Als der Tag begann
Pause in der bevölkerten Lobby. Dies war der Moment, als ich mit der wahren Lektion des Tages konfrontiert wurde, und zwar hervorgerufen durch die Reaktionen der anderen.
Ich schlängelte mich in der prächtigen Vorhalle aus Marmor durch die Heerschar von Führungskräften und versuchte darüber nachzudenken, was da gerade passiert war, als mich plötzlich ein Entscheidungsträger nach dem anderen ansprach, um mir mitzuteilen, was Seine Heiligkeit – und sie wussten es ganz genau – mit seiner Antwort gemeint hatte. Zuerst kam ein Mann auf mich zu und sagte etwas ruppig: »Ich sage Ihnen was, die Art, wie der Dalai Lama mit Ihnen gesprochen hat, war sehr Zen, sehr Zen. Es ging ihm in seiner Antwort nur um Schlichtheit. « Eine groß gewachsene Frau in einem strengen Hosenanzug war die Nächste. »Das allumfassende Nichtbewusstsein reicht tief«, sagte sie. »Als Mönch hat er natürlich mit der Ignoranz, die allem Menschlichen innewohnt,
kein Problem.« Und dann hielt mich ein offensichtlich wütender, großer Mann mit buschigen Augenbrauen auf. »Liz«, sagte er, »er hat Ihre Frage, was ihn inspiriert, nicht beantwortet, weil er sich nicht auf unser Niveau herablassen will. Das ist pure Arroganz!«
Nahezu zwölf Unternehmer lieferten in der kurzen Pause bei mir mit großer Bestimmtheit ihre Interpretationen über die Bedeutung der Antwort des Dalai Lama ab. Bis schließlich später, als ich hinter der Bühne das Mikrofon für meinen eigenen Vortrag angebracht bekam, einer der Mitarbeiter des Dalai Lama zu mir kam und sich bei mir entschuldigte. »Tut mir leid, Liz«, sagte er. »Der Übersetzer hat Ihre Frage verhunzt, deshalb hat sie Seine Heiligkeit nicht verstanden, weil, na ja … weil wir Mist gebaut haben. Echt blöd!«
Wie sich also herausstellte, hatte die Antwort des Dalai Lama überhaupt keine Bedeutung. Genauer gesagt, jeder Einzelne hatte ihr eine Bedeutung gegeben. Alle hatten denselben Wortwechsel mitbekommen, doch keiner zog daraus dieselben Schlüsse.
Ich stand also hinter der Bühne, bereit für meinen Vortrag, und warf heimlich einen Blick auf die Zuhörerschaft. Innerlich musste ich lächeln. Mehr als die Unterschiede zwischen den Menschen sah ich stattdessen unsere Gemeinsamkeiten mit einem Mal deutlich vor mir: die Tendenz aller Menschen, ihren Erfahrungen einen Sinn, eine Bedeutung zu geben. So wie ich mir meiner Liebe für Ma und Daddy gewahr wurde; oder des Augenblicks, in dem ich endlich darauf vertraute, mein Leben tatsächlich ändern zu können. Die Unternehmer waren sich ihrer Interpretation so sicher, genau wie meine obdachlosen Freunde einst überzeugt waren, dass es schlichtweg »keinen Weg heraus« aus der Misere gab. Was wiederum meinem Glauben nicht unähnlich war, »eine Wand« halte mich von meinen Träumen fern, eine der gleichen Wände, die ich in sich zusammenstürzen sehe, wenn die Teilnehmer an meinen Workshops endlich beschließen, dass der richtige Moment, das Leben in die eigene Hand zu nehmen, gekommen ist.
Als ich hinaus in das grelle Scheinwerferlicht vor die Geschäftsleute trat, ließ ich kurz die Atmosphäre auf mich wirken und staunte über etwas, das ich genau wusste: Egal, ob Obdachloser oder Unternehmer, Arzt oder Lehrer, egal, welche Vorgeschichte man hat – eine Sache trifft auf uns alle zu: Das Leben bekommt die Bedeutung, die man ihm gibt.
Danksagung
Meine tiefe Dankbarkeit gilt einem Team aus tatkräftigen Mitarbeitern bei Hyperion, die dem Entstehen dieses Buches mit Geduld und Vertrauen bis zu seiner Vollendung beigestanden haben. Ich danke meiner Lektorin Leslie Wells für ihre gewissenhafte Arbeit und ihren tief gehenden Weitblick, den sie in diese Seiten eingebracht hat. Gleichermaßen dankbar für ihre Unterstützung und ihr Engagement für dieses Buch bin ich Ellen Archer und Elisabeth Dyssegaard. Danke, dass ihr bei der Stange geblieben seid, danke für euren Rückhalt und euren Glauben an meine Geschichte. Ihr Frauen habt die Geduld von Heiligen.
Mein Dank gilt auch meinem Agenten Alan Nevins von Renaissance & Literary Talent , der mir von Anfang an zur Seite stand. Was soll ich sagen, Alan? Vom ersten Moment an hast du an das Potenzial meiner Geschichte geglaubt, und dann hast du losgelegt und alles wahr werden lassen. Ich bin dir so dankbar.
Ich bin stolz darauf, dem Autor Travis Montez danken zu dürfen für seine wertvollen Erkenntnisse, Eingriffe und die harte Arbeit, die so wichtig waren für das Entstehen von Als der Tag
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