Als Erzieherin gelassen und erfolgreich
innerlich schnell ein Hierarchiegefälle entstehen, das zu Unsicherheit führt.
(Dabei ist wichtig zu bedenken: Das innere Gefühl von Status ist nicht festgeschrieben, es ist von einem bestimmten Kontext abhängig und kann sich manchmal innerhalb kürzester Zeit wandeln. Ein erfolgreicher Manager hat beruflich einen hohen Status, doch setzt man ihn in eine Gruppe stillender Mütter, verliert er sein Gefühl von Kompetenz vermutlich schnell.)
Das Wort zu ergreifen und öffentlich ein gewichtiges Statement abzugeben, ist für Frauen oft nicht leicht. Unsere Sozialisation ist an Vorbildern in dieser Hinsicht noch eher arm.
Politik gibt es schon lange, aber Angela Merkel ist die erste Kanzlerin. Unsere weibliche Vergangenheit hat Spuren hinterlassen, auch in der Kommunikation. Kleinen Jungen wurde noch vor wenigen Jahrzehnten in Gesprächen mehr Aufmerksamkeit als Mädchen entgegengebracht. In der Summe hinterlässt das den Eindruck, dass kleine Mädchen weniger wichtige Dinge sagen. Dabei müssen vom Erwachsenen nicht einmal Worte fallen, es genügt ein aufmerksamer Blick und die körpersprachliche Hinwendung zu dem Jungen. Viele erwachsene Frauen erinnern sich hingegen an Momente wie: »Ja, das kannst du mir in der Küche erzählen, hilf mir mal beim Abräumen.« Diese Botschaften kommen ganz nebenbei (vgl. auch das Kapitel Glaubenssätze), aber für viele Mädchen summieren sich solche Situationen zu hemmenden Erfahrungen. Die Frauen betrachten sich häufig als Einzelschicksale - aber sie sind es nicht. Dass eher Männer als Frauen in beruflichen Führungsrollen tätig sind und noch immer mehr verdienen als Frauen, unterstreicht das Erleben aus den Kindheitstagen.
Was Frauen annehmen
• Mir hört man nicht zu.
• Ich habe nichts Wichtiges zu sagen.
• Männer sind gebildeter.
• Mein Kollege ist strukturierter als ich.
• Sollen die anderen reden, ich mache nachher.
• Es bringt nichts, wenn ich was sage.
• Besser nicht, ich kann nicht so gut reden und habe später nur eine Diskussion an der Backe.
Frauen bereiten sich daher oft auch intensiver auf Gespräche vor. Intensiver bedeutet dabei jedoch nicht zwangsläufig sinnvoll oder unterstützend. Häufig werden in der Vorbereitung unangenehme Momente vergangener Gespräche in der Erinnerung noch einmal durchgespielt: Gespräche, die mies verlaufen sind, oder Diskussionen, die mit einem Gefühl von Versagen endeten. Von einer solchen »Vorbereitung« sollten Sie lieber Abstand nehmen.
Frage
Wie erging es Ihnen in den letzten Teamgesprächen, Diskussionen oder Verhandlungen mit Eltern?
Für meine Kommunikation würde ich mir wünschen:
Frauen legen Worte häufig auf die Goldwaage, denken Gespräche lange vor, und wenn ein Gespräch nicht gut lief, dann tragen sie es noch lange mit sich herum. Damit sich das ändert, braucht es eine neue Einstellung, Mut und Training.
Finden Sie in der Bibel die Stellen, in denen Frauen öffentlich vor einer Anzahl Menschen sprechen. Finden Sie die Stellen, in denen Männer sprechen.
Männer haben weit über 2000 Jahre mehr Übung in Sachen Rhetorik und öffentlichem Auftreten als Frauen. Kein Wunder, dass uns manchmal klamm wird!
Aber wir holen auf! Allerdings gibt es ein paar weibliche Angewohnheiten, die sich in Diskussionen und in Einzelgesprächen als ungünstig erwiesen haben. Diese Angewohnheiten sind erlernt und erworben, aber nicht genetisch bedingt. Kurz und gut, wir können daran arbeiten.
Für Ihr Selbstcoaching bedeutet das, die Wünsche, die Sie oben notiert haben, mit meinen Beobachtungen und Angeboten zu vergleichen. Gibt es Überschneidungen, dann können Sie genau an diesen Stellen damit beginnen, eine neue Haltung und ein sichereres Auftreten zu entwickeln.
Innere Monologe, die uns hemmen
Immer wieder beobachte ich, dass Frauen, bevor sie ihre Meinung äußern, lange und ausführlich überlegen. In gemischten Teams ist das noch häufiger der Fall, als wenn ein Team ganz aus Frauen besteht. Sind Frauen unter sich, erlebe ich sie oft mutiger, denn sehr häufig fangen Frauen einander auf. Natürlich bestätigen auch hier Ausnahmen die Regel, ein unschönes Wort dafür ist der sogenannte »Zickenalarm«. Aber so kein offener oder schwelender Konflikt in einem Team wirkt, hören sich Frauen meist zu und nehmen einander ernst.
Handelt es sich um gemischte Gesprächsrunden, so berichten mir Teilnehmerinnen - und das gilt nun für Erzieherinnen wie auch für andere Berufsgruppen -, dass
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