Als die Erde bebte
seinem Anblick kniff sie die Augenbrauen zusammen, beeilte sich jedoch nicht, ihr Gespräch zu beenden. Schließlich legte sie auf und nahm die Brille ab, bevor sie ihn ansah. “Schon zurück?” Ihre Stimme klang kontrolliert und sehr höflich. “Ich hätte gedacht, dass Barbie und Sunshine dich stundenlang mit Beschlag belegen würden.”
“Ginger und Cici”, korrigierte er sie. “Und obwohl sie sehr … anhänglich waren, konnte ich ihnen entkommen.”
“Hm.” Sie schlug eine Akte auf.
“Und wie läuft’s mit der Arbeit?”, fragte er und setzte sich auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch.
“Ich habe viel zu tun.” Sie blickte ihn herausfordernd an.
Ah, die kalte Schulter. “Du hattest sicher noch nicht mal Zeit, an mich zu denken.”
“Überhaupt nicht”, stimmte sie zu.
Er lachte auf.
Ihre Miene wurde noch eisiger. “Wenn du jetzt bitte …”
“Komm, Amber. Gib zu, dass du eifersüchtig warst.”
Entgeistert starrte sie ihn an. “Du bist ja betrunken.”
“Ich trinke nie.”
“Dann hast du Halluzinationen.” Sie beugte sich zu ihm vor. “Nur damit du es weißt, ich werde nie eifersüchtig. Schon gar nicht wegen eines Mannes, der sich mit üppigen, hirnlosen …”
“Vorsicht”, meinte er lachend. “Sonst verrätst du dich noch.”
Sie klappte den Mund zu. Dann erhob sie sich majestätisch und wies auf die Tür. “Ich denke, du solltest jetzt gehen.”
“Damit du deine berühmte Selbstbeherrschung wiedergewinnen kannst?” Auch er stand auf und kam um den Schreibtisch herum. “Es ist schon faszinierend, dir zuzusehen, wie du wütend wirst, Amber. Eigentlich ist alles an dir faszinierend.”
Sichtlich verwirrt schüttelte sie den Kopf. “Ich weiß nicht, was du von mir willst.”
“Eine ganze Menge. Aber beginnen wir hiermit”, sagte er, legte die Arme um sie und küsste sie.
Amber wehrte sich nicht, sondern erstarrte. Er nahm das als Zustimmung und vertiefte den Kuss. Hingebungsvoll legte er all seine Gefühle hinein, bis er merkte, wie sie langsam die Hände hob und sie ihm auf die Schultern legte.
“Das ist es, was ich den ganzen Morgen lang gewollt habe”, raunte er ihr zu. “Das und das …” Er küsste sie erneut, während er ihre Hüften umfasste und sie ganz nah an sich zog.
Mit einem leisen Stöhnen, das seine Leidenschaft nur noch mehr anstachelte, legte sie ihm die Arme um den Hals und erwiderte seinen Kuss.
Als sie sich schließlich atemlos voneinander lösten, flüsterte er in ihr Ohr: “Die Frauen bedeuten mir nichts. Es war eine Verpflichtung, die ich schon vor Monaten eingegangen bin.” Dann hob er den Kopf und sah sie eindringlich an. “Sie haben viel Geld dafür bezahlt. Geld für einen guten Zweck. Bitte, Amber, sei mir nicht mehr böse.”
Sie strich sich mit dem Finger über den Mund und wirkte verstört, so als könne sie nicht glauben, wozu sie sich gerade hatte hinreißen lassen. “Ich muss jetzt arbeiten”, sagte sie ausweichend und sank auf ihren Stuhl.
Sie muss jetzt nachdenken, dachte er, und er würde sie lassen, weil sie nun einmal so war. Er hatte nicht vor, sie zu drängen.
Himmel, er wusste ja selbst nicht, was er von all dem hier halten sollte.
Er beugte sich zu ihr hinab und gab ihr noch einen Kuss auf die Wange, ehe er ging. Er war schon fast aus der Tür, da rief sie ihn zurück.
“Dax?”
Er drehte sich zu ihr um.
“Ich war dir nicht böse”, erklärte sie ihm. “Höchstens ein klein bisschen.” Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln, und Dax atmete erleichtert auf.
8. KAPITEL
Müde kam Amber an diesem Abend nach Hause. Ihre Füße brannten und sie schleuderte die Schuhe mit den hohen Absätzen weit von sich.
Das Leben als berufstätige und alleinerziehende Mutter war viel schwerer, als sie es sich vorgestellt hatte. Aber die Arbeit tat ihrer Selbstachtung gut, und außerdem brauchte sie Geld, da sie ihre Ersparnisse während des letzten Jahres in Mexiko ziemlich aufgebraucht hatte.
Natürlich klingelte auch noch das Telefon, bevor sie ihre Einkäufe abgesetzt hatte. Sie ließ die Taschen auf die Arbeitsplatte fallen und schnappte sich den Hörer.
“Lass uns noch einmal beginnen.”
Beim Klang der tiefen, sinnlichen Stimme gaben fast ihre Knie nach. “Wie bitte?”
“Ich möchte noch einmal beginnen”, wiederholte Dax.
Amber klemmte sich das Telefon zwischen Ohr und Schulter und knöpfte sich ihre Kostümjacke auf. “Von wo?”
“Von Anfang an, aber es reicht vielleicht von gestern Abend an.
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