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Alptraum-Sommer

Alptraum-Sommer

Titel: Alptraum-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich nicht. Dann hätten Sie anders gefragt.« Er lächelte freudlos.
    »Möglich.«
    O’Hara schaute auf die Puppe. Er drehte sie in der Hand. »Ja, sie ist schon etwas Besonderes. In ihr steckte eine ungewöhnliche Kraft. Alte Legenden haben sich in ihr vereinigt und sind zu bestimmten Wahrheiten geworden.«
    »Zu Morden.«
    Der Bärtige runzelte die Stirn. »Das kann ich nicht unterschreiben. Zu einem Mord gehört eine Leiche, Mr. Sinclair. Aber Leichen hat es wohl nicht gegeben, nehme ich an.«
    »Das stimmt.«
    »Dann sind wir ja wieder auf einer Linie vereint.«
    »Nicht ganz«, dämpfte ich seinen Optimismus. »Ich denke, da gibt es noch andere Dinge, die ich klären muß.«
    »Müssen Sie?«
    »Ja.«
    »Und weshalb?«
    »Sagen wir so, Mr. O’Hara, ich interessiere mich eben für bestimmte Dinge, die den Kreislauf des Normalen verlassen. Ich möchte gern hinter die Kulissen schauen.«
    »Und Sie glauben, den Vorhang bei mir ein wenig lüften zu können?« spottete er.
    »Nicht nur ein wenig.«
    »Ganz?«
    »Fast.«
    O’Hara nickte. »Halten wir fest, Mr. Sinclair. Sie interessieren sich für das Verschwinden der drei Männer?«
    »Auch.«
    »Und verdächtigen mich.«
    »Zumindest gehe ich davon aus, daß Sie mehr wissen. Sie sind mir ein Rätsel.«
    »Ich bin ein Künstler!« korrigierte er mich.
    Ich schaute auf meine Finger.
    »Das streite ich nicht einmal ab. Ich brauche mir nur Ihre Kunstwerke anzusehen. Sie sind schon etwas Besonderes.«
    »Ja, das sind sie!« bestätigte O’Hara mit einem seltsamen Unterton in der Stimme. Da er nicht weitersprach, sondern nur Interesse für sein Wurzelmännchen zeigte, sprach ich weiter.
    »Ich denke, daß Ihre kleinen Kunstwerke etwas mit dem Verschwinden der drei Männer zu tun haben. Ich glaube sogar, daß sie unmittelbar daran beteiligt sind. Daß Sie diese nicht nur als Hausgötter ansehen, sondern als Beschützer in einem gewissen Sinne. Möglicherweise sogar als Leibwächter.«
    »Ach ja…?«
    »Ich kann Ihnen noch einen Hinweis geben, der mich sehr gestört hat, als ich Ihr Haus betrat.«
    »Bitte.«
    »Es ist der Blutgeruch, der einfach nicht weichen will, Mr. O’Hara. Für ein Haus immerhin recht selten, denn, sagen Sie mir ehrlich, wo riecht es schon nach Blut?«
    Er bewegte seinen Mund, als er schluckte. »Gut, Mr. Sinclair, sehr scharfsinnig.«
    »Es ist also Blut.«
    Der Mann löste sich von seinem Standplatz und durchwanderte den Raum. Das Echo seiner Tritte auf dem Holzboden begleitete ihn. »Es ist sogar ein bestimmtes Blut«, gab er zu und blieb nahe den verschlossenen Gefäßen stehen. »Ich mußte es haben, denn es ist das Blut der Feinde, das ich aufbewahrt habe.«
    Ich gab ihm eine andere Antwort. »Ist es das Blut der drei verschwundenen Männer?«
    Er lächelte und nickte.
    »Ja, das ist es!« bestätigte er.
    »Schön«, sagte ich, obwohl ich es gar nicht so meinte. »Dann hätte ich gern noch gewußt, wofür Sie dieses Menschenblut benutzen? Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie es trinken. Wie ein Vampir sehen Sie nicht gerade aus?«
    »Ich brauche es auch nicht.«
    »Wer dann?«
    »Ist das wirklich so schwer?« flüsterte er und streckte die Hand mit seinem Galgenmännchen vor. »Er braucht es. Er ist kein anderer, Mr. Sinclair…«
    ***
    Ich war nicht total überrascht. So etwas Ähnliches hatte ich mir schon gedacht. Ich hob nur die Augenbrauen an und schaute auf den puppenhaften Balg, der ein wenig zitterte, weil sich auch die Hand des Mannes leicht bewegte.
    »Jetzt wissen Sie Bescheid.«
    »In der Tat.«
    O’Hara ließ sich auf einem anderen Schemel nieder. »Ich habe mir erlaubt, das Blut der Männer zu nehmen, zu zapfen, wenn Sie wollen, denn es mußte sein.«
    »Sie erlauben, daß ich anders darüber denke?«
    »Aber sicher doch. Jeder hat seine Meinung.« Er lächelte breit. »Die Männer haben es nicht verdient gehabt, weiter am Leben zu bleiben. Sie sind gewarnt worden, zumindest die ersten beiden, aber sie wollten nicht hören. Sie wollten aus diesem alten Land, das für uns so etwas wie ein Paradies ist, eine Hölle machen. Eine Touristenhölle, sage ich Ihnen. Es sollte hier gebaut werden, man wollte in die Natur eingreifen, aber man dachte nicht daran, daß auch die Natur bewacht werden könnte.«
    »Durch Mandragoro?« fragte ich.
    O’Hara zuckte zusammen. Mit einer derartigen Antwort hatte er nicht gerechnet. Für einen Moment wirkte er fahrig, schaute auf seine Alraune, dann sah er mich wieder an, strich über seine

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