic Charlys Beine. Er trug Bermudashorts. »Herrje, du siehst aus wie ein Dalmatiner.«
     
»Die haben hart zugeschlagen.« Er nahm ihre rechte Hand, als sie über den Campus schlenderten.
     
»Mom, Dad, Mignon und Tante Bunny lassen grüßen. Oh, Tante Bunny hat wieder bei den Clubmeisterschaften gewonnen. Der Pokal gehört ihr.«
     
»Super.« Er rieb seine Nase an ihrem Kopf. »Und du siehst super aus. Ich hab dich vermißt.«
     
»Ich hab dich auch vermißt.« Sie mochte seinen Geruch, sein Aftershave, das, nicht zu kräftig, seinen eigenen Geruch ergänzte.
     
Die Leute winkten ihnen zu, als sie daherschlenderten, einer halb an den anderen gelehnt, der Inbegriff der jungen Liebe. Er schilderte das Spiel, die Ausbrüche des Trainers im Umkleideraum, die überwiegend den Defense-Linespielern galten. Sie erzählte ihm von Mignons durchstochenen Ohren, von Edward Wallaces mit Schrotkugeln gespicktem Hinterteil. Sie erzählte ihm nicht, wie schlimm es mit dem Geld stand, erwähnte auch nicht die überwältigende Anziehungskraft, die Chris auf sie ausübte.
     
Ihn zu sehen war eine Erleichterung für sie, seine Vertrautheit beruhigte sie. Neben Jinx war Charly ihr bester Freund.
     
Doch die Empfindungen, die Chris entfachte, die reine Lust, so etwas hatte sie bei Charly nie gespürt. Bei ihm fühlte sie körperliche Anziehung, Glück, Wohlbehagen und Vertrauen. Als sie mit ihm spazieren ging, war ihr, als könnte sie endlich Atem holen, als hätte sie seit Freitagnachmittag nicht mehr tief durchgeatmet. Sie wußte auch, daß alles war wie vorher, daß nur sie selbst irgendwie verändert war. Sie zwang sich, sich auf das, was er sagte, zu konzentrieren.
     
»… dabei haben wir erst Mitte September!« Er hob die Stimme. »Sie plant schon voraus, sie sagt, Thanksgiving ist so wichtig für Onkel George, seit Nana tot ist.« Er wedelte mit der Hand vor dem Gesicht, als würde er ein Insekt verscheuchen. »Sie hat gequasselt und gequasselt. Als Kompromiß werde ich Thanksgiving zu Hause sein, in Familie machen, aber am Abend komm ich rüber zu euch. Als Nachtischbesuch sozusagen.«
     
»Du wirst mein Nachtischbesuch sein.« Sie blieb stehen und küßte ihn auf seine weichen Lippen.
     
»Ein schöner Gedanke.« Er umarmte sie, ließ sie los. »Hey, Vic, ich komm um vor Hunger.«
     
»Haben sie dir nichts zu essen…?«
     
Er unterbrach sie. »Doch, aber ich bin am Verhungern. Vielleicht hab ich ’nen Bandwurm.«
     
»Nee. Du mußt dich für die vielen Muskelrisse entschädigen, die vielen blauen Flecke. Du siehst wirklich wie ein Dalmatiner aus.«
     
»Ich frag mich, ob ich nicht ein echtes Arschloch bin. Ich liebe meine Mutter, aber sie treibt mich zum Wahnsinn.«
     
»Charly, sie ist…«, Vic wägte ihre Worte, »… eine beherrschende Frau.«
     
»Allerdings.« Er nahm wieder ihre Hand und machte dann zwei Schlenkerschritte nach rechts, gefolgt von zweien nach links.
     
Charly war schrecklich gern mit Vic zusammen. Er hatte das Gefühl, ihr alles sagen zu können, ohne daß sie ihn verurteilen würde. Er hatte sich noch bei keinem anderen Menschen so frei gefühlt. Sie brachte ihn zum Lachen. Sie ließ ihn wünschen, ein besserer Mensch zu sein, damit sie stolz auf ihn sei. Er lauschte gern ihren Geschichten von Surry County, ihrer Einschätzung der Leute. Er staunte oft über ihren Scharfblick, der treffend war. Charly war von ihnen beiden der bessere Redner, und sie zog ihn damit auf, daß er der ideale Politiker sei. Ein Gouverneursposten wäre nicht das Schlechteste, doch er wollte viel Geld verdienen. In der Politik verdient ein Mann nicht richtig viel, er muß vielmehr eigenes Geld mitbringen. Was immer die Zukunft bereithielt, er stellte sich Vic an seiner Seite vor. Und obwohl er eine Menge erben würde, wollte er selbst Geld verdienen. Vic sollte stolz auf ihn sein. Das Klackklackklack

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