Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Titel: Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unheilig
Vom Netzwerk:
Hierarchien hindurch so viele Menschen an Entscheidungen beteiligt waren, dass man Gefahr lief, den Überblick zu verlieren.
    Ich selbst war bis dahin an einem Punkt in meiner Karriere angelangt, den ich eigentlich noch ganz gut greifen und vor allem auch begreifen konnte. Wir hatten uns über die Jahre hinweg gute Positionen bei den Festivals erspielt und ich konnte mit meiner Musik auf den Monat umgerechnet einigermaßen leben. Alles, was bis dahin geschehen war, hatte stets in unseren Händen gelegen. Wir konnten steuern und gegensteuern und fühlten uns nun fast ein wenig ausgeliefert.
    Der Veröffentlichungstermin hatte ja lange festgestanden. Es war der 19. Februar 2010, während die Singleauskopplung »Geboren um zu leben« bereits am 29. Januar 2010 erscheinen sollte. Dann jedoch legte sich über diesen Februar-Termin ein weiterer dunkler Schatten, als bekannt wurde, dass genau an unserem Veröffentlichungstag auch ein sehr bekannter deutscher Rapper mit seinem neuen Album antreten würde. Und nicht nur das: Neben seiner Platte sollte auch die Kinoverfilmung seiner Lebensgeschichte präsentiert werden, womit klar war, dass dieser Musiker – im Gegensatz zu mir – in jeder Talkshow sitzen würde und von einer gigantischen PR-Maschine Unterstützung finden sollte.
    Vonseiten der Universal wurde uns deshalb angeboten, dass wir unseren Veröffentlichungstermin verschieben könnten, da wir gegen diesen großen, populären Künstler ohnehin keine Chance hätten. Uns wurde deutlich gemacht, dass in diesem Geschäft nur die Nummer 1 der Charts in die Medien käme. Selbst wenn wir die Sensation schaffen würden, auf Platz 2 oder 3 einzusteigen, hätten wir so gut wie keine Chance, ins Fernsehen zu kommen. Und genau dort vermuteten die Manager von Universal das größte Potenzial.
    Markus, Ollie und ich kamen nach längeren Gesprächen jedoch zu dem Schluss, den Veröffentlichungstermin nicht zu verschieben. Wir waren alle drei der Meinung, dass sich ein Album – wenn es denn gut genug wäre – in jedem Fall durchsetzen würde. Und dieser Herausforderung wollten wir uns nun auch stellen. Wir waren von Große Freiheit überzeugt und deshalb wollten wir uns auch nicht – und zwar ohne jede Überheblichkeit – vor anderen Musikern verstecken. Und am Ende sollten wir uns ja auch nicht täuschen.
    »Geboren um zu leben« stieg direkt auf Rang 3 in die Single-Charts ein, was für mich – für uns alle – schon ein ungeheuerlicher Erfolg war. Wir hatten eigens ein Radio-Edit von dem Song gemacht, für den unwahrscheinlichen Fall, dass wir erstmals im Radio gespielt werden würden. Aber nichts passierte …
    Es war zum Verzweifeln! Wir waren die aktuelle Nummer 3 in Deutschland und keiner traute sich, ein Lied von einer Band aus der Gothic-Szene mit dem Namen Unheilig zu spielen. Ich wollte und konnte das so langsam nicht mehr verstehen.
    Bis der Sender RBB in Berlin endlich den Schritt wagte, »Geboren um zu leben« spielte und damit plötzlich eine Welle auslöste, die sich dann von Radiosender zu Radiosender über die gesamte Republik ausbreitete. Und das ein paar Tage vor der Veröffentlichung von Große Freiheit …
    Das Warten wurde immer unerträglicher. Die Single war draußen – ja. Und sie war direkt auf Platz drei gestartet – wunderbar. Wie aber würde das ganze Album einschlagen? Das war die große Frage, die natürlich keiner beantworten konnte. Es gab diese Kausalitäten nicht, die besagten: Wenn eine Single auf Platz soundso viel einsteigt, landet der Longplayer mindestens auf Platz … Wir mussten abwarten, und dieses Warten fiel furchtbar schwer.
    Und dann kam er endlich – der 19. Februar 2010. Wir hatten in der Woche des Veröffentlichungstermins noch eine Autogrammstunden-Tour durch die großen Elektromärkte gemacht und ich konnte von Veranstaltung zu Veranstaltung feststellen, dass die Warteschlangen der Fans immer größer wurden. Aber hatte das am Ende wirklich etwas zu bedeuten?
    Von der Plattenfirma bekam man täglich Hochrechnungen, die in etwa aussagten, an welcher Position man sich am Vortag befand. Und ich weiß noch, dass der Rapper am Freitag auf Platz 1 stand und wir die 2 belegten. Und dann platzte bereits die erste Bombe: Am Samstag, dem zweiten Tag, waren wir bereits schon auf der 1 gelandet. Platz 1, wenn auch vorerst nur für einen Tag – aber ich, der Graf, dem kaum einer etwas zugetraut hatte, war in Deutschland auf dem ersten Platz gelandet. Ob es am Ende der

Weitere Kostenlose Bücher