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Als die schwarzen Feen kamen

Als die schwarzen Feen kamen

Titel: Als die schwarzen Feen kamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Beer
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die Weberin getrunken und so zu ihren eigenen gemacht hatte, waren die einer Frau, die Marie kannte.
    Es war nicht gerecht. Es war grausam. Heiße Tränen tropften auf Leas blutverschmierte Finger. Was hatte diese Marie angerichtet? Weshalb hatte sie in Kauf genommen, dass die Obsidianstadt starb, während sie selbst lebte? Lea konnte ihr unmöglich verzeihen.
    Eine Hand legte sich auf ihre Schulter, und sie sah auf. Der Maskierte blickte auf sie herunter. Seine schönen Augen waren voller Sorge und Mitgefühl.
    Lea griff nach seiner Hand und ließ zu, dass er ihr beim Aufstehen half. Starke Arme umfingen sie und hielten sie. Die Tränen brannten hinter ihren Lidern.
    » Wir sollten dort sein«, murmelte sie an seiner Brust. » Wir sollten dort draußen leben, und sie hier drin.«
    Sie erhielt keine Antwort. Nur die Hand des Maskierten glitt tröstend durch ihr Haar. Und in diesem Moment wurde Lea klar, dass sie gerade eine Wahrheit ausgesprochen hatte, die sie sich viel zu lange nicht hatte eingestehen können: Sie wollte fort von hier.
    Es ging ihr längst nicht mehr nur darum, ihre Welt zu retten. Die Obsidianstadt würde niemals wieder so sein, wie sie einmal gewesen war. Und bei aller Freude darüber, dass die Geister nach und nach ins Leben zurückkehrten, würde sich Lea hier niemals wieder zu Hause fühlen. Jeder ihrer verzweifelten Versuche, die Stadt zu retten, jeder Schritt im giftigen Nebel war nichts weiter gewesen als die Suche nach einem Ausweg. Doch es gab keinen. Tief in ihrem Herzen hatte sie das schon lange gewusst, aber sie hatte trotzdem weitergemacht, weil es das Einzige war, woran sie sich festhalten konnte. Es war Zeit, die Augen zu öffnen. Sie konnte nicht fort. Der Nebel ließ sie nicht. Der einzige Weg war das Tor, das sie Nacht für Nacht für die Feen öffnete, und von dem wusste sie nicht, wie sie es für sich selbst nutzen konnte. Lea wischte sich über die erschöpften Augen. Sie weinte zu viel in letzter Zeit. Sie wollte nicht mehr. Die Begegnung mit ihrem Spiegelbild war der letzte Tropfen gewesen, der das Fass der Verzweiflung in ihrem Inneren zum Überlaufen brachte. Die Veränderungen, die in den vergangenen Tagen in der Stadt vor sich gegangen waren, waren nur ein vorübergehender Trost gewesen, ein Trugbild, mit dem sie sich allzu bereitwillig getäuscht hatte.
    Ein schaler Geschmack von Mutlosigkeit breitete sich in Leas Mund aus. Sie würde gar nichts retten. Die Feen waren böse, auch das war ihr im Grunde von Anfang an klar gewesen. Aber das war jetzt egal. Sie hatte noch immer den Maskierten. Sie hatte die Bewohner der Stadt, die durch das Elixier der Feen zu neuem Leben erwacht waren, auch wenn sie vermutlich niemals zu echten Menschen werden konnten. Und solange sie den Feen nützlich war, würden sie sie und ihren letzten Gefährten vor dem Nebel schützen. Diesen dünnen Faden, der sie vor dem endgültigen Sturz in den Abgrund bewahrte, würde Lea nicht aufgeben. Und was kümmerte es sie, wenn die Welt jenseits des Tors dadurch ebenfalls unterging? Um sie kümmerte sich dort drüben ja auch niemand.
    Als hätten allein ihre Gedanken sie herbeigerufen, ertönte in diesem Moment vor dem Fenster das leise Rauschen hauchdünner Flügel. Ein Geräusch, das Lea inzwischen so vertraut war, dass sie gar nichts mehr dabei empfand. Weder Ekel noch Angst. Die Feen kamen, wie jeden Abend, um ihre Reise auf die andere Seite anzutreten. Schon flatterten die ersten von ihnen ins Zimmer und füllten die Luft mit ihrem schweren Geruch. Lea ließ den Maskierten los, um sich nach ihnen umzusehen.
    Wie ein riesiger Schwarm übergroßer schwarzer Mücken tanzten die Feen in der Mitte des Raums. Ihre schillernden Flügel zuckten und vibrierten in der matten Abendluft. Die schwarzen Augen glitzerten, als sie Lea mit starrem Blick fixierten. Lea schluckte unwillkürlich. Gerade noch hatte sie gedacht, sie hätte sich an die Gegenwart der Feen gewöhnt, da kroch bei ihrem Anblick plötzlich eine Gänsehaut über ihre Arme. Etwas an ihnen war anders als sonst, aber sie konnte nicht benennen, was es war. Lea verengte die Augen und versuchte, den kleinen Körpern mit Blicken zu folgen. Ihre Bewegungen waren hektisch und unruhig. Keine von ihnen ließ sich wie sonst auf den Möbeln nieder. Stattdessen drangen immer mehr Feen durch das Fenster ins Zimmer, bis der Raum voll von ihnen war und die vordersten von ihnen Lea so nah kamen, dass sie ihre Arme nicht einmal ganz hätte ausstrecken müssen,

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