Als Mrs Simpson den König stahl
die Un
nachgiebigkeit des Königs nun den entscheidenden Punkt erreicht. Philip zeigte sich resigniert.
»Ich will versuchen, Sie ins Bild zu setzen. Vielleicht sollte ich damit beginnen, dass es Dinge gibt, die die britische Öffentlichkeit niemals hinnehmen wird. Wallis, eine zweifach geschiedene Amerikanerin, deren Ex-Männer zudem beide noch leben, ist als Königin undenkbar. Ich fürchte, es ist bereits zu spät, den König zur Vernunft zu bringen, selbst wenn es jemals einen Zeitpunkt dafür gegeben haben sollte, was ich jedoch bezweifle. Er ist besessen von der Frau. Und ich vermute, den Entschluss, sie zu heiraten, hat er bereits vor einem Jahr gefasst. Wahrscheinlich hat Mrs Simpson selbst von seiner damaligen Entscheidung gar nichts gewusst. Die Leute glauben, dass die Schuld allein bei ihr liegt, aber ich vermute das Gegenteil. Sie hat nicht nur Walter Monckton, dem Rechtsberater des Königs, der seit neuestem mein Kollege ist, sondern auch dem Premierminister gesagt, sie habe versucht, die ganze Angelegenheit für ein paar Wochen auszusetzen. Aber wenn es darum geht, auf andere Leute, selbst auf Mrs Simpson, zu hören, ist der König ebenso halsstarrig, wie er in ›Herzensangelegenheiten‹ schwach ist, um die amerikanischen Zeitungen zitieren. Ich fürchte, wegen seiner Offenheit hat es sich nun sogar der treu ergebene königliche Privatsekretär mit ihm verscherzt. Als Alex Hardinge den König gewarnt hat, dass die Zeitungen nicht länger Stillschweigen bewahren werden, ist er in eine Art Purdah verbannt worden.«
Philip hielt inne. Er fragte sich, ob er zu viel preisgegeben hatte.
»Einige Leute können dem Ganzen auch lustige Seiten abgewinnen«, fuhr Philip in unbeschwerterem Ton fort. »Zum Beispiel hat die Herzogin von Devonshire neulich beim Abendessen vorgeschlagen, einen neuen Posten für Mr Simpson zu schaffen: › Master of the Mistress ‹. Besorgniserregender dagegen ist Lady Colefax' Behauptung, aus erster Hand zu wissen, dass der König gedroht habe, sich die Kehle aufzuschlitzen, sollte Mrs
Simpson ihn verlassen. Wir haben ein Stadium erreicht, in dem es vier Optionen gibt. Erstens: Der König gibt Mrs Simpson auf, was höchst unwahrscheinlich ist. Zweitens: Der König heiratet Mrs Simpson, und sie wird Königin. Diese Option jedoch schließt die Kirche ihrer beiden Scheidungen wegen aus. Dann gibt es den Vorschlag, dass Kirche und Parlament, nicht zu vergessen die Dominions, Mrs Simpson als Gemahlin des Souveräns akzeptieren, nicht jedoch als gekrönte Königin, wie es im Laufe unserer Geschichte schon mehrfach versucht wurde. Baldwin und die Mehrheit des Unterhauses haben bereits zu verstehen gegeben, dass sie einen solchen Plan nicht unterstützen würden, mit einigen Ausnahmen natürlich, wie dem alten Eigenbrötler Churchill, Oswald Mosley oder auch Edwards Ferienbegleiter Duff Cooper. Obwohl ich fürchte, dass der König dies nach wie vor für einen möglichen Ausweg hält. Die letzte und drastischste Wahlmöglichkeit wäre, dass der König auf den Thron verzichtet.«
»Abdankt?«, fragte Julian, und das Wort schoss in die Luft wie ein Feuerwerkskörper.
»Ja. Das ist richtig. Es gibt die Option der Abdankung. Aber das wäre der denkbar letzte Schachzug«, fügte Philip hastig hinzu. »Ich glaube nicht, dass es so weit kommen wird. Es sprechen so viele Argumente dagegen, und all dessen ist der König sich bewusst. Zunächst einmal weiß er, dass das Land ihn liebt und ihm niemals verzeihen würde, wenn er es im Stich ließe. Zum anderen wäre ungewiss, wohin er sich wenden soll. Der König ist kein Mann, der sich umstandslos mit einem dauerhaften Exil anfreunden könnte.«
Plötzlich war Philip erzürnt über die eigenwillige Selbstsucht des Königs. »Das Ganze ist ein entsetzlicher Schlamassel«, fauchte er. »Der Mann führt sich auf, als sei nichts außer ihm in der Welt von Bedeutung.« Sichtlich verärgert ging Philip zur Whiskykaraffe und füllte sein Glas nach.
»Tun Sie mir einen Gefallen und essen Sie heute mit mir zu
Abend?«, fragte er Julian. »Manchmal finde ich meine eigene Gesellschaft zu einsam und zermürbend.«
May war in ihrem Schlafzimmer geblieben und schrieb in ihr blaues Notizbuch. Nach einer halben Stunde kehrte Florence zurück. Sie war blass im Gesicht und wirkte sehr ernst.
»Möchtest du mit mir über das Foto reden?«, fragte May.
Florence nickte.
»Und willst du mit mir über den Farbeimer reden?«
Ein zweites Kopfnicken. Als Florence
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