Alphacode Höhenflug
Freund wird philosophisch. Er weiß nicht, daß wir überall nur Freunde haben.«
»Es geht los«, rief Amonskij. Er saß in einem Sessel vor dem Fernseher. »Die ersten Berichte treffen ein.«
Ich war froh, daß er mich in meinen Grübeleien unterbrach. Mußten sie in letzter Konsequenz dazu führen, daß ich in Gorong einen Verbündeten sah?
Auf der einen Seite standen die Menschen, auf der anderen die Mutanten. Wir waren eine Minderheit, geduldet, weil man uns brauchte.
»Was haben Sie?« fragte Amonskij.
Als ich ihn anlächelte, verstummte er. Diese Reaktion kannte ich. Ich erlebte sie oft, wenn ich Menschen auf diese Weise ansah.
›Thor!‹ Kiny meldete sich telepathisch vom Flugplatz aus. ›Denk nicht in diesen Bahnen. Es ängstigt mich.‹
›Mein Kleines‹, beruhigte ich sie. ›Es ist alles in Ordnung.‹
›Glaubst du wirklich, daß wir negativ werden könnten? So wie er?‹
›Nein!‹ dachte ich entschieden. ›Niemals!‹
*
Orpheus knarrte dreimal hintereinander.
»Vielleicht«, überlegte Hannibal besorgt, »braucht sie ein Männchen.«
Ich warf einen ironischen Blick auf das Metallgebilde in seiner Hand.
»Sie sieht aber völlig unerotisch aus.«
»Wie kannst du es wagen, so etwas zu behaupten?« entrüstete sich der Zwerg. »Sie ist zärtlich und liebebedürftig wie eine richtige Fröschin. Ich werde dafür sorgen, daß ihr geholfen wird.«
Ich erschrak. Die Vorstellung, den Kleinen in Peking bei der Jagd auf einen Frosch zu erleben, war nicht gerade erhebend.
Glücklicherweise unterbrach Amonskij das Gespräch. Er macht uns auf eine pulsierende Leuchtschrift auf dem Bildschirm aufmerksam.
»TARKAI-Corporation«, las er. »Größte Gesellschaft im Einflußbereich des GAS. Sie befaßt sich mit dem Handel von Zuchtperlen. Der Präsident, der die Mehrheit des Aktienkapitals besitzt, lebt in Peking. Er hat alle Aktien abgestoßen und sich ausbezahlen lassen.«
»In welcher Währung?« erkundigte ich mich.
»Dukaten«, entnahm Amonskij der Nachricht. »Dreieinhalb Milliarden Dukaten.«
Er stieß einen Pfiff aus. Wie alle Mitglieder des GAS hatte er großen Respekt vor der Währung der Europäischen Union.
»Vielleicht plant er eine Reise nach Europa«, meinte Utan.
»Sehr witzig!« sagte ich. »Stellen Sie Name, Adresse und Aufenthaltsort des Präsidenten fest, Amonskij. Ferner alle Querverbindungen, Liebschaften, private Freunde und was sonst für uns vorteilhaft sein kann. Ich brauche die Ermittlungsergebnisse in fünfzehn Minuten.«
Amonskij stieß einen Seufzer aus.
»Glauben Sie, daß er dahintersteckt?«
»Noch glaube ich gar nichts! Vielleicht benötigt er kein Kapital, denn mit seinen Kräften kann er alles erreichen. Es ist auch denkbar, daß es ihm Vergnügen bereitet, einmal soviel Geld in den Händen zu halten. Ebensogut kann alles völlig andere Gründe haben.«
Minuten später erschien eine neue Information auf dem Bildschirm.
Amonskij teilte uns mit, daß ein hoher chinesischer Militär Selbstmord begangen hätte. Fu, das war der Name des Mannes, war gleichzeitig Oberst bei der GAS gewesen.
»Die gleiche Methode wie bei dem Perlenzüchter«, sagte ich zu Amonskij. »Vor allem aber muß ich wissen, ob es Verbindungen zwischen beiden Männern gab. Wie kam es zu dem Freitod?«
»Jetzt kommst du langsam auf Touren«, meinte Utan befriedigt. Er sah sich mißbilligend im Zimmer um: »Ich bin froh, wenn wir hier wieder herauskommen.«
Ich trat ans Fenster und blickte hinaus.
Peking besitzt nicht die Lichterpracht wie viele westliche Großstädte, dazu sind die Chinesen zu sparsam, aber für einen Mann mit einem laserverstärkten Extra-Gehirn, der zusätzlich auf Infrarotbasis sehen kann, bot der
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