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Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Titel: Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unheilig
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Aufnahmen, den Coverentwürfen oder dem Videodreh –, all das fühlte sich unglaublich gut an. Und doch lauerten auch in solch ruhigen, nachdenklichen Momenten schon wieder die ersten Dämonen, die mir meine hoffnungsfrohe Stimmung und Zuversicht rauben wollten.

Das große Zweifeln
    Es gab eigentlich kaum Gründe, pessimistisch zu sein. Das neue Album Große Freiheit stand, wir waren alle der Ansicht, dass es ein richtig gutes geworden war, das Video zu »Geboren um zu leben« gefiel mir richtig gut – eigentlich passte alles zusammen. Ich hatte versucht, in allen Belangen 200 Prozent zu geben, hatte mich bei allem, was ich tat, total verausgabt und die Ergebnisse stimmten mich eigentlich alle recht zuversichtlich. Eigentlich!
    Aber da waren diese bohrenden Zweifel, die mich immer wieder in meiner Zuversicht bremsten. Die große Frage, die sich mir in diesen Tagen stellte, war: Wohin wird meine Reise noch gehen?
    Ich war ja nun keine 20 mehr und hatte es gerade geschafft, mich mit meiner Musik über Wasser halten zu können. Das war lange Zeit nicht möglich gewesen und ich hatte mir in diesen Jahren von meiner Familie immer mal wieder finanziell aushelfen lassen müssen. Nun hatte ich es zwar geschafft, mit meiner Musik in etwa so viel zu verdienen, wie ich auch als Hörgeräteakustiker gehabt hätte. Diese Tatsache an sich war ja durchaus positiv, nur war mir natürlich auch klar, dass man als Berufsmusiker versuchen musste, Rücklagen für kommende Jahre zu schaffen.
    Im Grunde so ähnlich wie bei einem Profisportler. Ein Fußballer muss eben auch versuchen, in der kurzen Zeit, die er als Profikicker hat, so gut wie möglich für sein Leben vorzusorgen. In meinem Fall wäre es geradezu naiv gewesen, wenn ich mich mit 60 Jahren noch im Frack auf einer Bühne gesehen hätte. Und was hieß schon mit 60 Jahren?
    Als Musiker denkst und lebst du von Album zu Album. Kein Mensch kann voraussagen, wie lange der Erfolg anhält. Schon mit dem nächsten Album konnte alles zu Ende gehen und so gut uns allen die Große Freiheit auch gefiel – das Publikum war der Richter, nicht wir. Schon unzählige großartige Aufnahmen hatten sich in der Vergangenheit völlig unverdient als kommerzielle Flops herausgestellt. Steuern ließ sich der Erfolg jedenfalls nicht. Und auch der Misserfolg nicht …
    Wie lange war es mir denn überhaupt möglich, als Musiker auch nur das Einkommenslevel eines Hörgeräteakustikers zu halten? Wie lange würde ich all das noch machen können? Ein Jahr? Zwei? Oder nur noch ein halbes?
    Was konnte ich planbar noch erreichen? Das schien mir die wichtigste Frage zu sein. Und genau diese konnte ich nicht beantworten, denn planbar war in diesem Gewerbe überhaupt gar nichts.
    Wie lange konnte ich in meinem Job als Hörgeräteakustiker aussetzen – wann hätte ich den Anschluss verloren und somit eine gleichsam wertlose Ausbildung in meinem Lebenslauf stehen?
    Wie viele Alben konnte ich denn noch schreiben – wie viele Geschichten noch erzählen? Eins? Zwei? Fünf?
    Was mich da befallen hatte, waren regelrechte Existenzängste – und das in einer Zeit, in der eigentlich alles ganz wundervoll nach Plan gelaufen war. Und es gab hierauf nur eine Antwort: Ich musste abwarten, wie sich die Große Freiheit entwickeln würde. Es war schließlich mein erstes Album bei einem großen Plattenlabel und ich konnte im Vorfeld überhaupt nicht abschätzen, welches Potenzial in dieser neuen Verbindung lag.

2010
    Ich hatte es dann tatsächlich geschafft, meine Zweifel wieder etwas zur Seite zu schieben, und wartete voller Elan und Vorfreude auf das Erscheinen unseres neuen Albums und auf den Presserummel, der mir zur Veröffentlichung aller Voraussicht nach bevorstehen würde.
    Und nichts geschah. Ich war fest der Meinung, dass sich allein aufgrund der Tatsache, dass wir nun bei einem Majorlabel gelandet waren, die Presseanfragen überschlagen würden. Printmedien, Hörfunk und Fernsehsender mussten doch eigentlich aufhorchen, wenn die Universal mit einem »neuen« deutschen Künstler auf die Bühne trat. Nichts!
    Und es wurde noch schlimmer. Anfang Januar war noch nicht einmal das Master des neuen Albums fertiggestellt und es wurde bereits darüber beraten, ob möglicherweise der Veröffentlichungstermin verschoben werden sollte. Ich dachte, ich höre nicht richtig.
    Dinge, die wir zuvor innerhalb von einer Woche erledigt hatten, dauerten nun bei dem großen Plattenlabel drei bis vier Wochen, da durch alle

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