Als ich vom Himmel fiel
faustgroßen Stücke legte ich aus, um die Schmetterlinge anzulocken. Am attraktivsten wurden die Köder für die Falter, wenn sie anfingen zu faulen, vor allem für die prächtigen Morphos und die geheimnisvollen, handtellergroßen Eulenschmetterlinge mit ihrer schönen Augenzeichnung auf der Unterseite der Flügel. Manche Arten mochten auch gärende Früchte und Fruchtsäfte oder Kot. Die schönsten Arten sah und fing ich auf unserer Toilette, einem richtigen Donnerbalken. Dort wurde ich eines Nachts leider von einer der Riesenameisen, einer vier Zentimeter langen Izula, in den Oberschenkel gestochen. So ein Stich ist äußerst schmerzhaft, und man spürt die Einstichstelle mehrere Tage lang. Daher heißt die Art auch »2 4 horas « – »2 4 Stunden « –, denn so lange leidet man ganz bestimmt.
In der ersten Zeit verschwanden meine Fleischköder auf wundersame Weise, und ich fand heraus, dass sie von Schildkröten, Gürteltieren und anderen Tieren gefressen wurden. Für Schildkröten ist verwesendes Fleisch nämlich ein wahrer Leckerbissen. Was konnte ich dagegen tun? Ich wickelte die Fleischstücke in Maschendraht ein und band sie an einen Baum oder Pfosten. Auf diese Weise hörten zwar die Festgelage der Schildkröten auf, aber dafür konnte ich »meine« Schmetterlinge besser beobachten. Am Flussufer fand ich damals ganze Wolken herrlicher, farbenprächtiger gelber, weißer und orangefarbener Schmetterlinge, die an Tapirkot und -urin oder an den Ausscheidungen von Brillenkaimanen saße n – jedes Mal ein wunderschöner Anblick.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie die Diplomandin meines Vaters und ich im Wald eines Tages von Massen winziger Zecken überfallen wurden. Wir hatten ein Gebüsch gestreift, auf dem diese Biester saßen, und sie überschwemmten uns geradezu. Da half alles nichts. Wir stürzten nach Hause, rissen uns die Kleider vom Leib und sammelten uns gegenseitig die winzig kleinen Plagegeister mit Pinzetten ab, die wir danach in eine Kerzenflamme tauchten, um die Zecken zu verbrennen.
Einmal erwischten die Diplomandin und ihr Mann ein Waldkrokodil, das sie unbedingt fotografieren wollte. Dabei störten sie aber die Hände ihres Mannes, die das Krokodil festhielten, die sollten nicht mit aufs Bild. Da ließ ihr Mann die Schnauze und den Schwanz des etwa 8 0 Zentimeter langen Tieres los und hielt es nur an den Beinen fest. Natürlich biss es ihn tief in den Arm, zum Glück entzündete sich die Wunde nicht.
Damals gab es viele Schlangen um die Häuser von Panguana, und einmal wurde einer der Nachbarn von einer Lanzenotter gebissen. Die Diplomandin verpasste ihm eine große Ladung Schlangenserum, sodass es eine riesige Beule gab. Vermutlich wäre dies gar nicht nötig gewesen, aber sicher ist sicher. Man sollte allerdings mit dem Serum vorsichtig umgehen, denn es kann zum anaphylaktischen Schock führen, falls man dagegen allergisch is t – und auch der kann tödlich enden.
Yuyapichis war in jenen Jahren noch gar kein richtiges Dorf, sondern eher eine Ansammlung von Hütten am Hochufer des Río Pachitea, und unter der Woche war dort ab der Dämmerung »tote Hose« angesagt. Aber an den Samstagen gab es Fiesta mit Tanz und Essen, und da gingen wir gerne hin. Es war eine lustige Zeit, die leider zu schnell verging. Wir Mädels fielen als »Gringas« natürlich auf und wurden im Dorf von den Männern nur so umschwärmt.
War ich in Lima, dann wohnte ich bei den Eltern meiner Freundin Edith. Sie hatten im Garten einen kleinen einstöckigen Anbau, in dem mir ein Zimmer mit Bad immer zur Verfügung stand. Das war natürlich sehr angenehm. In Lima war ich während dieses Peru-Besuchs auch zu einer besonderen Veranstaltung eingeladen, und zwar zu einer Zeremonie der Universität Ricardo Palma. Man hatte das Abschluss-Semester der Biologiestudenten nach meiner Mutter »Promoción 76B Maria Koepcke« genannt, und ich war dort als Ehrengast geladen, was natürlich wieder einmal durch die Presse ging. Immer noch wurde ich ständig um Interviews gebeten, und mein Aufenthalt in Peru wurde in der Zeitung aufmerksam verfolgt und kommentiert. Vor allem, wenn ich auf meiner Reise zwischen Lima und Panguana durch Pucallpa kam, wurde ich von meiner Vergangenheit eingeholt. Der Leiter des örtlichen Radiosenders war mit meinen Eltern befreundet gewesen, und so konnte ich es ihm nicht abschlagen, immer wieder Grußworte und Ähnliches für eine Sendung zu sprechen.
Bei diesen Gelegenheiten besuchte ich gerne
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