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Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Titel: Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unheilig
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besonderen Umständen funktioniert hatten. Heute habe ich selbst die Namen meiner damaligen Kollegen vergessen, was mich eigentlich traurig stimmt. Einen von ihnen sollte ich, so weiß ich heute, Jahre später noch einmal zufällig auf einem meiner Konzerte als Zuschauer wiedersehen. Er stand bei einer Autogrammstunde vor mir, schaute mich unsicher an und fragte leise, ob ich wirklich derjenige sei, für den er mich hielt. Ja, ich war es, der ihm damals half, seine Gitarre zu dem Bus zu tragen, und ich war es, den er damals in der Mittagspause in Lübeck zum Singen brachte.
    Das war das Letzte, an das ich mich erinnern kann, wenn ich an diese schöne Zeit denke.
    Heute weiß ich, dass diese Zeit eine der wichtigsten Phasen in meinem Leben war. Schließlich hatte ich in Lübeck auf unserer Stube mit der Singerei begonnen und meine zwischenzeitlich fast verloren gegangene Liebe zur Musik wiedergefunden. Es war eine schöne Zeit, die mein Leben und meine Erfahrung als Mensch bereichert hat und an die ich mich immer gerne zurückerinnern werde. Und immer, wenn ich heute in Hamburg oder in der Nähe von Lübeck bin, fühle ich mich irgendwie zu Hause …

Herz und Verstand
    Auf der Heimreise von Lübeck war ich schon sehr aufgeregt, was sich aufgrund meines neuen australischen Kontaktes wohl ergeben würde. Ich hatte noch nie mit Profis zusammengearbeitet und freute mich irrsinnig darauf, endlich loslegen zu können. Und Clint war ein Profi, ganz ohne Zweifel. Ich hatte zwischenzeitlich sogar in einem Plattenladen eine seiner Aufnahmen entdecken können – etwas, wovon ich selbst seit Jahren schon geträumt hatte.
    Kaum zu Hause angekommen, telefonierte ich mit Clint und machte einen Termin für ein Treffen aus. Er erzählte, dass die Sachen, die er überarbeitet hatte, gut geworden seien und er gespannt sei, was ich dazu meinte. Ich machte mich direkt auf den Weg zu ihm und hörte mir die »neuen« Stücke sofort an. Peter und Clint hatten insgesamt drei Lieder überarbeitet, wobei bei einem Song wegen meiner unzulänglichen Englischkenntnisse ein Intro wegfallen musste und bei zwei Songs weibliche Chorgesänge dazugekommen war.
    Ich weiß heute nicht mehr, was ich in diesem Moment gesagt habe. Aber ich war doch sehr enttäuscht. Für mich machte es keinen großen Unterschied, ob nun ein Intro fehlte oder an manchen Stellen ein Chor dazugekommen war. Vielleicht hatte ich auch einfach zu viel erwartet, aber das Ganze klang für mich nicht mehr so, wie ich es kannte. Die neuen Elemente in den Stücken kamen mir fremd vor und sie störten mich mehr, als dass ich sie gut gefunden hätte. Die weibliche Stimme war zwar ganz nett, allerdings klang sie für meinen Geschmack viel zu rockig.
    Natürlich schickten sich grammatikalische Fehler in einem Intro nicht, aber musste man es deswegen gleich ganz löschen? Für mich war immer noch die künstlerische Freiheit entscheidend und ich fand diese kleinen sprachlichen Mängel nicht gerade tragisch. Aber was wusste ich schon? Ich war der Anfänger, sie die Profis – womöglich waren es gerade diese Dinge, die geändert werden mussten, um überhaupt eine Chance bei einer Plattenfirma zu bekommen …
    Ich hatte meinen Unmut damals für mich behalten und war einigermaßen gespannt, was nun weiter folgen würde. Nachdem der musikalische Part für die beiden Jungs erledigt schien, hatte Clint den Vorschlag gemacht, neue Fotos für das Cover produzieren zu lassen. Mit den vorliegenden Bildern konnte er augenscheinlich nicht viel anfangen und er war der Meinung, dass man aufgrund des Namens »The Graf« von der Bildsprache her auch Fotos in diese Richtung machen sollte. Irgendetwas Düsteres und Gruftiges mit einem Umhang – wie Graf Dracula, hieß es.
    Clint und Peter führten aus, dass die Musik wohl eher »independent« wäre und dieser Stil sich dann auch in den Fotos widerspiegeln sollte, damit die Plattenfirmen ein komplettes Konzept vorgelegt bekämen und alles – Musik und Optik – zueinanderpassen würden. Dagegen war natürlich nichts einzuwenden.
    Als Locations hatten sie sich alte Friedhöfe, Burgen oder Kellergewölbe vorgestellt. Es gäbe da bestimmt jede Menge Möglichkeiten in der Umgebung und da könnte man garantiert tolle Bilder machen, meinten Peter und Clint. Ich konnte dem Ganzen damals – offen gestanden – nicht ganz folgen. Was in aller Welt hatte Graf Dracula mit meiner Musik zu tun?, dachte ich und die Musikrichtung »Independent« war mir bis dahin

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