Alpengold (German Edition)
Tausendfünfhundert Euro bringen und Jens steckte ihn gedankenverloren in die Hosentasche. Jetzt drehte er ihn in den Fingern und betrachtete lange den gelben unförmigen Brocken. ‚Das ist alles, was von unserer tollen Goldsuche geblieben ist‘, dachte er. ‚Zwei tote Freunde, eine Vermisste, Leid und Trauer. Dabei waren wir erst so glücklich. Ist denn Gold immer verflucht? Bringt es immer nur Unglück?‘
Sandra bemerkte den Fund in seiner Hand, sie zuckte zusammen und sog zischend die Luft ein. „Pack das bloß weg! Ich will das Scheißgold nie wieder sehen, hast du verstanden?“ Demonstrativ wandte sie den Blick in die andere Richtung.
Zum Mittag und am späten Nachmittag hielten sie an Raststätten, bekamen aber nicht viel an Essen herunter, während der Fahrer tüchtig zulangte.
Sandra lieferte er zuerst daheim ab, Ladies first. Sie umarmte Jens, hatte schon wieder Tränen in den Augen und versprach: „Ich seh‘ dich dann morgen vor der Polizei. Wir treffen uns am Eingang? Jetzt will ich nur noch nach Hause und schlafen, ob ich das kann, bezweifle ich allerdings.“
„Ist gut, Sandra, ja, am Eingang um kurz vor zehn. Nimm eine der Pillen, die du beko mmen hast und schlaf gut. Tschüss.“
Sein Vater schien schon ungeduldig auf ihn gewartet zu haben. Statt einer Begrüßung gab es Vorwürfe und Fragen. Er sollte erzählen, was passiert war. Nicht schon wieder, dachte er und wollte doch nur schlafen. Seine Mutter hielt sich zurück, um ihren Mann nicht noch weiter aufzuregen. Sie glaubte nicht, dass ihr Sohn etwas angestellt hatte und nun, wo sie ihn unversehrt, na beinahe unversehrt, sah, war für sie alles in Ordnung.
Kapitel 9
Vor dem Landeskriminalamt 1 in der Keithstraße in Berlins Stadtbezirk Tiergarten, das für Delikte am Menschen zuständig war, traf Jens auf Sandra. Beide waren sie viel zu früh erschienen und begrüßten sich müde und aufgeregt.
„Gut geschlafen?“, fragte Jens.
„Nicht wirklich. Wie war’s bei dir?“
„Dito. Dazu kam Zoff mit dem Alten. Naja, egal. Lass uns reingehen und es hinter uns bringen.“
Das alte, wuchtige und dunkle Gebäude ragte majestätisch vor ihnen auf und beeindruckte mit einer großen, massiven Holztür. Sie zeigten ihre Ausweise am Empfang und mussten warten, bis sie ein Beamter abholte und in den ersten Stock brachte. Er hieß sie einzutreten und Jens und Sandra nahmen vor einem mächtigen, mit Papieren zugemüllten Schreibtisch auf zwei Stühlen Platz, während der Beamte, der sich als Polizeimeister Rodewald vorstellte, sich hinter das Möbelstück setzte.
Jens hätte den noch jungen Mann nie für einen Kriminalbeamten gehalten. Der Mann machte einen sympathischen Eindruck und blickte sie offen und freundlich an. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass es ihnen gut ging, überprüfte er nochmals ihre Personalien, dann bat er Jens, vor der Tür auf dem Gang zu warten, da er zuerst mit Frau Keller sprechen wollte. Jens wartete beinahe eine Stunde. Nervös blätterte er in Zeitschriften und wenn er ein Heft beiseite legte und zum nächsten griff, hatte er bereits den Titel und was er sich angesehen hatte vergessen. Endlich kam Sandra heraus, sah ihn erschöpft an und sagte, er sei nun dran.
Der Polizeimeister bat ihn, von Anfang an zu berichten, was sie erlebt hatten und nichts auszulassen. Während Jens redete, schaute der junge Beamte auf die Aussagen von ihm und Sandra, die die italienische Polizei gefaxt hatte.
Jens ließ nichts aus, er musste mehrmals Wasser trinken, weil ihm der Mund trocken wurde. Als er fertig war, sollte er Sandra wieder hereinholen.
„Frau Keller und Herr Neubach, Ihre Aussagen decken sich bis ins kleinste Detail und stimmen mit Ihren Aussagen, die Sie vor der italienischen Polizei abgegeben haben, überein. Sie stehen in diesem Fall völlig außer Verdacht und dies ist kein Verhör, nur eine Befragung.
Es tut mir sehr leid um den Tod Ihrer Freunde, des Herrn Berger und des Herrn Uhlitz. Was die verschwundene Person betrifft, Frau Probst, sie wurde als vermisst ausgeschrieben und steht auf der Fahndungsliste. Ein Foto von ihr, das uns ihrer Mutter, die natürlich informiert wurde, überlassen hat, liegt allen Polizeidienststellen vor und wurde auch nach Italien gesendet. Desweiteren wurden die Angehörigen der getöteten Personen informiert.
Ich darf Ihnen versichern, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun werden, um die Vermisste Tina Probst zu finden und den oder die Mörder
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