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Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
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gestellt“, warf der so Ermahnte ein.
    „Was soll denn das heißen?“
    „Na, daß ich meine Fehler bereue.“
    „Das ist ja wohl das Allerwenigste. Sie werden sich in jedem Falle bewähren müssen.“
    „Genau das will ich ja auch“, erklärte Hans-Peter.
    „Sie haben durch den jungen Sebaldt“, fragte nun der Hauptmann in Zivil, der sich inzwischen hinter den Schreibtisch gesetzt hatte, „diesen Agentenkontakt nach Westberlin geknüpft?“
    „Ja, der hat mir davon erzählt.“
    „Der hat Sie also angeworben?“
    „Ja.“
    „Und Kunzmann?“
    „Den auch.“
    „Das waren also nicht Sie?“
    „Nein, nein, der war doch Sebastians, ich meine Sebaldts Freund. Dadurch hab’ ich den überhaupt erst kennen gelernt.“
    Der Major verließ schließlich den Raum und der Hauptmann in Zivil fuhr mit der Vernehmung fort. Frage und Antwort, Satz für Satz schrieb er alles per Hand auf. Das ging so den Tag über und die Nacht hindurch bis in die Morgenstunden. Zwischendurch durfte Hans-Peter rauchen, Kaffee trinken und bekam auch am Tisch des Vernehmers ein paar belegte Brote zu essen.
    Auf den Hocker in der Ecke mußte er bei der weiteren Befragung aber immer wieder zurück. Einerseits behandelte man ihn wie einen Gefangenen, andererseits aber fuhr man ihn am Morgen sogar nach Hause, ließ ihn jedoch nicht ohne heimliche Beaufsichtigung, bis man ihn wieder zu weiterer Befragung holte. Das ging so zwei ganze Tage und drei halbe Nächte hindurch. Der Hauptmann schrieb Seite um Seite.
    Der Delinquent, und als einen solchen behandelte man ihn zeitweise, erzählte oft schneller als der Vernehmer formulieren und mitschreiben konnte und das ließ die Verhöre bald laxer verlaufen, spitzfindige Nachfragen wurden seltener und auch der Hauptmann gähnte zunehmend öfter hinter vorgehaltener Hand. Das bewog Hans-Peter dann doch dazu, das eine oder andere lieber unerwähnt zu lassen, im festen Vertrauen darauf, daß Sebastian diese Vorgänge von sich aus auch nicht zum Besten geben würde. Kurioserweise vertraute er dem einstigen Freund hier vollkommen, weil dieser, so meinte er, sich ja nicht ohne Not selbst belasten würde. Ein immerhin gewagtes Kalkül, setzte es doch voraus, daß Sebastian jedem Druck seitens der Vernehmer standhalten würde.
    Sebastian seinerseits aber glaubte noch fest daran, daß Freund Hans-Peter sich in Kürze mal wieder bei ihm melden würde. Doch die Pfiffe vor dem Haus waren nun schon eine Woche lang ausgeblieben. Statt Überlegungen darüber nachzuhängen fuhr er ins Fotogeschäft Jockl am Markt und ließ dort Fotos für einen neuen Ausweis machen, schließlich war er kürzlich achtzehn geworden. Und überall hin folgten ihm zwei unauffällige Zivilisten.
    Über das Wochenende waren seine Eltern zu einer Ausstellung lokaler Kunstmaler nach Görlitz gereist und die Geschwister gingen ihren eigenen Interessen nach. Sebastian stand allein in der Wohnung vor seiner Zeichnung, in der es Sommer war. Von draußen dagegen blickte ihn ein eintönig grauer Winterhimmel durch die Fenster an. Er hatte gerade wieder die Stehlampe aufs Zeichenbrett gerichtet, als an der Wohnungstür geläutet wurde.
    Sebastian dachte sogleich an Hans-Peter. „Ja“, murmelte er, „nicht so eilig, du wirst ja noch ‘ne Minute warten können.“ Schließlich legte er Bleistift und Radiergummi beiseite, um öffnen zu gehen. Nicht wenig erstaunt sah er sich statt des erwarteten Freundes drei unbekannten Männern gegenüber.
    „Sind Sie Sebastian Sebaldt?“ hörte er einen der Männer, die, Sebastian bemerkte es mit Erschrecken, ihrem ganzen Aufzug nach der Schlapphutbrigade der Stasi anzugehören schienen in ihren langen schwarzen Ledermänteln. Wo gab es schon Ledermäntel in der DDR und wo diese randgenähten Stiefel?
    Er nickte. „Ja“, sagte er, „bin ich.“
    „Staatssekretariat für Staatssicherheit“, stellte der Frager sich vor und wies mit dem Daumen auf sich und die beiden anderen Kollegen. Dann verlangte er Sebastians Ausweis. Der angelte ihn aus der Seitentasche seines Jacketts am Garderobenhaken im Flur.
    Der im Ledermantel nahm ihn, schlug ihn auf, sah kurz Sebastian an und ließ den Ausweis dann in der Tasche seines Mantels verschwinden. „Wir haben eine Wohnungsdurchsuchung vorzunehmen“, erklärte er, wedelte mit einem Bogen Papier vor Sebastians Nase herum und alle drei traten ein. „Sind Sie allein zu Hause?“
    „Ja“, Sebastian nickte wieder und ging den dreien voran ins Herrenzimmer.

    „Haben

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