Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel
deren Namen die Kinder nicht kannten. Wunderwunderschön war das alles, aber winzig, so winzig, dass die beiden sich nicht trauten, die Sachen zu berühren, aus Angst, sie würden zerbrechen, wenn sie nur mit dem Fingernagel dagegentippten.
Charlotte sprach die Frage aus, die Ben schon die ganze Zeit auf der Zunge klebte.
»Und – wie soll man damit spielen?«
»Ha, sie verstehen es nicht!«, krähte Goldbart, der Kobold, der die allerschönsten Schleifen binden konnte. Er ließ seine große Schleife fallen und hüpfte zu ihnen herüber. Flink wie ein Eichhörnchen kletterte er von Regal zu Regal, bis er in Augenhöhe der Kinder war.
»Verleimt und zugesägt! Was seid ihr Menschen doch für Spatzenhirne!«, sagte er. »Habt ihr euch noch nie gefragt, wie der Weihnachtsmann all die Geschenke in seinen Sack bekommt? Hä? Ist euch noch nie in den Sinn gekommen, was? Wenn’s mit rechten Dingen zuginge, dann müsste dieser vernussknackte Sack so groß sein wie Julebukks Wohnwagen!«
»Goldbart, drück dich bitte etwas gepflegter aus«, sagte Julebukk, aber ein kleines Grinsen konnte er sich nicht verkneifen.
»Ja, ja«, sagte der Kobold und machte einen Handstand. »Aber beim Weihnachtsmann geht eben nichts mit rechten Dingen zu.«
»Also, so, wie du das erklärst«, rief Matilda von Julebukks Schulter herunter, »verstehen die armen Dinger kein Wort!« Mit energischer Miene flatterte sie zu dem Kobold, kippte ihn, der immer noch seinen Handstand machte, kurzerhand um und setzte sich an seinen Platz. Der Kobold kugelte kopfüber vom Regal und landete in Julebukks ausgestreckter Hand.
»Also, diese Spielsachen haben genau die richtige Größe für Julebukks Sack«, erklärte Matilda, »aber …«
»Hab ich ihnen alles schon verklickert!«, quäkte Goldbart beleidigt.
»Aber«, fuhr Matilda unbeirrt fort, »wenn Julebukk sie herausholt …«
»Zappzapperapp!«, krähte Goldbart und schlug ein Rad auf Julebukks Hand. »Dann wachsen sie!«
Jetzt war Matilda beleidigt. Aber die Kinder verstanden endlich, worum es ging.
»Kannst du – ich meine, kannst du das mal zeigen?«, fragte Ben.
Julebukk nickte. Vorsichtig nahm er eins der winzigen Fahrräder vom Regal, tippte es mit der Fingerspitze an und schon stand es groß und glänzend auf dem sägespäneweichen Boden der Weihnachtswerkstatt.
Sprachlos strichen Ben und Charlotte über den roten Sattel und den schimmernden Lenker.
Julebukk tippte noch mal mit dem Finger gegen das Rad – und schwupp! lag es winzig und zerbrechlich in seiner Hand. Lächelnd stellte der Weihnachtsmann es zurück ins Regal.
»Darf ich?«, fragte Ben.
Julebukk nickte.
Vorsichtig, ganz vorsichtig nahm Ben das wundersame Ding in die Hand und strich über die Speichen. Dünn wie Fliegenbeine waren sie.
»Ja, da staunst du!«, rief Goldbart. »So was können nur echte Weihnachtskobolde bauen.«
»Angeber!«, murmelte Matilda.
Ben tippte gegen das winzige Pedal. Es drehte sich.
»Echte Weihnachtsmanngeschenke haben auch noch ein zweites Geheimnis«, sagte Julebukk. »Es ist fast noch wichtiger als das erste.«
»Und welches ist das?« Charlotte nahm einen radiergummigroßen Kaufladen vom Regal und öffnete eine Schublade. Es waren Bonbons drin, klein wie Mohnsamen. Entzückt sah sie Julebukk an.
»Wenn ein Kind so ein Geschenk nicht zu schätzen weiß«, sagte Julebukk, »dann löst das Spielzeug sich in Luft auf.«
»Mit einem Seufzer«, sagte Matilda.
Besorgt guckten die Kinder auf die kleinen Wunder in ihren Händen. Sie waren noch da.
»Das ist mir noch nie mit einem Geschenk passiert«, sagte Charlotte.
Julebukk schüttelte den Kopf. »Du würdest es gar nicht merken. Es ist einfach nicht da, verstehst du? Aber«, er stellte seinen Leuchter zurück auf den Tisch und nahm die Kinder bei der Hand, »die echten Weihnachtsgeschenke sind genauso selten geworden wie die Weihnachtskobolde, die milchweißen Rentiere und der Weihnachtsschnee. Wahrscheinlich habt ihr noch nie eins bekommen.«
Er ging mit den Kindern zur Schranktür und sie kletterten wieder in den Wohnwagen. Wutz kam mit schleifender Leine hinterher und Julebukk machte die Tür zu. Plötzlich war vom Hämmern und Kichern der Kobolde nichts mehr zu hören. Nur der Duft von Leim und Bienenwachs hing noch im Wohnwagen.
»Leider muss ich euch jetzt nach Hause schicken«, sagte Julebukk. »Es ist schon spät und ich habe noch einiges vorzubereiten für meinen zweiten Weihnachtsgang.«
»Oh, können wir nicht
Weitere Kostenlose Bücher