Alpengold (German Edition)
um seine Schultern.
‚Was für ein Ende unseres Traumurlaubs‘, dachte Jens traurig. ‚Was für ein Ende für Mark und Stefan.‘
Als er zurück ins Zimmer kam, schlief Sandra. Wahrscheinlich hatte sie ein Beruhigungsmittel bekommen. Er legte sich auch hin, fand aber keine Ruhe. Nach einer Weile wurde Sandra unruhig, dann schreckte sie auf. Sie sah Jens an.
„Wie war es?“
„Es ging.“
„Ich hätte das nicht geschafft. Ist das nicht alles grauenhaft?“
„Ich habe sie erkannt und der Polizei bestätigt, dass sie es sind“, wich er aus. „Lass uns nicht weiter darüber reden.“
Gegen Abend, als die Chancen am Größten waren, jemanden anzutreffen, wollten sie zu Hause anrufen. Jens bot an, den Raum zu verlassen, wenn Sandra telefonierte, doch sie winkte ab.
„Nee, komm her und halte mich fest, sonst heule ich nur in den Hörer und bekomme kein Wort raus und Mama kriegt ‘nen Schock.“
Sie wählte und sagte gefasst, dass es ihr gut gehe und sie wegen eines Zwischenfalls bereits nächsten Abend heimkommen werde. Sie bat, sie sollten sich keine Sorgen machen, alles sei in Ordnung, sie käme nur früher als gedacht zurück. Schnell beendete sie die das Gespräch, obwohl ihre Mutter noch Fragen stellte.
Jens hob zeigte die Faust mit hoch erhobenem Daumen. „Super gemacht!“
So wollte er es auch machen, doch sein Vater reagierte gleich wütend und fragte, was das für ein Zwischenfall sei und ob er aus einer Arrestzelle anrief.
„Nein, Pa, es ist alles in Ordnung, glaube mir. Ich bin im Krankenhaus, aber mir fehlt nichts.“
„Aha, kommen jetzt also schon Gesunde ins Krankenhaus? Was ist denn nun passiert? Sag schon!“
Er verdrehte genervt die Augen. „Wir wurden überfallen und sind einen Tag zur Beobachtung im Krankenhaus, weiter nichts. Morgen bringt uns ein Beamter heim.“
„Was? Also habt ihr jemanden überfallen, oder was? Wieso bringt euch ein Beamter? Seid ihr verhaftet? Ich wusste gleich, es war eine Schnapsidee, mit vier anderen halbgewalkten Studenten wegzufahren. Kerle und Weiber zusammen, das geht nie gut. Und wenn es auch noch Studenten sind, die sind doch nur zu faul zum Arbeiten. Dass du dich zu diesem Volk gesellen musstest ...“
Jens hielt den Hörer von Ohr weg und stöhnte laut auf. Er war nahe dran, einfach aufzulegen.
„Schwierig?“, fragte Sandra, die die laute Stimme zum Teil mithören konnte. „Vertag doch das Gespräch auf morgen. Jetzt am Telefon bringt das nichts.“
„Genau“, Jens nickte. „Du, Pa, ich muss Schluss machen, der Arzt kommt. Wir sehen uns morgen Abend und mach dir keine Gedanken, ja? Es ist alles in Ordnung.“
„Nichts ist in Ordnung, sonst würde euch doch nicht die Polizei bringen. Muss eine Kaution gezahlt werden?“
„Ich verstehe nichts mehr, also tschau, Pa.“
Jens legte auf und schüttelte den Kopf. „Es ist unfassbar, verdammt! Eine Kaution, sind wir im Amiland? Der hört mir nicht mal zu, das ist wieder typisch für den Alten. Wie ich das hasse!“
„Tut mir leid, dass du Stress mit deinem Vater hast. Bei mir ist alles okay und ich freue mich, nach Hause zu kommen. Ich brauche erst mal Ruhe und Abstand zu der ganzen Sache. Was ist das nur für ein Horror geworden. Urlaub wollten wir machen, bissel Gold suchen, uns amüsieren, haha. Was hat es uns nun eingebracht?“
Wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen. Sie weinte und Jens hatte große Mühe, es ihr nicht gleich zu tun.
Die Visite am Morgen und das Auschecken aus dem Krankenhaus erfolgten schnell und schmerzlos. Ein junger Polizeibeamter kam und holte sie ab. Zuvor hatten sie von fürsorglichen Schwestern, die sich alle rührend um sie gekümmert hatten, neue Hosen und T-Shirts bekommen. Ihre Kleidung, die sie bei der Einlieferung getragen hatten, war verschmutzt und zerrissen, alles andere von ihnen, was noch im Zelt gewesen war, befand sich sichergestellt bei der Polizei. Der Mann stellte sich als Manuel vor und öffnete die Türen des Streifenwagens. Es war ein Alfa Romeo 159, den Jens interessiert musterte. Das Leben ging eben weiter.
Die Fahrt verlief ereignislos. Sie redeten nur Satzfetzen, rasteten kurz zum Pinkeln und die übrige Zeit heizte ihr Fahrer so schnell es ging über die Autobahnen. Sandra starrte die meiste Zeit ins Nichts.
Irgendwann zog Jens den Goldklumpen aus der Tasche, den er in der Hand gwogen und Mark gezeigt hatte, als sie vor der Mine standen und ihr Glück noch gar nicht fassen konnten. Mark hatte gemeint, er könnte
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