Als die Roemer frech geworden
Todesroute des Varus ein, dort, wo der erste Angriff der Germanen einsetzte, und vollzogen die Etappen
des Untergangs systematisch nach.
Als die römischen Truppen unter Varus im Herbst des Jahres 9 n. Chr. schon die Lippelinie Richtung Nordwesten verlassen hatten,
um die weit entfernten, aufständischen Stämme auf dem Weg in die Winterquartiere niederzuwerfen, gaben Arminius und seine
Mitverschwörer vor, sie sammelten die Bundesgenossentruppen, die in der Nähe bereit stünden, um zur Hilfe zu kommen. Die germanischen,
ortskundigen, in römischer Taktik und Disziplin geübten Bundesgenossentruppen wurden nun herangeführt, wenn auch in feindlicher
Absicht, um die Römer im tiefsten Dickicht unerwartet anzugreifen.
Die archäologischen Befunde geben die Koordinaten
Die detailreichste Schilderung der tragischen Geschehnisse, die dann folgten, liefert Cassius Dio. 4 Seine Darstellung kann durch den knappen, wenn auch sehr exakten Bericht des Tacitus über die Feldzüge des Germanicus, die
diesen auch an die Schlachtfelder des Varus führten, ergänzt werden. Nicht dienlich ist der historisch falsche Bericht des
Florus, dessen Quelle die Darstellung bei Livius ist: Dieser Bericht stammt aus der Zeit vor den römischen Untersuchungen
der Germanicuszeit an den Orten der Varusniederlage, als man sich nur auf individuelle Erfahrungsberichte von den wenigen
Überlebenden stützen konnte.
In Florus’ Bericht wird etwa behauptet, dass eines der drei Feldzeichen im Sumpf unwiederbringlich versunken sei. Es sind
aber alle drei Feldzeichen – zwei davon noch während der Feldzüge des Germanicus – wieder in die Hände der Römer gelangt.
Florus’ Darstellung des Untergangs der Varusarmee
an einem Ort
ist daher verdächtig. Das zeigt schon die allgemeine Charakterisierung des Untergangs der Varusarmee durch den ortskundigen
Historiker und Zeitgenossen Velleius Paterculus:
|53| Die tapferste Armee von allen, die unter den römischen Truppen an Disziplin, Tapferkeit und Kriegserfahrung herausragte, wurde
durch die Trägheit des Führers, die betrügerische List des Feindes und die Ungunst des Schicksals in einer Falle gefangen.
Weder zum Kämpfen noch zum Ausbrechen bot sich ihnen, so sehnlich sie es auch wünschten, ungehindert Gelegenheit. Einige mussten
sogar schwer dafür büßen, dass sie als Römer ihre Waffen und ihren Kampfgeist eingesetzt hatten. Eingeschlossen in Wälder
und Sümpfe, in einen feindlichen Hinterhalt, wurden sie Mann für Mann abgeschlachtet. Dies widerfuhr ihnen von demselben Feind,
den sie ihrerseits stets wie Vieh abgeschlachtet hatten und dessen Leben und Tod von ihrem Zorn oder ihrem Mitleid abhängig
gewesen war. Der Führer hatte mehr Mut zum Sterben als zum Kämpfen. Nach dem Beispiel seines Vaters und Großvaters durchbohrte
Varus sich selbst mit einem Schwert. 5
Überhaupt gehört diese Niederlage zu den am intensivsten untersuchten. Der Bericht von Cassius Dio gibt die differenzierten
Untersuchungen mit kleinen Vereinfachungen wider. Die Darstellung des Tacitus über die Untersuchung der Stätten der Varusniederlage
sechs Jahre danach unter Germanicus setzt eine tiefgehende Vorkenntnis der Vorgänge bei der unterrichteten senatorischen Leserschaft
voraus.
Hinzu kommen nun seit dem Ende der 80er-Jahre des 20. Jahrhunderts die spektakulären Funde bei Osnabrück. Diese Funde, mit
dem Bericht des Cassius Dio und der Darstellung des Tacitus kombiniert, ergeben fast ein „Vollbild“ der Ereignisse vom Aufbruch
des Varus aus dem Sommerlager an der Weser bis zu seinem Untergang östlich der Ems. Die Verschwörer, besonders Arminius, der
das Vertrauen des Varus genoss, begleiteten Varus nach dem Aufbruch, auch noch, als er bereits von der Haupttrasse entlang
der Lippe nach Nordwesten abgebogen war, um einen Stamm, der sich zum Schein erhoben hatte, vor der Rückkehr zum Basislager
bei Xanten zu unterwerfen. Doch dieser Abfall gehörte zum Plan, um Varus von dem gewohnten Weg wegzulocken und unter schlechten
Witterungsbedingungen in unwegsamem Gelände ahnungs- und wehrlos angreifen zu können:
|54| Nachdem sie jeden Soldaten bei sich getötet hatten, den sie zuvor angefordert hatten, gingen sie gegen Varus vor, als er sich
bereits im undurchdringlichen Dickicht befand. Und dort, wo sie sich auf einmal als Feinde anstelle von Untertanen entpuppten,
verursachten sie heillosen Schrecken.
Nachteile für die Römer,
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