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Als könnt' ich fliegen

Als könnt' ich fliegen

Titel: Als könnt' ich fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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tatsächlich die Scheibe ist, von der du sprichst?«
    Die Frage hatten wir schon mal. Offenbar ging es ihm nur darum, mich aus der Schusslinie zu zerren.
    »Wer hat den denn gefragt?« Hardy war tatsächlich in der Lage, vollständige Fragen zu formulieren. Wer hätte das gedacht.
    Dennis winkte ab. »Lass ihn«, meinte er mit gespielter Toleranz. »Wo er Recht hat, hat er Recht. Und wir wissen ja schon von unserem Freund hier«, er deutete auf mich, »dass er nichts von einem Ehrenwort hält.«
    Ich unterbrach das Spiel für einen weiteren Schluck Bier. Ich spürte jetzt sehr deutlich, dass ich nicht mehr nüchtern war. Ein leichter Schwindel, der schnell vorüberging. Für Sekundenbruchteile verschwamm Dennis’ grinsende Visage vor meinen Augen.
    »Aber ich bin ja ein großzügiger Mensch«, sagte er. »Und deshalb hab ich mir was überlegt. Du kannst die Platte für zwei Stunden ausleihen und überprüfen, was drauf ist. Heute Abend noch.«
    Ich hasste seine Selbstgefälligkeit. Ich hasste, was er sagte und wie er es sagte. Ich hasste alles an ihm.
    »Okay«, antwortete Björn an meiner Stelle. »Her damit.«
    Trotz meiner leicht umnebelten Wahrnehmung wusste ich plötzlich, dass Björn die Platte nicht wieder rausrücken würde, wenn er sie einmal in Händen hielt. Und was das bedeutete, das kapierte ich ebenfalls trotz meines erhöhten Alkoholpegels: Ärger ohne Ende! List hin oder her! Hardy hielt mir nach Dennis’ entsprechendem Signal die Platte hin. Als ich keine Anstalten machte zuzugreifen, sondern Hardy nur etwas dumpf anstarrte, wollte Björn sie sich schnappen.
    »Scheiß auf deine Großzügigkeit!«, sagte ich im allerletzten Moment. »Ich nehm die Wette an.«
    »Quatsch!« Björn gab sein Letztes. »Her mit dem Ding!«
    Aber Hardy hatte blitzartig zurückgezogen. Dennis hielt mir die Hand hin. Er schien erfreut.
    »Also abgemacht?«, fragte er und klang trotz seiner Freude zum ersten Mal etwas unsicher. »Die Wette gilt?«
    Ich nahm seine Hand nicht, bestätigte aber, dass die Sache von mir aus in Ordnung ging. Noch einmal schaltete Björn sich ein. Seine Gedanken waren noch klar. Er hatte auf Bier verzichtet.
    »Was ist eigentlich«, fragte er langsam, »wenn Tobias die Wette verliert?«
    Dennis schien verblüfft über die Frage.
    »Dann kriegt er die Platte nicht«, antwortete er.
    »Aber du?«, fragte Björn. »Was kriegst du?«
    Sofort fühlte Dennis sich in die Ecke gedrängt. Und wie auch Tiere es tun, reagierte er in dieser Situation aggressiv. In einer blitzartigen Attacke packte er Björn am Kragen und drückte ihn an die Wand. Der war völlig übertölpelt. Er kam nicht mal auf die Idee, sich zu wehren.
    »So allmählich stinkst du mir, Freundchen!«, zischte Dennis ihm ins Gesicht. »Was ich kriege oder nicht kriege, das geht dich einen Dreck an. Kapiert?«
    Björn sah erschrocken aus, er nickte stumm. Dennis schien das noch nicht zu reichen. »Und was ich kriege«, erklärte er, »das wird eine Flachpfeife wie du nie im Leben kriegen. Was du kriegst, ist höchstens ein paar aufs Maul. Klar?«
    »Vollkommen!« Björn schien sich allmählich zu fangen. »Ich krieg ein paar aufs Maul, und du kriegst … äh, was denn jetzt eigentlich?«
    Dennis holte zu einem kurzen, schnellen Schlag in Björns Magen aus. Im letzten Moment bremste er ab.
    »Meine letzte Warnung«, sagte er leise. »Meine aller letzte.«
    Wütend wandte er sich ab und stapfte eilig nach draußen. Hardy sah sich genötigt, Björn und mir noch je einen drohenden Blick zuzuwerfen. Dann trottete er seinem Leithammel hinterher.
    »Was sollte das denn jetzt?« Björn konnte nicht glauben, dass ich mich tatsächlich auf die Wette eingelassen hatte.
    »Ein Trick«, sagte ich. Meine Zunge war schwer. Ich hatte Schwierigkeiten, nicht zu lallen.
    »Sehr ausgefuchst«, spottete Björn. »Unheimlich raffiniert.«
    »Ist doch scheißegal«, sagte ich. »Mit Milena und mir ist es eh aus. Da kann ich ihm auch erzählen, wir hätten miteinander … du weißt schon.«
    »Na, dann viel Spaß«, sagte er. »Aber ohne mich.« Er wandte sich zum Gehen. Er war stocksauer.
    »Wüsste nicht«, rief ich ihm hinterher, »wozu ich dich dabei brauche!«
    Er drehte sich noch mal um.
    »Wenn du das tatsächlich machst«, sagte er, »dann kannst du mich gleich mit auf deine Liste setzen.«
    »Welche Liste?«, fragte ich verdattert.
    »Die mit den Leuten, mit denen es aus ist.« Dann verschwand er. Ich konnte mich nicht erinnern, ihn jemals so

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