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Alphavampir

Titel: Alphavampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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Feinseligkeit hoffte sie, dass Hinthrone nicht mehr als die Kratzwunde davontrug, sobald er aufwachte. «Auf jeden Fall eleganter.»
    «Es kostet wertvolle Sekunden. Seit wann gehen Wölfe rücksichtsvoll mit Gegnern um?» Wie ein Geier legte er den Kopf schräg.
    «Seit ein Mensch Teil ihrer Persönlichkeit ist. Wir sind keine Schlächter!» Sie schnaubte. «Wo ist die Zivilisiertheit, mit der ihr Vampire euch rühmt?»
    Er fasste ihr Kinn mit Daumen und Zeigefinger und hob ihr Gesicht an. «Pass auf, was du sagst, meine Hübsche.»
    Nanouk linste automatisch zu Canis, um seine Reaktion zu prüfen. Doch anstatt eifersüchtig zu werden, flirtete er schon wieder mit Mila. Einer Vampirin! Die mithilfe von Kontaktlinsen eine Augenfarbe wie Frostschutzmittel hatte.
    «Wir sind kein schlechtes Team.» Canis bemühte sich um sein charmantestes Lächeln.
    Doch Mila blieb nicht einmal neben ihm stehen, sondern stolzierte an ihm vorbei in den Nachbarraum. «Den Wurm hätte ich auch allein niedergestreckt.»
    Mürrisch dackelte Canis hinter ihr her.
    Kristobal berührte Nanouks Arm, damit sie den beiden folgte, doch sie schüttelte seine Hand ab und fletschte ihre Zähne. Fragend hob er seine Achseln, doch sie hatte keine Lust auf Erklärungen und ließ ihn einfach stehen.
    Obwohl niemand ihr Vorwürfe machte, dass sie Hinthrone fast angesteckt hätte, schämte sich Nanouk in Grund und Boden. Sie hatte ihr Tier nicht mehr unter Kontrolle gehabt. Der Instinkt war stärker als die Vernunft gewesen. Das war ihr schon lange nicht mehr passiert.
    Eine Stimme zischte in ihr: «Siehst du nun, wohin Schwäche führt?» Das war alles nur Kristobals Schuld. Er hatte ihr den Floh ins Ohr gesetzt, dass es nicht schlimm war, schwach zu sein, doch er lag falsch. Vielleicht, aber nur vielleicht, lag es auch an dem Virus.
    Der Alpha holte auf und schritt an der Spitze der kleinen Gruppe durch den Korridor, als wollte er seine Führungsposition klarstellen. Da sie schon zu viel Zeit vergeudet hatten, fielen sie in einen Laufschritt. Nanouk bereute es, ihren Parka nicht im Wagen gelassen zu haben, denn sie schwitzte. Immer wieder musste sie den Umschlag mit den Fotos herunterdrücken, weil er durch das Laufen hochrutschte. Je näher sie dem Aufzug kamen, desto mulmiger wurde ihr. Wo verstecken sich die restlichen vier Skua? Kristobal würde doch wohl nicht den Aufzug wählen? Der Zugang zum Treppenhaus befand sich gleich daneben.
    Plötzlich wurde eine Tür weit aufgerissen. Nanouk konnte zwar noch in letzter Sekunde ihre Arme hochreißen, trotzdem prallte sie schmerzhaft mit den Armen und der Stirn gegen die stahlharte Feuerschutztür. Ihr wurde schwarz vor Augen. Ein Tritt gegen die Beine holte sie von den Füßen. Keuchend fiel sie auf den Boden und war froh, seit dem Angriff von Hinthrone ihre Krallen noch nicht eingezogen zu haben. Schützend hielt sie ihre Klauen vor das Gesicht.
    «Geh nicht zimperlich mit ihr um! Sie ist keine Frau, sondern ein Werwolf», schrie ein Mann mit Reibeisenstimme aus der Richtung des Skywalks und eröffnete das Feuer.
    Als würde das eine das andere ausschließen, dachte Nanouk und sah zum Glastunnel. Zwei Weiße und ein Farbiger kamen auf sie zugerannt. Mitleidslos schossen sie auf Kristobal, Mila und Canis, die gezwungen waren, weiterzurennen, um nicht getroffen zu werden. Werwölfe waren zwar in der Lage einige Schussverletzungen zu überstehen, an denen reine Menschen starben, weil der Wolf ihnen zusätzlich Stärke verlieh und die Heilung beschleunigte, aber einen Schuss ins Herz oder in den Kopf konnten auch Lykanthrophen nicht überleben. Vampire offensichtlich auch nicht. Denn Kristobal blieb zwar stehen, kam ein Stück auf sie zu, die Hände ausgestreckt, um ihr hochzuhelfen, musste dann aber doch den Rückzug antreten, weil ein Pistolenkugelhagel auf ihn abgefeuert wurde.
    Nanouk musterte ihren Angreifer und fragte sich, ob der Mexikaner, der sich vor ihr aufbaute, eine Perserkatze besaß. Es hieß doch, dass die Besitzer ihren Tieren mit der Zeit immer ähnlicher wurden. Sein Gesicht und besonders seine Nase waren so platt, als hätte er einen fahrenden Zug geküsst. Schnaufend rang er nach Atem und öffnete schließlich seinen Mund, um mehr Luft zu bekommen. Sein Schnurrbart bedeckte seine Oberlippe, Speichel sammelte sich in den Mundwinkeln.
    Der Kerl musste Montalbán sein. Das war der einzige mexikanische Name, den Kristobal genannt hatte, als er die Nachnamen der sechs Skua aufgezählt

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