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Alma Mater

Alma Mater

Titel: Alma Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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nicht, daß es bei mir so war. Bin wohl immer noch dabei, erwachsen zu werden.«
     
»Ich meine, es wird nie enden.«
     
»Bei Edward Wallace ist es bestimmt zu Ende.«
     
»Ach der.«
     
»Yolanda wohnt in der Küche.«
     
»O Gott.«
     
»Ich hatte beim Ausräumen eine Idee. Eine ganz üble Idee, und ich hab eine Ohrfeige verdient.«
     
»Oh?«
     
»Es ist Weihnachten. Die heilige Muttergottes müßte ein hübsches neues rotes Satinkleid kriegen, ein Glas Eierpunsch, eine Rentier-Anstecknadel und eine Nikolausmütze.«
     
»Untersteh dich!« Vic brachte Chris am Freitagmorgen nach Norfolk zum Flugplatz. Während der einstündigen Fahrt machten sie Pläne für ihre Wiedervereinigung.
     
Sie überreichten sich ihre Geschenke im Auto auf dem Parkplatz. Jede versprach, ihres erst am Weihnachtsmorgen auszupacken. Sie küßten sich, stiegen aus und gingen zur Abfertigung.
     
»Ach, Liebste, ich will gar nicht weg.«
     
Vic umarmte sie. »Dauert ja nicht lange, bis ich wieder hier bin und dich abhole, aber ich werde dich vermissen. Ich find’s schrecklich, ohne dich zu sein.«
     
»Ich auch.« Chris wischte sich die Augen, schniefte ein bißchen, küßte Vic auf die Wange und lief dann über die Rollbahn.
     
Vic sah durch das große Fenster, bis das silberne Flugzeug abhob. Chris flog nach Baltimore und würde von dort den Vorortzug nach York nehmen.
     
Von Norfolk aus fuhr Vic nach Hause. Sie nahm die Nebenstraßen durch die weihnachtlich geschmückten Ortschaften, alles in Rot, Grün und Gold. Elfen tanzten auf Rasenflächen, Weihnachtsmänner und Rentiere schienen auf Rathäusern zu landen, Kirchen hatten ihre Krippen im Freien aufgestellt und Stadtplätze prunkten mit großen Bäumen, die mit Lichtern und allerlei Zierrat versehen waren. Sie dachte an die Arbeit, die vollkommen Fremde in diese ganze Pracht gesteckt hatten, und sie war plötzlich unendlich dankbar. Überall ringsum bemühten sich die Menschen, alles schön festlich zu gestalten. Und wenn nicht Weihnachten war, mähten sie Rasen, trimmten Hecken, strichen Zäune, Ställe und Häuser, legten Blumen- und Gemüsegärten an. Sie hatte den Nutzen von diesen Mühen, wenn auch nur für einen flüchtigen Augenblick.
     
Am liebsten hätte sie den Impala vor dem nächsten Rathaus geparkt und wäre durch die alte Flügeltür gestürmt, um allen zu danken. Sie wußte aber, daß es an der Zeit war, statt dessen ihren eigenen Beitrag zu leisten, sei er groß oder klein. Es war wirklich höchste Zeit, erwachsen zu werden.
     
Das plötzliche Fehlen einer Perspektive ließ sie sich nicht etwa ernst und nüchtern fühlen; sie fühlte sich großartig. Das College kam ihr jetzt wie ein Pferch vor. Sie war aus dem Pferch ausgebrochen. Sie wollte ihren Weg in der Welt machen, so gut sie konnte, und für andere tun, was sie konnte.
     
Einer für alle, alle für einen. Alexandre Dumas hatte Recht gehabt, grübelte sie, als sie auf das McKenna-Gelände fuhr. Die Sonne stand hoch am Himmel. Sie wollte Onkel Don fragen, was Bunny sich zu Weihnachten wünschte. Vermutlich ein Zusatzgerät für ihr Fernglas.
     
Kaum war sie aus dem Auto gestiegen, als Hojo aus dem Ausstellungsraum geschossen kam und rief: »Vic, komm rein!«
     
Vic eilte hinein, ein bißchen geschoben von dem Wind, der ihr auf den Fersen war. »Was gibt’s?«
     
»Du wirst es nicht glauben. Komm mit.« Hojo nahm ihre Hand. Unter ihrem eng anliegenden Pullover zeichneten sich ihre zum übrigen Körper perfekt proportionierten Brüste ab. Hojo zog Vic zu der pieksauberen Werkstatt. »Himmeldonnerwetter, ist das zu fassen?«
     
In der Werkstatt stand ein nagelneuer blau-silberner DodgeRam-Transporter, ein Dreivierteltonner. Schweißer arbeiteten daran, orangerote Funken stoben.
     
»Was wird das denn?«, fragte Vic.
     
»Der alte Wallace kam heute hier reinmarschiert, hat den Transporter gekauft und dann gleich die Umrüstung bezahlt. Er läßt eine Rampe montieren, die beim Rauf- und Runterlassen seinen Rücken nicht strapaziert… sie hat eine hydraulische Pumpe, und du weißt ja, wie teuer so was sein kann, und dann läßt er diese schmalen Metallstangen quer übers Rückfenster anbringen. Ich weiß nicht wozu. Und er läßt Stahlseiten an die Ladefläche schweißen, die kriegt man nie mehr runter.«
     
»Bißchen wie ’n kleiner Heuwagen.«
     
»Er steckt noch mal fünftausend Dollar rein, und ich sag dir was, Schätzchen, der Wagen ist eh schon nicht billig – und, und, und er läßt

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