Als die Erde bebte
Schwester, sodass Amber nichts anderes übrig blieb, als ihm zu folgen.
Während Dax in seinem Wagen Amber hinterherfuhr, schwirrte ihm der Kopf von den vielen Ereignissen des heutigen Tages.
Er konnte es noch immer nicht fassen.
Er hatte ein Baby.
Er war Vater.
Und dann war da noch Amber. Der perfekte Schnitt ihres dunklen Haares war noch derselbe wie vor einem Jahr. Ihre noch dunkleren Augen erschienen riesig und voller Geheimnisse.
Er hielt sie für die attraktivste Frau, die er kannte. Doch das hatte er schon immer gedacht, vom ersten Tag an.
Und seine Tochter war das süßeste Baby überhaupt. Während der Untersuchung hatte er sie gehalten und belustigt zugesehen, wie sie ihr Gesicht vor Wut verzog, als die Schwester sie entkleidete.
Sie besitzt Temperament, hatte er amüsiert festgestellt, und nicht das kühle Wesen ihrer Mutter. Nein, seine kleine Tochter war eine echte McCall, der man jede Gefühlsregung am Gesicht ablesen konnte.
Und sie war seine Tochter.
Er wusste nicht, ob er darüber weinen oder lachen sollte. Am liebsten hätte er beides getan.
Als Amber anhielt, stoppte auch er und stieg schnell aus, um ihr behilflich zu sein. Nachdem sie die Kleine aus der Tragetasche gehoben hatte, nahm er sie sofort wieder an sich. Mit dem Baby auf dem Arm folgte er ihr ins Haus und marschierte direkt ins Wohnzimmer, wo er sich aufs Sofa setzte. Schließlich legte er Taylor neben sich und sah sie einfach nur an.
“Dax?”
“Ich bin Vater, Amber.”
Sie seufzte. “Ja”, sagte sie dann.
Ihr Zögern erinnerte ihn daran, dass er es nur durch einen Zufall erfahren hatte, und sofort kam wieder Wut in ihm auf. Der Verrat traf ihn tief. Gut, er selbst war auch nicht perfekt, aber er war zumindest ehrlich und erwartete das auch von anderen. Er hätte es niemals für möglich gehalten, dass eine Frau wie Amber zu so etwas fähig sei.
“Ich möchte es gern verstehen”, sagte er mit gepresster Stimme, den Blick noch immer auf sein Baby gerichtet.
“Verstehen?”
“Warum?” Er hob jetzt den Kopf. “Warum hast du es mir nicht gesagt?”
Sein anklagender Blick veranlasste Amber, Taylor rasch hochzuheben und sie besitzergreifend an sich zu pressen.
Er verstand ihre Reaktion nicht. Er war doch derjenige, dem Unrecht geschehen war.
“Die Gründe scheinen jetzt nicht mehr viel Sinn zu machen”, sagte sie schließlich und küsste Taylor.
“Versuch es dennoch.”
“Gut.” Sie hatte sich wieder gefasst. “Wir haben miteinander geschlafen, Dax. Keiner von uns wollte mehr.”
Er fragte sich, woher seine heftige Wut kam. Weil er so dumm gewesen war und nach ihr gesucht hatte? Weil er so sehr gelitten hatte? “Sprich bitte nur für dich”, sagte er schroffer als gewollt.
Sie zuckte zusammen, redete dann aber ruhig weiter. “In Ordnung. Ungefähr einen Monat später, nachdem ich meinen Urlaub angetreten hatte …”
“Urlaub?”, unterbrach er sie heftig. “Meinst du nicht eher Untertauchen?”
“… entdeckte ich, dass ich schwanger war”, beendete sie unbeirrt ihren Satz. “Ich habe versucht, dich zu erreichen, und eine Nachricht hinterlassen. Du hast nicht zurückgerufen.”
“Ich habe deine Nachricht nie bekommen.”
“Es tut mir leid. Ich wusste, ich hätte es erneut probieren sollen, aber ich …” Sie holte tief Luft. “Dafür gibt es wohl keine Entschuldigung. Es war mein Fehler. Es tut mir leid, so unendlich leid.” Ein Schatten huschte über ihr Gesicht. “Ich war es gewohnt, allein zu sein, also schien es rational das Beste zu sein, dies auch allein durchzustehen.”
Verdammt, er wollte ihre Betroffenheit nicht sehen, wollte davon nicht berührt werden. “Du wirst es dir abgewöhnen müssen. Das Alleinsein, meine ich.”
Sie antwortete ihm nicht, und da sie eine Meisterin darin war, ihre Gefühle zu verbergen, wusste er auch nicht, was sie jetzt dachte. Schließlich wandte sie sich ab, ging zu dem Laufgitter, das mitten im Zimmer stand, und legte das Baby hinein. Es starrte auf ein Mobile und begann aufgeregt zu strampeln.
Dax hätte seinem kleinen Mädchen den ganzen Tag lang zusehen können, aber im Moment ging es um Amber. Sie bemühte sich zwar, gelassen zu erscheinen, doch er erkannte an ihren Bewegungen, dass sie mehr als angespannt war.
“Ich bin gern allein”, sagte sie nach einiger Zeit.
“Das ist zu schade.”
Es hatte so grob geklungen, dass sie wieder zusammenzuckte.
Dax sah ein, dass er sich zügeln musste. Er konnte die Frau, die sein ganzes Leben
Weitere Kostenlose Bücher