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Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Titel: Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unheilig
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sieht zunächst Bilder im Kopf und schafft dann eine Musik, die es in der Form bis dahin noch nicht gegeben hat. Und dann, in einem bestimmten Stadium, hört man es sich zum ersten Mal an. Die Worte und die Musik erzählen die Geschichte, die in den Anfängen nur Bildfragmente waren – und schaffen als Musikstück neue, nie dagewesene Bilder … Dieser Vorgang ist eigentlich unbeschreiblich – auch wenn ich es gerade versucht habe …
    In der Zwischenzeit musste ich mal wieder feststellen, dass ich erneut beträchtlich an Gewicht zugelegt hatte. Ich war kein Frust-, aber dafür ein sehr versierter Belohnungsfresser. Wenn ich der Meinung war, ich hatte etwas gut gemacht, musste ich mich belohnen. Und da mein Körperumfang gegen Ende der Großen Freiheit doch ganz stattlich geworden war, hätte man eigentlich an meinem Bauchumfang ablesen können, wie sehr ich mit dem Album zufrieden war.
    Dass ich seit meinem gesundheitlichen Zusammenbruch nicht mehr rauchte, tat ein Übriges. Eines Morgens zog ich mein Bühnenoutfit hervor und musste erkennen, dass die Sachen plötzlich doch sehr auf Figur geschnitten schienen. Ich hatte mich wohl ein wenig zu häufig belohnt und war – zu Deutsch – richtig fett geworden! Zu dick für meine Garderobe zumindest, und so fing ich noch an demselben Tag mit Sport und einer strengen Diät an.
    Von diesem Moment an war ich regelmäßig bis Mittags im Studio und arbeitete an meiner Musik – am Nachmittag ging es dann in den Wald. In meinen hautengen Joggingklamotten sah ich ziemlich peinlich aus – wie eine Bratwurst mit Turnschuhen. Aber ich hätte mir zu diesem Zeitpunkt niemals neue Sportsachen gekauft, denn ich sah mein peinliches Outfit eher als Antrieb. Diese Hose sollte, ebenso wie meine Bühnengarderobe, schon bald wieder passen – das war mein Ziel.
    Ich kann mich heute noch gut erinnern, dass ich absolut keine Lust auf Sport hatte. Eine sogenannte Kondition war nicht vorhanden, die Lunge brannte nach den ersten Kilometern wie Feuer und die Knie schmerzten, da ich für einen Läufer naturgemäß viel zu schwer war. Aber ich kannte dieses Gefühl ja aus der Vergangenheit. Viel zu oft war ich in meinem Leben an dem Punkt angekommen, abnehmen zu müssen – also machte ich weiter und blieb einfach nicht stehen.
    Nach einer halben Stunde jedoch spürte ich einen Stich in der Wade und musste abrupt halt machen. Ich humpelte auf einem Bein weiter und wusste nicht, was da passiert war. Ein Krampf? Oder gar ein Muskelriss? Ich ignorierte den Schmerz und rannte weiter. Es half ja nichts …
    An diesem Tag hatte ich außerdem damit begonnen, Kalorien zu zählen. Mithilfe des Internets kalkulierte ich anhand eines Kalorienrechners meinen Tageskalorienumsatz. Ich gehörte zu denen, die sich beim Essen etwas gönnen wollten, und wusste, dass ich – um nicht zu scheitern – diese Belohnungsstrategie beibehalten musste. Also plante ich für jeden Tag eine komplette Tafel Schokolade und ein Wasser-Eis als Belohnung ein.
    Dafür verzichtete ich auf andere Dinge. Zwei belegte Brötchen am Morgen brachten etwa 800 Kalorien  – eine Tafel Schokolade hingegen nur 600. Die Entscheidung war also schnell getroffen! Das Wasser-Eis indes war für zwischendurch angedacht. Die Dinger haben je nach Sorte gerade einmal 57 Kalorien. Lächerlich wenig für ein kulinarisches Highlight.
    Zum Frühstück gab es Obst und abends eine Hauptmahlzeit, deren Einheiten ich im Internet recherchierte, sodass ich nicht über meine 2000 Kalorien kam, die ich mir pro Tag zugestand. Mittags aß ich so gut wie nichts.
    Die Nacht nach meiner ersten Joggingrunde war die Hölle. Mein Bein fühlte sich an, als ob einer mit einem Messer darin herumgerührt hätte. Am folgenden Morgen stand ich auf und konnte es nicht mehr belasten. Ich krabbelte an diesem Tag in mein Studio und versuchte den Schmerz beim Schreiben von neuen Songs zu vergessen.
    Mir wurde aber auch klar, dass ich nun einige Tage keinen Sport mehr machen konnte. Ich hielt mich an meine selbst auferlegte Kaloriengrenze und ernährte mich recht vernünftig. Irgendwann ließ ich sogar die geplante Schokolade weg und spürte nach zwei Wochen, dass ich wohl schon etwas abgenommen hatte. Die Hose passte aber immer noch nicht.
    Der Schmerz in der Wade war nach einiger Zeit wieder weg und ich ging erneut voller Tatendrang joggen. Nach einem Kilometer allerdings stand ich schon wieder humpelnd im Wald. Ich kam mir vor wie ein dicker Junge in der Schule, der

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