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Als die Uhr dreizehn schlug

Titel: Als die Uhr dreizehn schlug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Pearce
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bewunderte, wie er sich dem Zorn der Mutter entgegenstellte. »Aber was soll dann aus ihr werden?«
    »Von mir kann sie gewiss nichts erwarten. Meine Wohltätigkeit hat ihre Grenzen.«
    »In diesem Fall, Mutter, wird sie selbst ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, obwohl ich nicht weiß, wie sie das anstellen soll. Vielleicht heiratet sie auch – obwohl sie außerhalb des Hauses und des Gartens keinen kennt und keinen trifft.«
    »Ich will nicht, dass sie in diesem Haus das Sagen hat, wenn ich einmal nicht mehr da bin.« Hattys Tante hatte sich nicht vom Spiegel abgewandt, sondern sah mit starrem Blick auf die dort widergespiegelte Gestalt ihres Sohnes.
    »Was meinst du damit, Mutter?«
    »Du und Hubert und Edgar seid jetzt alle erwachsen und im Geschäft eures Vaters tätig und auch einigermaßen unabhängig. Gut so; aber sollte einer von euch später einmal die Absicht haben, Harriet zu heiraten, darf er von mir keinen Penny erwarten. Hubert hat sich nie um das Mädchen geschert und ich glaube, Edgar kann sie nicht ausstehen; aber du hast Mitleid mit ihr.«
    Auf diese Worte hin trat Schweigen ein und Tom hätte es gern gesehen, wenn James, der so kühn war, laut verkündet hätte, dass er zwar nie daran gedacht habe, Hatty zu heiraten, doch jetzt einsehe, was für eine gute Sache das wäre, und dass er sie bestimmt heiraten würde, sobald sie volljährig sei und dass sie glücklich sein würden bis an ihr Lebensende – all das seiner Mutter zum Trotz. Doch James war kein Romantiker. Er seufzte leise: »Ich habe nicht die Absicht, Hatty jemals zu heiraten; ich denke nicht, dass ich es eines Tages will; aber Mitleid hat sie gewiss verdient.«
    »Sie ist bemitleidenswert, gewiss«, sagte Hattys Tante grimmig.
    »Und jetzt, da sie älter wird, Mutter, sollte sie natürlich mehr von der Welt sehen als dieses Haus und diesen Garten. Sie sollte mehr mit Menschen Zusammenkommen, Bekanntschaften schließen und Freunde gewinnen.«
    »Du weißt sehr gut, dass sie einzig und allein im Garten sein will.«
    »Davon können wir sie abbringen. Wir haben Freunde und wir dürfen es nicht zulassen, dass sie sich immer vor ihnen versteckt, als ob sie Angst hätte. Wenn wir etwas unternehmen, könnten wir sie dazu überreden mitzukommen: zu Bootsfahrten auf dem Fluss zum Beispiel und zu Picknicks, zu Cricketspielen oder Whistrunden und zum Schlittschuhlaufen …«
    »Sie will ja gar nicht erwachsen werden; sie will nur ihren Garten.«
    »Wir könnten sie auf den Geschmack bringen. Ich gehe jetzt und rede mit ihr. Wenn es ihr wieder richtig gut geht, muss sie mehr unternehmen, das werd ich ihr sagen. Wir alle wollen, dass sie ausgeht und Freundschaften schließt.«
    Wir alle? Tom beobachtete das Gesicht der Frau im Spiegel und sah kühle Missbilligung darin.
    »Kann ich ihr sagen, dass du es wünschst, Mutter?«
    »Du verschwendest nur dein Mitgefühl und deine Kraft an Harriet.«
    »Kann ich wenigstens sagen, dass du einverstanden bist?«
    »Du kannst ihr sagen, was du willst; du kannst mit ihr machen, was du willst; und je weniger ich von ihr sehe, desto besser.«
    Sie wandte sich ab, sodass sie ihren Sohn weder im Spiegel noch in Fleisch und Blut sah. James ging hinaus und Tom folgte ihm. An einer Tür am Ende des Korridors klopfte James leise und trat ein.
    Tom wartete draußen, bis das Gespräch mit Hatty zu Ende war. Er lauschte dem Auf und Ab von James' Stimme. Er sprach sanft, wie zu jemandem, der krank war oder sich gerade erholt hatte; doch er sprach lange mit ihr. Hattys Verletzung konnte doch nicht so schwer sein, wie Tom befürchtet hatte, wenn sie all dem lauschte, was James ihr zu sagen hatte.

Das Zimmer mit den vergitterten Fenstern
    E ndlich kam James wieder aus Hattys Zimmer, schloss die Tür hinter sich und ging den Korridor hinunter, offenbar in sein eigenes Zimmer. Tom wartete, bis er die Tür geschlossen hatte, dann trat er an Hattys Tür und drückte den Kopf hindurch.
    Als Hatty ihn kommen sah, schrie sie vor Freude auf. »Bitte, Tom – mach langsam, ich will sehen, wie es geht!«
    »Du musst eben den Bogen raus haben«, erwiderte Tom. Doch er erfüllte ihren Wunsch und kam gemächlich auf dem Teppich vor Hattys Bett an. Diesmal war er nicht so erschöpft wie sonst.
    Hatty saß aufrecht im Bett, mit einem Verband um den Kopf. Ihr Gesicht war gerötet, doch vor Aufregung und nicht vom Fieber.
    »Oh, ich will das auch können!«, seufzte sie und ließ sich auf die Kissen sinken. Tom musterte sie einen

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