Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction

seiner Nase nieder. Homer starrte sie grimmig an, die Fliege hob die Hinterbeine und putzte ihre Flügel. Homer hob drohend die Pfote, und die Fliege surrte davon.
    Da klopfte es. Homer hob den Kopf und blinzelte.
    »Herein«, sagte er schließlich.
    Es war der Roboter Hezekiah.
    »Sie haben Archie gefangen«, sagte Hezekiah.
    »Archie?«
    »Archie, den Waschbären.«
    »Ach ja«, sagte Homer. »Er war davongelaufen.«
    »Er ist draußen«, sagte Hezekiah. »Willst du ihn sehen?«
    »Schick ihn herein«, erwiderte Homer.
    Hezekiah winkte mit dem Finger, und Archie trottete herein. Sein Pelz war verfilzt, er ließ den Schwanz hängen. Hinter ihm stapften zwei Roboter herein.
    »Er hat Korn stehlen wollen«, berichtete einer der Aufseher, »und wir haben ihn gleich dabei erwischt, aber es hat noch eine tolle Verfolgungsjagd gegeben.«
    Homer setzte sich gewichtig auf und starrte Archie an. Archie erwiderte seinen Blick.
    »Sie hätten mich nie erwischt«, sagte der Waschbär, »wenn ich Rufus noch hätte. Rufus war mein Roboter und hätte mich gewarnt.«
    »Und wo ist Rufus jetzt?«, fragte Homer.
    »Er hat heute den Ruf vernommen«, erwiderte Archie, »und mich verlassen, um sich zu diesem Gebäude zu begeben.«
    »Ist Rufus etwas widerfahren, bevor er ging?«, fragte Homer. »Etwas Ungewöhnliches?«
    »Nichts«, sagte Archie. »Er ist nur in einen Ameisenhügel gefallen. Er ist ein wahrer Tollpatsch. Die ganze Zeit stolpert er über irgendetwas. Er hat sicher eine Schraube locker.«
    Etwas Schwarzes, Winziges, sprang von Archies Nase und raste über den Boden. Archies Pfote zuckte vor und fing es wieder ein.
    »Ich würde mich lieber ein bisschen zur Seite setzen«, warnte Hezekiah Homer. »Er wimmelt von Flöhen.«
    »Das ist kein Floh«, sagte Archie aufgebracht. »Es ist etwas anderes, ich habe es heute Nachmittag gefangen. Es tickt und sieht aus wie eine Ameise, ist aber keine.«
    Das tickende Ding zwängte sich zwischen Archies Krallen hindurch und fiel auf den Boden, landete auf der richtigen Seite und raste los. Archie griff danach, aber er verfehlte es. Blitzschnell erreichte das Ding Hezekiah und sauste an seinem Bein hoch.
    Homer, der plötzlich alles begriff, sprang auf.
    »Schnell!«, rief er. »Fangt es! Es darf nicht …«
    Aber das Ding war verschwunden. Langsam setzte sich Homer wieder. Seine Stimme klang jetzt leise, leise und beinahe gefährlich.
    »Aufseher«, sagte er, »nehmt Hezekiah fest. Lasst ihn nicht entkommen. Meldet mir alles, was er tut.«
    Hezekiah wich zurück. »Aber ich habe doch nichts getan!«
    »Nein«, sagte Homer leise, »nein, noch nicht. Aber du wirst. Du wirst den Ruf vernehmen und versuchen, das Gebäude zu erreichen … Bevor wir dich fortlassen, müssen wir herausfinden, was dich dazu treibt. Was es ist und wie es funktioniert.« Homer drehte sich um und grinste. »Und jetzt zu dir, Archie …«
    Aber da war kein Archie mehr.
    Da war nur noch ein offenes Fenster.
    Homer lag unruhig auf seinem Bett aus Heu und knurrte vor sich hin, wollte nicht aufwachen.
    Ich werde alt, dachte er. Zu viele Jahre lasten auf mir, wie die Jahre auf den Hügeln. Früher war ich beim ersten Geräusch auf den Beinen und an der Tür, während das Heu noch an meinem Fell hing, und ich bellte, um die Roboter zu verständigen.
    Es klopfte wieder, und Homer erhob sich taumelnd.
    »Herein!«, brüllte er. »Hör endlich auf mit dem Lärm, und komm herein.«
    Die Tür ging auf, und vor Homer stand ein Roboter, aber ein größerer, als er je zuvor gesehen hatte. Ein schimmernder Roboter, groß und kräftig, mit einem polierten Körper, der sogar im Dunkeln glänzte, und auf der Schulter des Roboters saß Archie, der Waschbär.
    »Ich bin Jenkins«, sagte der Roboter. »Ich bin heute Nacht zurückgekommen.«
    Homer schluckte und setzte sich langsam auf. »Jenkins«, sagte er. »Es gibt Geschichten … Legenden … aus der Vorzeit.«
    »Nicht mehr als eine Legende?«, fragte Jenkins.
    »Nicht mehr«, erwiderte Homer. »Eine Legende über einen Roboter, der sich um uns kümmerte. Allerdings sprach Andrew heute Nachmittag von diesem Jenkins, als habe er ihn gekannt. Und es existiert die Mär, dass die Hunde dir zu deinem siebentausendsten Geburtstag einen Körper geschenkt haben, der so großartig war, dass …«
    Er verstummte … denn der Körper des Roboters, der vor ihm stand, den Waschbären auf der Schulter – dieser Körper konnte nichts anderes sein als jenes Geburtstagsgeschenk.
    »Und das