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Almas Baby

Almas Baby

Titel: Almas Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Fuessmann
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hatte noch, wie immer, seine engen Hosen aus Nappaleder an. Schweiß und Mief. Alma wurde übel in Erinnerung an den ekligen Körpergeruch, der sie stets benebelt hatte, wenn er sie gegen ihren Willen fickte.
    Und jetzt stand er da, im Arm ihr Baby, das hingebungsvoll an seinem Finger nuckelte, den er zuvor, wer weiß wo, überall reingesteckt haben mochte. Sein Grinsen wirkte verschlagen: „Na sieh mal einer an, die Pissnelke. Und noch dazu mit einem Balg. Und möglicherweise genau der Balg, den sie überall suchen. Hab ich recht, Alma?“
    „Nein, wirklich nicht, Mirko. Es ist mein Kind. Tu ihm bitte nichts. Wir wollten doch nur Jasmin besuchen.“
    „Du und Jasmin besuchen? Dass ich nicht lache. Seit du dich abgeseilt hast, ist Jasmin für dich doch nur noch der letzte Dreck. Und das stimmt sogar. Schau dich nur um, wie die Schlampe hier haust. Wenn ich nicht ab und zu mal hier für Ordnung sorgte, würde die selbst der letzte Penner auf dem Strich nicht mehr anfassen. Wo ist die überhaupt?“
    Alma fiel keine Ausrede ein. Also erzählte sie dem Zuhälter von ihrem gemeinsamen Besuch am Geldautomaten. Insgeheim hoffte sie, sie könne ihn mit der Aussicht auf Geld auf andere Gedanken bringen. Aber der schöne Mirko war nicht dumm. Nur brutal. Er warf das Kind unsanft aufs Bett zurück, wo es sofort wieder zu schreien begann. Dann holte er weit aus und schlug Alma mit Wucht ins Gesicht. „Seid ihr Fotzen eigentlich nur blöd? An welchem Geldautomaten? An der Bornstraße? Da hättet ihr doch gleich den Bullen diese Adresse durchgeben können. So dauert’s auch nicht viel länger, bis sie schnallen, wo sie euch abgreifen können.“
    Er warf ihr ein dreckiges Handtuch zu: „Hier. Wisch dir das Blut aus der Visage. Und sieh zu, dass der Balg zu schreien aufhört - bevor ich es tue. „Alma stürzte auf Mirko: „Bitte, tu dem Baby nichts. Ich mach’ auch alles, was du willst. Soll ich wieder für dich anschaffen gehen? Ich mach’s, ganz bestimmt. Das Kind hat doch nur Hunger.“
    „Dann stopf ihm doch, verdammt noch mal, irgendetwas ins Maul. Soll ja nicht so schwer sein, ein Baby zu füttern. Aber natürlich nur für den, der auch seine Mutter ist. Und das trifft auf dich ja nun mal nicht zu.“ Er roch an der Milchflasche auf dem Tisch. Befand den Inhalt offensichtlich für genießbar, ging zum Herd, goss die Milch in einen dreckigen Topf und stellte die Kochplatte an. Alma sah fassungslos, wie die Hitze die Platte rot färbte. Jasmin hatte sie belogen. Es gab gar keine Stromsperre. Trau niemals einem Junkie.
    Und keinem Zuhälter. Mirko gehörte nicht zu den Großen seiner Branche. Ein Dreigroschen-Lude, der sich mit dem begnügen musste, was vom Straßenstrich abfiel. Bisher hatte er es davon nicht einmal zu einer Rolex gebracht. Und das bedeutete: Unter seinesgleichen war er der Underdog. Und diese Schmach kompensierte er, indem er seinen Hühnern zeigte, wer der Herr im Haus war. Wenn sie nicht genug Geld anschafften, prügelte er seine Nutten. Notfalls Nacht für Nacht. Und anschließend, wenn sie halb verrückt waren vor Schmerz und Angst, bumste er sie kräftig durch - sozusagen zur Versöhnung. Wobei seine Brutalität in diesem Bereich manchmal noch schwerer zu ertragen war. Zureiten nannte er das oder auch Aufbocken. Alma hatte nie begriffen, ob er das zu seinem Vergnügen betrieb oder tatsächlich für notwendig hielt, um Jasmin und sie an eine härtere Gangart zu gewöhnen und sie besser für die Arbeit auf dem Strich vorzubereiten. Egal. Er war einfach der letzte Dreck.
    Jetzt machte er Anstalten zu gehen und ordnete an: „Rühr dich nicht von der Stelle und füttere den Balg. Ich seh’ nur mal eben nach Jasmin, dass die mir keinen Scheiß baut. Wenn ich zurück bin, sehen wir weiter. Oder soll ich’s dir vorher noch mal richtig besorgen?“ Er baute sich grinsend vor ihr auf und ließ sein Becken in obszöner Geste vor- und zurückschnellen: „Na, wie wär’s mit ficki-ficki?“ Freundlich tätschelte er danach Alma die Wange: „Wart’s ab. Du kommst schon auf deine Kosten, wenn ich wieder da bin. Du kannst dich auf mich verlassen. Schon um der alten Zeiten willen. Wir werden schon eine Lösung finden.“
    Alma wusste genau, wie die aussehen würde. Zuallererst würde Mirko sich nach den genauen Umständen erkundigen, unter denen das Baby aus dem Krankenhaus verschwunden war. Dann würde er zum Handy greifen und mit der Polizei über eine Belohnung oder mit den Eltern über ein Lösegeld

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