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Als das Leben ueberraschend zu Besuch kam - Roman

Als das Leben ueberraschend zu Besuch kam - Roman

Titel: Als das Leben ueberraschend zu Besuch kam - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Vermalle
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überquert.‹«
    Pilou trank einen Schluck Bier. »Jetzt aber mal im Ernst. Wer eine Brücke überquert, die der Teufel gebaut hat, muss schon ganz schön naiv sein. Aber gut. Der Teufel sagt also: ›Du gibst mir die Seele des ersten Christen, der sie überquert.‹ Stell dir vor, der heilige Martin denkt tatsächlich darüber nach und erwidert schließlich: ›Okay, pass auf. Die Sache muss aber vor dem ersten Hahnenschrei morgen früh erledigt sein, sonst platzt der Deal.‹ Der Teufel antwortet: ›Kein Problem, mein Lieber.‹ Und ohne lange zu fackeln, geht er zum Hahn und schüttet ihm so viel Wein in den Schlund, dass der arme Vogel total besoffen ist. Verstehst du, der Teufel glaubt nämlich, der Hahn würde nun bis in die Puppen schlafen und er könnte seine Brücke in aller Ruhe bauen. Er fühlt sich, als hätte er den fetten Christen schon in der Tasche. Doch der Teufel hat kein Glück. Der bekloppte Hahn beginnt mitten in der Nacht laut ein Trinklied zu grölen. ›Le petiiit vin blaaanc, le petiiit vin blaaanc ...‹«
    Ginette begann zu kichern, und Marcel klopfte sich auf die Schenkel, um seinen Gastgebern eine Freude zu machen. Pilou fuhr mit seiner Erzählung fort.
    »Darum wurde der Pont d’Yeu niemals fertig. Trotzdem ein dummer Deal, weil alle in der Geschichte hereingelegt wurden und es noch immer Sünder auf der Ile d’Yeu gibt. Es gibt aber trotzdem ein Happy End, weil sich die halbe Vendée bei jeder Springflut ordentlich den Bauch vollschlägt. Das musst du dir irgendwann einmal ansehen, Marcel. Man kann dort die tollsten Muscheln sammeln. Die Passage du Gois ganz in der Nähe ist nichts dagegen. Miesmuscheln, Venusmuscheln, Herzmuscheln, Wellhornschnecken, sogar Austern und Seeigel. Der Koeffizient, also der Tidenunterschied, muss aber bei über 90 liegen. Am 22. August sind wir, glaube ich, nicht weit von 115 entfernt.«
    »Das heißt, ich kann auf keinen Fall zur Insel schwimmen«, sagte Marcel.
    »Du begreifst schnell, aber man muss es dir lange erklären«, erwiderte Pilou. »Was will man machen, das ist die Nippflut, mein Lieber. Und Nippfluten ... Kannst du mir mal gerade den kleinen Gezeitenkalender geben?«, bat er seine Mutter.
    Marcel, Pilou und Ginette beugten sich alle drei über den Gezeitenkalender.
    Pilou strich mit dem Finger über die Zahlenreihen. »An diesem Tag liegt der Koeffizient bei 36, mittags Flut, das bedeutet, Ebbe am frühen Morgen. Das könnte gehen. Auch der 12. September käme infrage, Koeffizient 28, ach, was rede ich da! Nachmittags ist Ebbe, da müsstest du schon nachts schwimmen. Das geht natürlich nicht. Also müsstest du die Sache auf Ende September verschieben, aber dann ist das Wasser zu kalt. Nein, duhast eigentlich nur am 10. August eine Chance, eine kleine Chance, dass die Krebse dich nicht fressen. Okay. Das ist in knapp zwei Wochen«, sagte er seufzend. »Fühlst du dich fit genug?«
    In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Es war Paul.

46
    Als Jacqueline von der Hausbesichtigung zurückkehrte, war Arminda angespannt und nervös. Bruno wollte sie heute Abend abholen und sie dann in ein Restaurant ausführen. Die Villa Jolie Fleur war tadellos sauber. In so ordentlichem Zustand hatte Jacqueline das Haus noch nie gesehen. Bruno würde erst in zwei Stunden kommen, aber Arminda lief vor Aufregung jetzt schon hektisch hin und her. Nane fluchte, weil sie in der blitzsauberen, aufgeräumten Küche nichts mehr wiederfand, und brummte vor sich hin. Arminda warf Jacqueline einen flehenden Blick zu und verschwand dann in ihrem Zimmer.
    »Wir haben heute Abend einen Gast zum Aperitif«, sagte Jacqueline mit schelmischem Blick.
    »Und warum bleibt der Fischhändler nicht zum Essen?«
    Jacqueline war überrascht, dass Nane bereits Bescheid wusste.
    »Er lädt Arminda in ein Restaurant in der Stadt ein«,verteidigte Jacqueline ihn.
    »Ah, verstehe. Der Herr will sie beeindrucken. Wohin lädt er sie denn ein?«
    »Ins Chez Gérard.«
    »Hmpf«, stieß Nane verärgert hervor. »Aber wundern tut mich das nicht. Das Chez Gérard ist so ein richtiger Angeberschuppen. Möbel und Vorhänge vom Feinsten, aber das Essen auf dem Teller musst du mit der Lupe suchen.«
    »Du könntest doch ein paar Appetithäppchen vorbereiten, damit die beiden nicht verhungern. Ich mische mich auch nicht in die Vorbereitungen ein.«
    Jacqueline verschwand aus der Küche und überließ Nane ihrer schlechten Laune.
    Sie traf Arminda, die ein zunehmend hektisches Verhalten an den

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