Als das Leben ueberraschend zu Besuch kam - Roman
beschäftigte, ging sie zum Markt, um ihre Einkäufe zu tätigen.
Am Tag X wachte Jacqueline um fünf Uhr auf.
Als sie um acht Uhr in der Küche die ersten Vorbereitungen traf, kam Arminda in einem kurzen Nachthemd herein, um sich einen Kaffee zu kochen. Jacqueline fragte sie, ohne sie richtig anzuschauen, ob sie sich den Fotoapparat von Nane ausborgen dürfe, der auf der Kommode im Wohnzimmer lag. Arminda, die noch nicht richtig wach war, knurrte ein Ja. Jacqueline verriet Arminda nicht, dass sie ihren fein gedeckten Tisch fotografieren und die Fotos Perpétue, ihrer Brieffreundin in Benin, schicken wollte. Aufgrund der Nächte im Atelier und der amerikanischen Freunde hatte sie Perpétue vollkommen vernachlässigt.
Um zehn Uhr war alles fertig und doch auch wieder nicht. Einige Dinge konnte Jacqueline erst zubereiten, kurz bevor sich alle an den Tisch setzten. Der wahnsinnige Stress führte dazu, dass das Herz der alten Dame viel zu schnell klopfte. In Behältern, deren Ränder sorgfältigabgewischt waren, um etwaige Flecken zu entfernen, warteten die Zutaten auf die Mittagszeit. Wein, reifer Käse, Butter, Meersalz, Baguette und Walnussbrot – alles stand bereit. Dennoch las Jacqueline immer wieder ihre Listen durch, auf denen sie alles durchgestrichen hatte. Auch die Mousse au Chocolat war fertig und gelungen. Mit Pergamentpapier umwickelt, musste sie sich zwei Stunden oder noch länger im Kühlschrank gedulden. Die hübsch gebundenen Blumensträuße, die Jacqueline mit großer Sorgfalt beim Floristen ausgesucht hatte, standen in kleinen Kristallvasen. Der Tisch auf der Terrasse war gedeckt – wunderschön, elegant und mit ländlichem Charme. Ein ebenso feines wie schlichtes Arrangement. Vor lauter Nervosität lief Jacqueline ständig zwischen der Terrasse und der Küche hin und her.
Und schließlich verkündete Arminda ein paar Stunden später: »Ich glaube, sie sind da.«
27
Mir wurde erzählt, wie es weiterging, denn just in diesem Augenblick spürte ich eine mir bislang unbekannte Bitterkeit, als ich auf den Brombeersträuchern an dem kleinen Weg saß. Jacqueline interessierte mich nicht mehr und alles andere übrigens auch nicht. Nach der Euphorie der letzten Tage war ich plötzlich wieder allein, empfindsam und desorientiert – ein ungünstiger Moment, um mich zu ärgern. Und genau das tat Apeliotes, ohne irgendwelche Skrupel zu haben. Seit ich meine Liebste traf, hatte ich meine Ausflüge mit dem poetischen Wind eingestellt. Doch gegen Mittag, zu der Zeit, als ich mich längst in den Schatten der Terrasse hätte verkriechen müssen, um dieses wichtige Mittagessen zu beobachten, spürte ich Apeliotes, der die Maulbeerbäume in der Nähe des Eingangs kitzelte. Mir entging nicht, dass er mich rief, denn er wehte in alle Richtungen und wirbelte zuweilen den Staub des kleinen Weges auf. Ich folgte ihm, weil ich ihn seit ein paar Wochen nicht gesehen hatte und ich mir sagte, dass es nicht lange dauern würde. Welch ein Irrtum! Er führtemich zu der Lichtung im Kiefernwald in der Nähe der Plage des Ovaires. Ich wollte gerade umkehren, als er zu erzählen begann. Es ging um Paul.
Eines Abends kehrte Paul nach Hause zurück. Wie jeden Abend schaltete er seine Computer und Teleskope ein. Er betrachtete einen Ausdruck der Galaxie, die er beobachtete. Und wie an den unzähligen Abenden zuvor sah er nichts als Tausende von Punkten in einer fernen Unendlichkeit. Die Sterne waren so, wie sie sein sollten. Und der Himmel hätte auch keine Auffälligkeiten aufgewiesen, wenn es nicht so still gewesen wäre. Seit einigen Tagen waren die leisen Geräusche im Haus verstummt. Paul nahm die Brille ab und trocknete sich die Augen. Er weinte.
Wie einem Kind liefen dem alten Mathematiklehrer dicke Tränen über die Wangen, die sich zu den anderen Punkten auf der Himmelskarte gesellten und die Tinte auf dem Junihimmel verwischten.
Ich wollte wissen, warum Paul so traurig war, aber ich wusste, dass man Apeliotes niemals Fragen stellen durfte. Daher folgte ich ihm bis zum Wipfel der Kiefern und suchte mir ein sicheres Plätzchen auf den warmen Nadelspitzen. Apeliotes bemerkte meine Ungeduld, doch er fuhr mit seinem Kauderwelsch fort.
»Wenn die Masse eines Sterns dreißig- oder vierzigmal größer ist als die der Sonne, kann sein Gravitationskollaps so gewaltig sein, dass er niemals zur Supernova wird. Stattdessen stürzt der Kern bis in alle Ewigkeit zusammen und bildet dabei ein Objekt mit einer fast unendlichen
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