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Als ich lernte zu fliegen

Als ich lernte zu fliegen

Titel: Als ich lernte zu fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roopa Farooki
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hochschalte.«
    »Klar. Aber kommt Yasmin nicht bald aus dem Schachclub?«, fragt Lila. Sie folgt Asif nach draußen und schließt ihr Auto auf.
    »Das ist ja die Überraschung«, antwortet Asif fröhlich und schnallt sich an. »W eißt du noch den Weg zu Mums altem Tennisclub?«
     

     
    Im Club sitzen Asif und Lila auf der Tribüne über den Plätzen und sehen Yasmin mit drei anderen Anfängerinnen im Kreis laufen; sie lässt einen Ball auf ihrem Schläger hüpfen. Dann werden die Spielerinnen in zwei Paare aufgeteilt und schlagen einander über die Hälfte des Platzes Bälle zu, während der Trainer ihnen Anweisungen zuruft und die Vorhand korrigiert. »Ich hab Yasmin noch nie Sport treiben sehen. Freiwillig, meine ich«, staunt Lila. Sie sieht zu, wie Yasmin einen Ball verfehlt, ohne einen Augenblick zu zögern einen anderen Ball aus dem Korb neben sich nimmt und ihn zu ihrer Partnerin hinüberschlägt. Keine Panik, keine Krise, kein bockiges, verweigerndes Stehenbleiben, kein Tobsuchtsanfall.
    »Das ist ihre zweite Woche. Sie hat mir gesagt, sie will jetzt lieber Tennis spielen statt Schach«, sagt Asif. »Ich habe den Unterricht organisiert«, fügt er überflüssigerweise hinzu; er merkt, dass er ein wenig zu stolz darauf ist. »Sie hat sogar gesagt, dass sie einen Tagestrip nach Frankreich machen will, mit dem Flieger oder mit dem Schiff, aber nicht mit dem Zug, warum auch immer. Irgendetwas hat sich verändert.«
    »Sie hasst doch Veränderungen«, sagt Lila, als hätte sie Asif nicht richtig zugehört. »Ist es ihr nicht schwergefallen, so kurz vor den Prüfungen etwas Neues anzufangen?«
    Asif zuckt mit den Achseln. »Ich glaube nicht, dass sie sich über die Prüfungen groß Gedanken macht. Jetzt wird nur noch wiederholt, und sie erinnert sich sowieso an alles. Wahrscheinlich macht sie einen glänzenden Abschluss, ohne viel dafür tun zu müssen.« Als ihm einfällt, wie Lila nach Mums Tod bis zur letzten Sekunde für ihre Prüfungen gebüffelt hatte, wird ihm klar, wie unsensibel er war. Er entschuldigt sich stammelnd: »Ich meine nicht, du weißt schon …«
    Lila fällt ihm ins Wort. »W as hat das zu bedeuten? Tennis und verdammte Tagestrips nach Calais? Dass sich ihr Zustand langsam bessert? Ist das die große Überraschung?« Sie staunt selbst über ihre Wut auf Yasmin, auf Asif, auf sich selbst. Sie glaubt sich selbst da unten auf dem Platz zu sehen, wie sie an Yasmins Stelle die Bälle verfehlt, es aber bei Weitem nicht so gelassen hinnimmt wie ihre Schwester.
    »Ja, schon«, murmelt Asif und fragt sich, ob er bei dieser neuen Entwicklung vielleicht etwas Schlimmes übersehen hat, das anderen sofort ins Auge springen würde. Ist es denn nicht gut, dass Yasmin etwas Neues anfängt, dass sie vielleicht ein paar ihrer Eigenheiten überwindet?
    »Es kann gar nicht besser mit ihr werden«, stößt Lila hervor, spuckt Asif fast an. »Ich hab dir doch schon immer gesagt, dass ihr gar nichts fehlt.« Sie stolziert hinaus und ruft über die Schulter zurück: »Ich muss jetzt los, du kannst ja zusammen mit Yas mit dem Bus nach Hause fahren.«
    »Bleib doch noch!« Asif läuft ihr nach, überzeugt, dass er irgendwie furchtbar ins Fettnäpfchen getreten ist und den Fehler wiedergutmachen muss. Lila sieht in ihrem Intevnational Love -T-Shirt genauso aus wie damals, als er ihr die Nachricht von Mums Tod überbracht hat, wie das verheulte Mädchen mit den roten Flecken im Gesicht, das herumbrüllte und Yasmin schüttelte, bis sie nur noch als summendes Häufchen in der Ecke hockte, mit den Fingern in den Ohren.
    »Ich bin sowieso spät dran«, sagt Lila in einem Ton, der fast nach Entschuldigung klingt.
    »Na dann«, sagt Asif niedergeschlagen. »Mit wem triffst du dich denn?«
    »Nur mit einem Freund.« Lila geht endgültig, sie hat sich genug aufgespielt. Sie sitzt im Auto und weiß, dass sie sich danebenbenommen hat – wieder einmal. Irgendwie tickt sie nicht ganz richtig. Sie hat versagt, wo Asif und Yasmin erfolgreich waren, weil sie tapfer durchgehalten haben. Sie hat so lange mit Yasmin zusammengelebt und ihr die Schuld für alles in die Schuhe geschoben, was in ihrem Leben schieflief – für den Raub der Mutter, den stressabhängigen Hautausschlag, die Reihe fehlgeschlagener Beziehungen und mieser Jobs. Was wäre, wenn sie Yasmin nicht mehr dafür verantwortlich machen könnte? Kurz hat sie die Vision, dass Yasmin in nicht allzu ferner Zukunft am Londoner King’s College ihr Examen in Sprachen

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