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Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
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unwichtig“, und der Beamte schüttelte dazu den Kopf. „Was zählt, sind Tatsachen wie das Hemd dort, aber auch dieser Karton da. Was enthält der nun wirklich?“
    „Ich hab’s schon gesagt und kann’s nur wiederholen, beschriftete und frankierte Briefe.“
    Die anwesenden Beamten sahen sich an, der Chef hob kurz die Augenbrauen. „Frankierte Briefe?“
    „Ja, Briefe, frankiert mit Ostbriefmarken.“
    „Wozu das alles?“
    Sebastian begriff allmählich, daß er nicht umhin kommen würde, den Zweck ihrer Mission offen zu legen. Dazu mußten sie aber Hoffmann benachrichtigen. „Pi-pa-po“, sagte Sebastian zu Hans-Peter, ein Ausdruck, den Hoffmann hin und wieder gebrauchte. Der Freund nickte.
    „Könnte ich Sie mal unter vier Augen sprechen“, wandte Sebastian sich an den vorgesetzten Beamten.
    „Ja, sicher“, stimmte der überrascht zu. „Gehen wir ins Nebenzimmer.“
    „In den Briefen befinden sich Flugschriften“, klärte Sebastian den Beamten auf. „Rufen Sie doch bitte hier an“, und er diktierte langsam Hoffmanns Telefonnummer. „Es handelt sich um einen Nachrichtendienst, dort meldet sich ein Herr Hoffmann. Sagen Sie dem, daß wir bei Ihnen hier festsitzen. Der wird bestimmt nicht begeistert sein.“
    Der Beamte nickte, griff sich das nächststehende Telefon und stellte sich dann mit Namen und Dienstgrad vor, irgendwas mit Oberrat oder so. Von zwei jungen Leuten sprach er und nannte deren Namen, die ein verschnürtes Paket nicht öffnen wollten. „Ihr Herr Hoffmann“, erklärte er schließlich, nachdem er aufgelegt hatte, „will in einer guten halben Stunde hier sein. Es könnte aber auch etwas später werden.“
    Sebastian sah auf seine Armbanduhr. „Den letzten Zug kriegen wir jetzt sowieso nicht mehr“, sagte er wenig begeistert.
    Hoffmann erschien dann erst nach über einer Stunde. In der Zwischenzeit hatte man sie seitens der Beamten jedenfalls nicht mehr wie festgenommene Schmuggler behandelt, hatte sie mit Kaffee und Keksen versorgt und sich auch förmlich entschuldigt. Eine allgemeine Erleichterung hatte ein nahezu kollegiales Verhalten der Beamten den beiden Freunden gegenüber zur Folge. Man bemühte sich die teils schroffen Reaktionen zuvor vergessen zu machen. Offensichtlich hatte man zwei jungen Ostdeutschen Unannehmlichkeiten bereitet, die immerhin dabei waren persönlich einiges aufs Spiel zu setzen, für Überzeugungen, denen auch die Beamten sich verpflichtet fühlten, unter der permanenten Bedrohung, der alle Westberliner sich Tag für Tag ausgesetzt sahen. Noch immer steckte ja die Blockade der westlichen Teilstadt den meisten tief im kollektiven Gedächtnis. Seit diesem traumatischen Geschehen war das Vertrauen der Bevölkerung in die Westalliierten stetig gewachsen und damit auch die Zustimmung zu jeglicher Art von Bekämpfung dieser Drohung aus Bereichen jenseits des Eisernen Vorhangs. Als offizielle Gegner erwiesen sich natürlich auch Polizei und Zoll der „Frontstadt“.
    Sebastian trat ans Fenster und sah auf der Straße unten ein Taxi halten. „Er kommt gerade“, sagte er. Das lockte dann auch die Beamten an die Fenster.
    „Was machen Sie bloß für Sachen“, wurden die beiden von Hoffmann begrüßt.
    „Sachen schon“, erwiderte Sebastian, „aber aus dem Osten und damit darf man nicht nach Westberlin fahren wie ich mit dem HO-Hemd hier“, und er wies auf das Päckchen, das auf einem der Schreibtische lag.
    „War auch ein bißchen Pech“, sagte einer der Beamten beschwichtigend. „Wir konnten ja nicht wissen, wen wir da vor uns hatten.“
    „Und wir“, warf Hans-Peter ein, „wollten das eigentlich überhaupt nicht sagen.“
    „Vielleicht hätte ich auch noch auf das Hemd verzichtet, aber da war dann der Karton mit den Broschüren“, ergänzte Sebastian. „Die haben Sie ja nun gesehen“, wandte er sich an die Beamten im Raum.
    Die nickten. Es sei alles in Ordnung.
    Hoffmann hatte sich kurz ausgewiesen, und die Zollbeamten boten an, die Freunde samt HO-Oberhemd und Flugblattkarton, den sie sorgfältig wieder zugeschnürt hatten, zum nächsten S-Bahnhof zu fahren. Hoffmann verabschiedete sich dann sehr schnell. Ein neues Treffen war ja zuvor schon vereinbart worden.
    Dämmerung setzte bereits ein, als sie im Bahnhof Friedrichstraße den S-Bahnzug verließen, um vielleicht im Hotel Johannishof in der Nähe des Bahnhofs noch ein Zimmer zu bekommen, gegebenenfalls auch im Adria.
    Aber beides blieb erfolglos, mit Hotelzimmern war das immer so eine

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