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Als Hitler das rosa Kaninchen stahl

Als Hitler das rosa Kaninchen stahl

Titel: Als Hitler das rosa Kaninchen stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Kerr
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fragte Anna, nachdem Omama ihnen in einer Konditorei Eclairs gekauft hatte.
    Max war entsetzt. »Anna! Wie kannst du nur!« sagte er ganz scharf.
    Anna hatte natürlich gewußt, daß sich so etwas nicht gehörte - aber es war so verlockend. Bis zum Jahrmarkt war es nur noch eine Woche.
    Ein paar Tage bevor Omama in den Süden Frankreichs zurückreisen sollte, war Pumpel verschwunden.
    Er war früh am Morgen aus Omamas Zimmer entwischt, und sie hatte sich nichts dabei gedacht. Er lief manchmal allein an den See hinunter, schnüffelte ein bißchen herum und kam dann von selbst wieder zurück. Aber zur Frühstückszeit war er immer noch nicht zurück, und sie fing an, die Leute zu fragen, ob sie ihn nicht gesehen hätten.
    »Was hat er nur wieder angestellt?« sagte Herr Zwirn. Er konnte Pumpel nicht leiden, weil er seine Gäste störte, an den Möbeln nagte und zweimal versucht hatte, Trudi zu beißen.
    »Manchmal benimmt er sich wie ein ganz junger Hund«, sagte Omama zärtlich, dabei war Pumpel neun Jahre alt.
    »Es muß seine zweite Kindheit sein«, bemerkte Herr Zwirn.
    Die Kinder suchten halbherzig. Es wurde bald Zeit, zur Schule zu gehen, und sie waren sicher, daß er früher oder später auftauchen würde - wahrscheinlich in Begleitung eines wütenden Opfers, das er entweder gebissen oder dessen Eigentum er zerstört hatte.
    Vreneli kam, um Anna abzuholen, sie machten sich zusammen auf den Schulweg, und Anna hatte Pumpel bald vergessen. Als sie zum Mittagessen zurückkamen, lief Trudi ihnen mit wichtigtuerischer Miene entgegen.
    »Sie haben den Hund deiner Großmutter gefunden«, sagte sie. »Er ist ertrunken.«
    »Unsinn«, sagte Vreneli, »das hast du nur erfunden.«
    »Ich hab’s nicht erfunden«, sagte Trudi empört, »es ist wahr. Papa hat ihn im See gefunden. Und ich hab ihn selber gesehen, und er ist tot. Ich weiß genau, daß er tot ist, denn er hat nicht versucht, mich zu beißen.«
    Mama bestätigte Trudis Geschichte. Pumpel lag am Fuß einer niedrigen Ufermauer. Niemand hatte herausgefunden, warum er ins Wasser gefallen war.
    Vielleicht ein Anfall von Wahnsinn? Oder hatte er einen der großen Kiesel im Wasser für einen Tennisball gehalten? Herr Zwirn deutete an, es könnte Selbstmord gewesen sein.
    »Ich habe von Hunden gehört, die sich das Leben genommen haben, wenn sie sich selbst oder anderen zur Last waren«, erzählte er.
    Die arme Omama war außer sich. Sie kam nicht zum Essen herunter und erschien erst zu Pumpels Begräbnis am Nachmittag schweigend und mit roten Augen. Herr Zwirn hatte ein kleines Grab in einer Gartenecke ausgehoben. Omama hatte Pumpel in einen alten Schal gehüllt, und die Kinder standen daneben, während sie ihn in seine letzte Ruhestätte bettete. Dann warfen sie unter Omamas Anleitung jedes eine Schaufel Erde auf ihn. Herr Zwirn schaufelte das Grab dann flott zu und klopfte die Erde zu einem flachen Hügel zurecht.
    »Und jetzt der Schmuck«, sagte Herr Zwirn, und Omama stellte unter Tränen einen großen Blumentopf mit einer Chrysantheme oben drauf.
    Trudi beobachtete alles voller Zufriedenheit.
    »Jetzt kann dein Hündchen nicht mehr rauskommen«, sagte sie mit sichtlicher Genugtuung.
    Das war zu viel für Omama, und zur großen Verlegenheit der Kinder brach sie in Schluchzen aus und mußte von Herrn Zwirn weggeführt werden.
    Der Rest des Tages verlief ziemlich traurig. Niemand außer Omama beeindruckte Pumpels Tod sonderlich, aber alle hatten das Gefühl, sie seien es Omama schuldig, kein allzu fröhliches Gesicht zu zeigen. Nach dem Abendessen ging Max weg, um seine Aufgaben zu machen, während Anna und Mama Omama Gesellschaft leisteten.
    Vorher hatte sie kaum ein Wort gesagt, aber jetzt konnte sie nicht aufhören zu reden. Ununterbrochen erzählte sie von Pumpel und seinen Taten. Wie konnte sie ohne ihn nach Frankreich zurückfahren? Er hatte ihr im Zug so gute Gesellschaft geleistet. Sie hatte sogar einen Rückfahrschein für ihn. Anna und Mama mußten ihn beide besichtigen. »Die Nazis sind an allem schuld«, schrie Omama. »Wenn Pumpel nicht Deutschland hätte verlassen müssen, wäre er nie im Zürcher See ertrunken. Dieser gräßliche Hitler...«
    Danach brachte Mama das Gespräch allmählich auf Bekannte, die in andere Länder ausgewandert oder in Deutschland geblieben waren, und Anna begann zu lesen, aber das Buch war nicht sehr interessant, und Bruchstücke der Unterhaltung nahm sie in sich auf.
    Jemand hatte eine Beschäftigung bei einer Filmgesellschaft

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