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Als ich vom Himmel fiel

Als ich vom Himmel fiel

Titel: Als ich vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Koepcke
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der Gegenwart, mit der Zukunft. Denn ich weiß, ich werde noch unzählige Male nach Panguana zurückkehren. Jeder Schritt, den ich gehe, erscheint mir wie einer jener langwierigen Schritte, die es braucht, um das Erbe meiner Eltern zu erfüllen. Doch ich weiß auch, so wie ich immer wiederkomme, ganz egal, was geschieht, so wie am Ende des Wegs der Lupuna-Baum auf uns wartet und darunter die Hütten von Panguana, so werde ich es schaffen, diesen Ort ein für alle Mal zu schützen und für die nachfolgenden Generationen zu erhalten.
    Ich frage mich, wie mein Vater sich wohl fühlte, als er damals zum letzten Mal diesen Weg entlangging. War er erleichtert, diesen Ort, an dem er unbeschreiblich glücklich gewesen war und später unsagbar einsam und in seine Trauer eingekapselt, endlich zu verlassen? Oder dachte er, er würde bald zurückkommen und nahm den Abschied nur als vorläufig wahr, viel zu sehr beschäftigt mit den Vorbereitungen der langen Reise? Ich weiß es nicht. Und ich denke, wie seltsam und auch traurig es doch ist, dass ich nach jenem Aufenthalt hier in Panguana, direkt nach meinem Unfall, nie wieder mit meinem Vater gemeinsam hier gewesen bin.

17 Ein Wiedersehen und eine Rückkehr

Kapitelanfang
    Am 12 . April 1974 holte ich meinen Vater in Hamburg-Fuhlsbüttel am Flughafen ab. Wir waren nicht allein, und vielleicht fiel deshalb das Wiedersehen eher nüchtern aus. Meine Tante war natürlich dabei und die Freunde meines Vaters, die mich bereits zwei Jahre zuvor in Frankfurt in Empfang genommen hatten.
    Leider habe ich an dieses Wiedersehen keine besonders detaillierten Erinnerungen. Ich weiß nur noch, dass ich mir gewünscht hatte, er solle mir doch bitte eine frische Avocado mitbringen und eine Mango. Mein Vater fuhr mit zur Großmutter nach Kiel und übernachtete ein oder zwei Nächte bei uns, dann ging er nach Hamburg, wo er, der Vereinbarung bei seiner Habilitation gemäß, eine Stelle als Professor antrat. Dort wohnte er zunächst im Gästezimmer des Instituts, bis er sich recht bald ein kleines Reihenhaus etwas außerhalb von Hamburg kaufte.
    Zunächst sagte er, seine Anwesenheit in Deutschland sei nur vorübergehend, und er wolle auf alle Fälle wieder nach Panguana zurückkehren. Später erfuhr ich von Kollegen am Naturhistorischen Museum in Lima, dass er sich von niemandem dort verabschiedet hatte. Eines Tages war er einfach weg, und ehe man richtig wusste, was los war, wurde seine Stelle an der Universität mit einem jüngeren Kollegen besetzt. Heute weiß ich, dass mein Vater schon damals an der Umwandlung von Panguana in ein Naturschutzgebiet arbeitete und auch eine vielversprechende Aussage vom damaligen Landwirtschaftsministerium hatte. Bereits in diesen frühen 70er-Jahren sollte Panguana auf rund zehn Quadratkilometer vergrößert werden. Doch dann stagnierte die ganze Sache, Gutachten wurden geschrieben und verschwanden in einer Akte, die nach und nach immer dicker wurde. Von Deutschland aus konnte mein Vater die Sache nicht wirklich vorantreiben, und so verlief alles im Sande.
    Warum mein Vater nie wieder nach Peru zurückkehrt e – ich weiß es nicht. Ich vermute, einmal in Deutschland, hatte er die Kraft nicht mehr dazu. Peru war das Land, in dem er mit meiner Mutter glücklich gewesen war, ohne sie war es nicht mehr dasselbe. Und alles dort erinnerte ihn an sie. Zwar hatte er in einem Brief während meines ersten Jahres in Deutschland von Panguana aus geschrieben: » … und 1975 würde ich eine Reise nach Peru, und zwar hauptsächlich nach Panguana, machen. Versprechen kann ich natürlich heute noch nichts, aber ich könnte mir denken, dass es schön wäre, wenn wir zusammen hierherkämen und auch zusammen wieder abreisten.«
    Doch davon war später nie wieder die Rede, und ich drängte ihn auch nicht dazu.
    Dafür stand eine andere Reise ins Haus, und zwar eine richtige Weltreise. Vom 12. bis 19 . August 1974 stand nämlich im australischen Canberra der 16 . Internationale Ornithologische Kongress auf dem Programm, der schon Jahre vorher seine Schatten vorausgeworfen hatte. Denn dieses für Vogelkundler so wichtige und traditionsreiche Fachtreffen existiert seit 1884 und findet nur alle vier Jahre statt. Heute vermute ich, dass wahrscheinlich ursprünglich meine Mutter vorhatte, ihn zu besuchen, schließlich war sie die Ornithologin in der Familie. Doch nach ihrem Tod war es irgendwie selbstverständlich, dass mein Vater nach Australien reisen würd e – und ich sollte ihn

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