Als Flora zuviel Rotwein trank - Noch eine sehr romantische Komödie (Leckere Lords von Ruby Royce) (German Edition)
Leben in Verfolgung und Exil verdammt gewesen und das weiter entfernt als in England.
Als Junge, vor dem Wiener Kongress, hatte Francesco oft mit dem Gedanken gespielt, nach Mexiko auszuwandern. Einer seiner Cousins war dort König. Auch heute noch überlegte er, ob er nicht einfach alles hinter sich lassen sollte.
Ja, er war wieder ein richtiger Prinz, nicht nur ein nomineller, aber er hatte immer noch das Gefühl, keine Aufgabe zu haben. Sein weitaus älterer Bruder regierte seit dem Tode des Vaters und hatte eigene Söhne, von denen der erste sogar schon verheiratet und eben erst Vater eines weiteren Prinzen geworden war. Die Karlsburger vermehrten sich eben mit Erfolg, wie sonst hätten sie so viele Throne in so vielen Ländern über so viele Jahrhunderte halten können?
Francesco würde niemals in der Lombardei regieren. Er wurde noch nicht einmal als politischer Ratgeber hinzugezogen, da man ihn für nicht ernsthaft genug hielt und ihn außerdem für zu wenig in der Lombardei verwurzelt. Immerhin war er in England aufgewachsen. Tja, die Ironie des Schicksals.
Sie hatten natürlich recht. Es fehlte ihm an der Ernsthaftigkeit, aber wie sollte er das alles denn ernst nehmen? Glaubten sie wirklich, dass die Monarchien auf ewig bestehen würden, nach den letzten Jahrzehnten, in denen die Menschen in Europa ihre eigene Macht entdeckt hatten? Die Macht des Bürgertums?
Nein. Er gab der Lombardei zwanzig, vielleicht dreißig Jahre, bevor das Volk der Italiener nach einem italienischen Staat unter italienischer Führung schreien und die Karlsburger aus dem Land vertreiben würde. Wenn das geschah, wollte Francesco ganz weit weg sein. In den geheimsten Orten seines Herzens sympathisierte er sogar mit der Sehnsucht des einfachen Mannes nach Freiheit. War es nicht genau das gewesen, wonach er sich gesehnt hatte, als er auf Seventree eingepfärcht gewesen war? Freiheit?
Er wollte nicht mehr länger darüber nachdenken. Er hatte ohnehin viel zu viel nachgedacht in den letzten Tagen. Sein Kopf tat schon weh. Auch wenn seine Gedanken mit Politik überhaupt nichts zu tun gehabt hatten.
Nein, er wollte einfach gar nicht mehr denken, also schwamm er.
Eigentlich wollte er zu einem kleinen Strand weiter südlich, aber eine unsichtbare Hand leitete ihn zur Residenz seines verhassten Cousins am gegenüberliegenden Ufer.
Es würde ein heißer Tag werden aber der Palazzo Sforza lag noch noch im Schatten der Berge, in die er eingebettet war. Mit seinen vielen Türmchen, Fenstern und Zinnen hatte der elegante Palast aus dem frühen 18. Jahrhundert Francesco schon immer an ein Märchenschloss erinnert.
Dominic musste ein Vermögen für die Renovierung ausgegeben haben, schätzte Francesco. Palazzo Sforza war während der französischen Besatzung genauso vernachlässigt gewesen, wie die Häuser anderer Adliger rund um den See.
Francesco drehte sich auf den Rücken und betrachtete sein eigenes Heim am anderen Ufer.
Castello Maggiore war wesentlich größer, als die Surrey-Sforza Residenz und während Dominics Haus von der Natur dahinter eingerahmt wurde, stand Francescos Barockschloss auf einer in den See hinein ragenden Halbinsel. Aus dieser Entfernung sah der weiße Klotz irgendwie bullig und nackt aus. Der Park müsste verändert werden. Da musste mehr Leben hinein. Mehr Farben! Er würde das demnächst mit seinem Gärtner besprechen.
Als der Prinz sich wieder auf den Bauch drehte, sah er eine eine Figur am Ufer stehen.
"Eine Figur", ha, ich glaube es selber nicht, ich weiß doch ganz genau, wer das ist…
Sein Herz begann schneller zu schlagen.
Hilfe! Ich bin vollkommen vernarrt in diesen blutrünstigen Gnom! Ich will sie. Ich brauche sie! Meinen Leben macht ohne sie keinen Sinn mehr! - Oh, bitte, das habe ich doch nicht eben wirklich gedacht, ich bin doch nicht SO italienisch. "Mein Leben macht ohne sie keinen Sinn mehr!" Ehrlich??? Reiss dich zusammen, Francesco.
Flora Parker trug ein zart-gelbes Kleid und ihre dunklen Locken wurden locker von einem Seidenband der gleichen Farbe zusammen gehalten.
Gott sei Dank, sie ist unbewaffnet!
Sie hatte ihn noch nicht entdeckt. Vorsichtig glitt er näher.
Da war ein Bootsanleger, an dem ein paar kleine Boote lagen. Er versteckte sich dahinter, um sie weiter zu beobachten, aber er wusste, er würde nicht für immer dort verharren können. So warm war das Wasser des Sees dann doch wieder nicht. Früher oder später würde er sich bewegen müssen, um nicht
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