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Als die schwarzen Feen kamen

Als die schwarzen Feen kamen

Titel: Als die schwarzen Feen kamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Beer
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Diese Gewissheit stach wie ein Dorn in Leas Brust. Die Feen hatten es genau so geplant, und sie war auf sie hereingefallen. Sie hatte ihren letzten, ihren einzigen Freund ins Verderben geschickt.
    Hilflose Tränen rannen über Leas Wangen. Komm zurück, dachte sie verzweifelt, bitte, komm zurück!
    Aber es war zu spät und sie wusste es. Der Maskierte war längst viel zu weit entfernt, um sie zu hören.
    Lea hatte das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Die Körper der Feen drückten sich an ihren und füllten sie mit Kälte, bis sie nichts mehr war als eine zerbrechliche Eisskulptur. Nur wenige Schritte entfernt glitzerten die Spiegelscherben im Licht der kleinen Lampe auf dem Frisiertisch. Sie selbst war dieser Spiegel, erkannte Lea. Zersplittert in tausend Teile, die niemand je wieder zu einem Ganzen zusammensetzen konnte.
    Wie war das nur passiert?
    Seit wann war sie so zerbrechlich?
    Und warum rettete sie denn niemand?

Siebenundzwanzigstes Kapitel: In der Dunkelheit
    Warmer Wind trieb träge durch die Straßen der Obsidianstadt, als Marie die Augen öffnete und sich aufrichtete. Es war ein schwüler, matter Wind, der einen Hauch von Fäulnis mit sich trug und einen schleimigen Film in ihrer Lunge zurückließ. Die Straße lag verlassen in der Dunkelheit– einer Dunkelheit, die sich mit einem diffusen Schimmer vermischt hatte, wie Mondlicht beinahe, nur mit einem giftgrünen Stich im milchigen Weiß. Im fahlen Licht konnte Marie die Schemen der Häuser zu beiden Seiten erahnen, deren Türen und Fenster wie finstere Münder und Augenhöhlen wirkten. Vielstimmiges Wispern drang aus allen Richtungen an ihre Ohren. Und tief unter ihr vibrierte der dumpfe Rhythmus, der Herzschlag, den Marie schon bei ihrem letzten Besuch gespürt hatte.
    Sie vergrub die Hände tief in den Taschen ihres Kapuzenpullovers und hielt den Blick fest auf den einzigen Punkt gerichtet, der in der Dunkelheit deutlich zu erkennen war: Das erleuchtete Rechteck, das in der Ferne weit über den anderen Häusern zu schweben schien. Der Turm. Leas Zuhause. Das war ihr Ziel.
    Mühsam rappelte sie sich auf. Sie hatte diese Stadt gebaut und war als Kind unzählige Male in ihrer Fantasie darin herumgelaufen. Wenn sie ihrem Instinkt folgte, und dem Licht als Richtungsweiser, würde sie den Weg sicher ohne Probleme finden, ob Dunkelheit oder nicht. Wenn sie nicht vorher an diesem fauligen Wind erstickte. Sicher war er giftig, dachte Marie. Schon jetzt spürte sie, wie er nach und nach ihre Sinne lähmte. Mühsam schüttelte sie den Schwindel ab, der sie zu überwältigen drohte. Wie weit konnte sie wohl gehen, bevor sie zusammenbrach?
    Marie biss die Zähne zusammen und lief los. Zweifel würden ihr hier nicht helfen. Sie musste einfach ihr Bestes versuchen. Im Notfall würde sie umkehren, aber erst dann, wenn sie wirklich keinen anderen Ausweg mehr sah. Ihre nackten Füße verursachten leise klatschende Geräusche auf dem glatten Boden. Der Wind brannte in ihren Augen und ihr Magen verknotete sich vor Übelkeit. Angespannt lauschte Marie auf die Geisterstimmen, die mal näher, mal entfernter klangen, aber nie ganz verstummten. Hatte sie schon jemand bemerkt? Bisher rührte sich nichts, aber sie konnte nicht sehen, was sich in den Schatten der Hauseingänge verbarg… Bei diesem Gedanken begann sie unwillkürlich zu zittern. Falls die Geister sie wieder jagten, würde sie diesmal vermutlich nicht so glimpflich davonkommen, das war ihr nur zu klar.
    Je weiter sie lief, desto lauter kam ihr das Geräusch ihrer Schritte vor, bis sie meinte, dass die ganze Stadt davon widerhallen müsste. Der Gestank, den der Wind ihr unablässig ins Gesicht blies, zehrte an ihren Kraftreserven, und sie kam so quälend langsam voran, dass sie bald das Gefühl hatte, sich überhaupt nicht vom Fleck zu bewegen.
    Und dann, ganz plötzlich, erlosch das Licht im Fenster, das sie bisher geleitet hatte. Der Turm versank in der milchigen Dunkelheit.
    Marie blieb stehen und atmete mühsam ein und aus. Das war nicht weiter schlimm, versuchte sie sich selbst zu überzeugen. Sie wusste ja, in welche Richtung sie gehen musste. Wenn sie sich nicht sehr täuschte, würde sie bald den Marktplatz erreichen, und dann war es nicht mehr weit. Sie hielt sich in der Mitte der Straße, weil sie nicht wagte, sich den Häusern zu nähern. Täuschte sie sich, oder waren die Geisterstimmen lauter geworden, nachdem das Licht erloschen war? Waren da nicht leise Schritte in den Gassen? Marie schlang

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