Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction
Terminologie entwickeln.
Wie konnte er die Nebel erklären, die über dem Land dahintrieben, und den herrlichen Duft? Anderes hingegen würde leichter nachvollziehbar sein. Dass man nie zu essen brauchte, dass man nie schlief, dass man das Sammelsurium depressiver Neurosen, des Menschen Erbteil, hinter sich ließ. Diese Dinge würden die anderen verstehen, weil sie sich einfach ausdrücken, in der vorhandenen Sprache erklären ließen.
Aber was war mit den anderen Dingen – die einen neuen Wortschatz verlangten? Mit den Gefühlen, die der Mensch nicht kannte. Den Fähigkeiten, die er sich erträumt hatte. Der Klarheit des Verstandes und der Erkenntnis – der Fähigkeit, seinen Verstand bis in die kleinste Zelle hinein zu nutzen. Den Dingen, die man plötzlich instinktiv wusste und tun konnte, die dem Menschen jedoch für immer versagt waren, weil er die wichtigsten Sinne nicht besaß.
»Ich schreibe es auf«, sagte er sich. »Ich nehme mir die Zeit und schreibe es auf.«
Aber das geschriebene Wort war ein armseliges Werkzeug.
Ein Televisor ragte aus der Kristallwand der Kuppel, und er trottete darauf zu. Rinnsale kondensierten Nebels perlten darüber, und er richtete sich auf, um in die Schleuse hineinzuschauen.
Nicht, dass er etwas erkennen konnte, aber die Menschen im Innern würden ihn sehen können. Die Männer, die immer Wache hielten, die in die Unwirtlichkeiten des Jupiter hinausstarrten, in die heulenden Stürme und Ammoniak-Regenfälle, die dahintreibenden Wolken aus tödlichem Methangas. So sah der Mensch den Jupiter.
Er hob eine Vorderpfote und schrieb schnell in die Nässe der Schleusenwand – in Spiegelschrift.
Sie mussten erfahren, wer vor ihnen stand, damit es keinen Irrtum gab. Sie mussten wissen, welche Koordinaten bei ihm zu verwenden waren.
Sonst verwandelten sie ihn in den Falschen, benutzten die falsche Matrix, und er würde als ein anderer heraustreten – als der junge Allen vielleicht, als Smith, als Pelletier. Und das könnte das Ende sein.
Ammoniak rann herab, löschte die Buchstaben aus. Er schrieb den Namen noch einmal.
Diesen Namen würden sie verstehen. Sie würden wissen, dass einer der Männer, die man in Loper verwandelt hatte, zurückgekommen war.
Er drehte sich um und starrte auf die Tür, die in den Konverter führte. Sie bewegte sich langsam, öffnete sich nach außen.
»Leb wohl, Towser«, sagte Fowler leise.
Ein Warnschrei hallte in seinem Kopf: Es ist noch nicht zu spät. Du bist noch frei, du kannst immer noch umkehren …
Er stapfte weiter, entschlossen, innerlich die Zähne zusammenbeißend. Er spürte den Metallboden unter seinen Pfoten, spürte, dass sich die Tür hinter ihm schloss. Er fing einen letzten, bruchstückhaften Gedanken von Towser auf, dann umfing ihn Stille.
Die Konverterkammer lag direkt vor ihm, und er stieg die Rampe zu ihr hinauf.
Die Pressekonferenz war gut verlaufen bisher. Es war viel Erfreuliches zu berichten gewesen.
Ja, erklärte Tyler Webster gerade den Journalisten, die Schwierigkeiten auf der Venus seien beseitigt. Die Beteiligten müssten sich nur noch zusammensetzen und verhandeln. Die biologischen Experimente draußen in den eisigen Laboratorien auf Pluto kämen voran. Die Expedition nach Alpha Centauri werde starten wie geplant, entgegen den Berichten, dass sie verschoben worden sei. Die Handelskommission werde bald neue Geldtabellen für verschiedene interplanetare Produkte herausgeben und einige Ungerechtigkeiten beseitigen.
Nichts Sensationelles. Kein Anlass für große Schlagzeilen. Kein Material für Sondermeldungen.
»Und John Culver sagte mir«, fuhr Webster fort, »ich solle Sie daran erinnern, dass heute der 125. Jahrestag des letzten im Sonnensystem begangenen Mordes ist. Einhundertfünfundzwanzig Jahre ohne gewaltsamen Tod.«
Er lehnte sich in seinen Sessel zurück und lächelte sie an, verbarg seine Furcht vor der Frage, die, wie er wusste, kommen musste.
Aber sie waren noch nicht so weit – man hatte sich an die Gepflogenheiten zu halten, an die angenehmen Rituale.
Der stämmige Stephen Andrews, Redaktionschef der Interplanetary News , räusperte sich, als habe er eine wichtige Nachricht zu verkünden, und fragte mit gespieltem Ernst: »Und wie geht's dem Jungen?«
Webster lächelte. »Ich fahre übers Wochenende nach Hause«, sagte er. »Ich habe meinem Sohn ein Spielzeug gekauft.« Er beugte sich vor und nahm das kleine Rohr vom Schreibtisch. »Ein altmodisches Spielzeug. Garantiert altmodisch. Eine
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