Alpha: Thriller (German Edition)
reckte den Hals, um durch die Windschutzscheibe zu sehen, und erhaschte einen kurzen Blick auf den Lynx-Hubschrauber über ihnen. »Wenn sie uns nur beobachten, werden sie uns zur Grenze folgen, wo die Polizei uns festnehmen wird. Wir können noch einmal den Anthrax-Trick benutzen, aber ich weiß nicht, ob er ein zweites Mal funktionieren wird. Wenn die Besatzung des Helikopters allerdings Befehl erhalten hat, die Verhaftung vorzunehmen, muss er irgendwann landen …«
Adams nickte und begriff sofort, worauf sie hinauswollte. Er hoffte nur, dass Lynn eingedenk ihres letzten Erlebnisses in einem Hubschrauber nicht in Panik geraten würde. »Bist du dir sicher?«, fragte er behutsam.
Sie nickte. »Es ist unsere einzige Chance.«
Entschlossen wandte Adams seinen Blick wieder der Straße zu. »Dann müssen wir diesen Chopper zum Landen bewegen.«
Was war d as? Captain Marco Delongis sah, wie der Polizeiwagen, der auf der Straße unterhalb seines Hubschraubers fuhr, mit quietschenden Bremsen anhielt und die beiden Flüchtigen aus dem Fahrzeug sprangen.
Was hielt der Mann da in der Hand? Delongis kniff die Augen zusammen. Eine Pistole!
Er kämpfte gegen den instinktiven Drang an, dem Piloten zu befehlen, er solle die Maschine hochziehen, denn er wusste, dass eine 9-mm-Handwaffe dem Helikopter absolut nichts anhaben konnte. Stattdessen schaute er in einer Mischung aus Grauen und Faszination zu, wie der Mann alle fünfzehn Schuss aus der Waffe abfeuerte, bis sie leer war. Dann sah er, wie der Mann einen angewiderten Blick auf die Pistole warf und sie dann zu Boden schleuderte.
Offensichtlich hatte er die Waffe einem der Polizisten an der Straßensperre abgenommen, war aber nicht so vorausschauend gewesen, ihren Munitionsvorrat einzustecken. Er sah, wie die Frau ihrem Partner etwas zuschrie und auf den Hubschrauber zeigte; und dann rannten die beiden los, weg von der Straße und in das Buschland hinein, das sie säumte.
Offensichtlich gerieten sie in Panik; der Anblick des Helikopters ließ sie in blinder Angst zu Fuß fliehen. Wenn so etwas passierte, war Delongis immer verblüfft und erfreut über die Wirkung, die sein kleiner Hubschrauber auf Menschen hatte. Das machte alles beträchtlich einfacher.
Auch dass die beiden den Wagen angehalten hatten und ihre Flucht zu Fuß fortsetzten, machte ihm das Leben leichter. Seine Befehle hatten gelautet, den Wagen zu stoppen und die beiden Flüchtigen festzunehmen. Um sie zum Anhalten zu bewegen, hätte er den Chopper vor das fahrende Auto manövrieren und in geringer Höhe über der Straße schweben müssen, und er war froh, dass er das nicht zu tun brauchte. Wer wusste schon, wie verrückt die beiden waren? Vielleicht wären sie direkt gegen seine Maschine gefahren.
So, wie die Dinge jetzt standen, brauchte er nur in ihrer Nähe zu landen, das aus vier Männern bestehende Team im hinteren Teil aussteigen zu lassen und darauf zu warten, dass sie die beiden festnahmen. Einfach, vor allem, da die zwei jetzt unbewaffnet waren.
Aber, rief sich Delongis ins Gedächtnis, da stellte sich noch das Problem mit dem Anthrax. Es hieß, dass die Flüchtigen ein Teströhrchen besaßen, was darauf hinwies, dass es nicht waffenfähig war, doch seine bloße Existenz würde ausreichen, um seine Männer misstrauisch zu machen. Ihre Order lautete, die beiden lebend festzunehmen, aber Delongis hatte seine eigenen Befehle gegeben: Wenn es aussah, als wolle einer der beiden das Anthrax einsetzen, sollten sie auf der Stelle erschossen werden. Sinnlos, unnötige Risiken einzugehen.
Adams und Lynn rannten, so schnell sie konnten, über das raue, unebene Terrain und taten ihr Bestes, um den Eindruck panikerfüllter, ängstlicher Flüchtlinge zu erwecken.
Sie hörten, wie der Hubschrauber zu ihnen aufschloss, und spürten, wie er näher kam. Aber sie drehten sich nicht um, um ihn anzusehen, sondern rannten einfach weiter, den Blick nach vorn gerichtet.
Lynn erhaschte zuerst aus dem Augenwinkel einen Blick darauf, als der graue Rumpf an ihrer Flanke vorbeiflog und überall um sie herum Wüstensand aufwirbelte, sich dann auf die Seite legte, die Nase hochzog und nur zwanzig Meter entfernt von ihnen landete.
Die beiden drehten sich um und wechselten einen Blick. Das war es.
Als das schwarz gekleidete Festnahmeteam mit Sturmgewehren im Anschlag in den wirbelnden Sand sprang, hielt Lynn abwehrend ihren Rucksack hoch.
»Runter, runter, runter!«, brüllte der Anführer, während sein Team
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