Als die Erde bebte
loszureißen.
“Oh, Dax”, flötete die große, schlanke Blondine auf seiner linken Seite. “Darauf haben wir so lange gewartet.”
“Ich weiß. Ihr wart sehr geduldig.” Dax lächelte sie verführerisch an. “Ich hatte einfach zu viel zu tun.”
“Ich hoffe nur, dass sich das Warten für uns auch gelohnt hat.” Die Rothaarige an seiner anderen Seite machte große Augen.
“Ihr werdet schon auf eure Kosten kommen”, versicherte Dax ihr.
“Gut, denn …” Die Blonde flüsterte ihm etwas ins Ohr.
Seine Augenbrauen schossen in die Höhe.
“Keine Geheimnisse”, schmollte die Rothaarige und schmiegte sich an Dax.
Auch ihr schenkte er ein verführerisches Lächeln.
Amber biss sich auf die Lippen. Noch drei Stufen und sie würden zusammenprallen. Doch er war so mit seinen Damen beschäftigt, dass er nichts anderes mehr wahrnahm.
Das war also der Mann, von dem sie geglaubt hatte, dass er eine unglückliche, schlaflose Nacht ihretwegen verbracht hatte. Ha!
Da sie sich nicht in Luft auflösen konnte, würde sie diese Situation mit ihrer berühmten Selbstbeherrschung überstehen müssen. “Guten Morgen, Dax”, sagte sie, stolz auf ihre kühle Stimme. Sie hoffte nur, dass er ihr nicht ansehen konnte, wie sie innerlich vor Zorn bebte.
“Amber.” Er blieb überrascht stehen. “Hallo.”
Amber senkte schnell den Blick, um nicht zu sehen, wie er jetzt lächelte. Dieses warme Lächeln, das sich ganz langsam auf seinem Gesicht ausbreitete, bis es auch die Augen erreichte. Nein, das wollte sie nicht sehen, denn sonst würde ihre Wut verpuffen. Und Wut war jetzt angebracht, damit sie das hier durchstand. “Ich möchte nicht stören. Du siehst ziemlich beschäftigt aus heute Morgen.”
Er löste sich von seinen Begleiterinnen und fragte auf einmal erschrocken: “Taylor? Es ist ihr doch nichts passiert?”
Verflixt, seine Besorgnis war echt. “Nein, Taylor geht es gut.” Doch da sie sich jetzt nicht mehr bei ihm entschuldigen wollte, brauchte sie einen anderen Grund für ihr Kommen. Verzweifelt überlegte sie, aber es fiel ihr nichts ein.
“Ich war gerade hier in der Gegend auf einem Spaziergang und wollte nur kurz Hallo sagen. Also … hallo.” Mit einem gezwungenen Lächeln auf den Lippen drehte sie sich um und ging.
“Halt, warte.”
Sie wollte und konnte nicht warten.
“Amber?”
Sie konnte gar nicht schnell genug wegkommen. Hinter sich hörte sie seine Schritte.
“Amber, so warte doch …”
Dann hatte er sie eingeholt, packte sie am Arm und drehte sie zu sich herum. “Komm, Amber, was wolltest du hier?”
Sie holte tief Luft. “Habe ich doch schon gesagt. Ich gehe spazieren.”
Er warf einen Blick auf ihre hohen Absätze. “Ach ja?”
Bleib ruhig, ermahnte sie sich. “Stellen meine Schuhe ein Problem für dich dar?”
“Für mich nicht.” Er lächelte süffisant.
“Ich gehe vor der Arbeit immer spazieren. Es ist ein guter Ausgleichssport.”
Er betrachtete sie argwöhnisch. “Die Feuerwache ist mindestens zwölf Meilen von deiner Wohnung entfernt.”
“Ich bin in ausgezeichneter Verfassung.” Sie sah zu den Frauen hinüber, die auf Dax warteten. Beide waren sie sehr groß, sehr schlank und hatten ausgesprochen üppige Busen. Ihre Wut nahm wieder zu. “Jedenfalls für eine Frau, die gerade ein Baby bekommen hat.”
“Das bist du tatsächlich.” Er warf einen Blick auf ihre Frisur, die noch immer perfekt saß, obwohl ein leichter Wind wehte. “Du siehst wirklich erstaunlich gut aus für jemanden, der schon so weit marschiert ist. Ja, was sehe ich denn da?” Er deutete auf ihr Auto, das nur wenige Schritte entfernt geparkt war. “Wie ist das denn hierher gekommen? Sag nicht, du hast es auf deinem Morgenspaziergang hinter dir hergezogen.”
“Sehr witzig. Wenn ich könnte, würde ich jetzt lachen.”
Er grinste. “Freut mich, dass ich dir solch ein Vergnügen bereite.”
“Ich muss jetzt los”, sagte sie ungeduldig. “Ich melde mich später noch mal bei dir.” Auf keinen Fall würde sie sich im Beisein dieser Frauen noch mehr erniedrigen. “Wenn du nicht so … beschäftigt bist.”
Er schien sie mühelos zu durchschauen. “Für dich bin ich nie zu beschäftigt.” Seine Stimme war jetzt so leise, dass nur sie sie hören konnte.
“Hast du etwa Besuch von deinen Schwestern?”, fragte sie, halb besänftigt. Sie wollte ihn nicht noch einmal zu Unrecht verdächtigen.
War das ein schuldbewusster Blick, den er über die Schulter den beiden Frauen zuwarf?
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