Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)
wesentlich schöneren Rahmen stattfinden sollte. So, dass man auch mit der ganzen Familie dort hingehen könnte.
Wir hatten schon bei unseren Touren festgestellt, dass es bei Unheilig-Konzerten erstaunliche Altersunterschiede gab. Wir hatten einerseits im Laufe der Zeit sehr viele Kinder in unserem Publikum, aber auch ältere Besucher, die man ansonsten nur selten bei Konzerten sah.
Unser Plan: Unheilig & Friends sollte fortan auch Eltern mit Kindern die Möglichkeit bieten, ein Festival zu besuchen. Wir legten den ersten Veranstaltungstermin für unser Unheilig & Friends Festival auf den 20. Dezember 2008 und wollten bereits bei dem ersten Konzert möglichst viele unserer Ideen mit einbringen. Uns war klar, dass wir es nicht auf Anhieb schaffen würden, alle Pläne zu verwirklichen, aber wir wollten es wenigstens versuchen.
Als Veranstaltungsort hatten wir das Amphitheater in Köln ausgewählt. Das war allerdings schon nach wenigen Wochen ausverkauft, woraufhin wir in eine größere Halle wechseln mussten, um der Nachfrage gerecht zu werden. Zu dem damaligen Zeitpunkt waren schon nahezu 2000 Karten verkauft, und das vier Wochen vor dem geplanten Konzert.
Wir konnten kurzfristig in die Expo-Halle Köln wechseln, was sogar noch besser in unser Konzept passte, da an diesem Ort alles noch sehr neu und sauber war. Es gab einen Aufzug und einen eigens konzipierten Bereich für Rollstuhlfahrer, der auch hervorragend für Familien mit Kindern genutzt werden konnte. In die Halle passten 4000 Besucher und da wir von unserem Konzept überzeugt waren, legten wir schon Ende 2008 zwei weitere Festivaltermine für das Jahr 2009 fest. Wir waren richtig guter Dinge.
In den folgenden Tagen kam es jedoch immer wieder zu Unstimmigkeiten mit den Verantwortlichen der Location, die uns mit allerhand behördlichen Vorschriften das Leben schwer machten. Wann immer wir eine Genehmigung bekommen hatten, waren fünf neue Vorschriften dazugekommen. Am Ende konnten viele unserer Ideen nicht umgesetzt werden, da uns die Zeit ausging und einfach keine Planungssicherheit mehr bestand.
Die Hiobsbotschaften kamen fast täglich. Ob es nun um Stoffdekorationen in der Halle oder der Ausschank von Glühwein vor dem Gebäude ging, das ganze Konzept von Unheilig & Friends zerbröselte mit jedem neuen Verbot regelrecht. Die Location hatte am Ende nichts mehr mit Weihnachten zu tun – es war einfach nur noch eine große Halle mit einer Bühne. Mehr nicht.
Wir konnten zwei Tage vor der Veranstaltung immerhin noch organisieren, dass es Essen und Getränke für die Besucher geben durfte – alle anderen Ideen mussten für dieses Festival verworfen werden.
Im Grunde lief dann die Veranstaltung einigermaßen unproblematisch ab, wobei wir alle von den ganzen Querelen im Vorfeld doch ziemlich gezeichnet waren. Es war jedoch zu spüren, dass viele der Zuschauer mit der Akustik und dem Ambiente unzufrieden waren und sich auch noch darüber ärgern mussten, dass der Besitzer des gegenüberliegenden Parkhauses mal eben die Parkgebühren um ein Vielfaches erhöhte, worauf wir natürlich keinen Einfluss hatten. Aber: Es passierte auf unserem Festival und wir wurden am Ende auch dafür zur Verantwortung gezogen.
Schon in den frühen Morgenstunden des folgenden Tages hagelte es Einträge ins Gästebuch. Und es waren keine Lobeshymnen. Ich wusste, dass nicht alles an diesem Abend perfekt war, so schlimm, wie es in den Einträgen im Gästebuch dargestellt wurde, war es dann allerdings auch wieder nicht. Aber wir hatten Erwartungen geweckt und konnten diese ganz offensichtlich nicht erfüllen. Und damit musste ich erst einmal klarkommen. Wir alle hatten unser Bestes gegeben und alles versucht, dieses Festival zu etwas Besonderem zu machen.
Somit entschied ich mich dafür, eine Stellungnahme auf der Homepage abzugeben und die Umstände zu erklären, die dazu geführt hatten, dass dieses Festival nicht alle Ansprüche erfüllen konnte.
Dabei ging es nicht nur darum, uns in irgendeiner Form zu rechtfertigen – ich hielt es auch für wichtig, mich für all die Menschen einzusetzen, die wochenlang Tag und Nacht für dieses Konzert gearbeitet hatten. Und am Ende an äußeren Umständen gescheitert waren.
Danach relativierten sich die negativen Einträge ein wenig. Ich indes versuchte mit diesem ganzen Wirbel umzugehen, was mir jedoch leider nur sehr langsam gelang.
Das Jahr näherte sich dem Ende und wir machten noch den letzten Auftritt in Chemnitz. Es war eine
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