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Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Titel: Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unheilig
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Unterstützung, die wir leisten, und das Geld, das wir spenden wollten, schienen somit nicht sauber genug zu sein.
    Dann allerdings stießen wir auf die Organisation »Herzenswünsche« aus Münster. In diesem Fall jedoch hatten wir beschlossen, unser Vorhaben nicht in einem Brief, sondern persönlich vorzubringen. Wir fuhren also zu der besagten Adresse, klingelten an einer Tür und bekamen die Tür von der »Herzenswünsche«-Gründerin Wera Röttgering persönlich geöffnet.
    Ich kann bis heute nicht sagen, ob es an ihrer Art zu denken lag, ihrem Verständnis von Hilfe und Nächstenliebe, an ihrer Weltoffenheit oder an der Tatsache, dass sie uns einfach mochte – Wera Röttgering jedenfalls war von unseren Motiven überzeugt, fiel nicht auf naives Klischeedenken herein und zeigte sich von der Idee, ein Benefizkonzert auf einem Rheinschiff vor der Loreley zu veranstalten, begeistert. Und so sollte eine Kooperation beginnen, die mich noch sehr stark prägen und in meinem Denken beeinflussen würde.
    Bis heute zolle ich dieser Frau Respekt für ihre Offenheit, die andere Organisationen leider nicht auszeichnete. Sie hatte uns zu einer Zeit mit offenen Armen empfangen, als nicht abzusehen war, welchen Erfolg wir einmal haben würden. Und ich hatte an ihrer Seite somit die Möglichkeit, etwas davon zurückzugeben, was durch meinen verstorbenen Freund ins Rollen gekommen war.
    Ich wusste damals beileibe nicht, was mich bei der Zusammenarbeit mit »Herzenswünsche« erwarten würde. Ich hatte nicht geahnt, dass ich dort mit die nachdenklichsten Momente und die einprägsamsten Erfahrungen meines Lebens machen würde.

Nasse Füße
    Zum Ende des Jahres 2009 stand dann der Videodreh zu »Geboren, um leben« an. Über die Universal hatten wir eine neue Filmproduktionsfirma als neuen Partner bekommen, die auf Anhieb einen äußerst professionellen Eindruck auf uns machte. Die Szenen mit den zwei Jungs, die ihre Sache – wie man in dem Film ja sehen kann – richtig gut gemacht haben, waren bereits am Vortag aufgenommen worden, und so ging es schließlich an einem kalten Wintertag auf die Ostseeinsel in einen Ort, der Koserow heißt.
    Ich selbst hatten diesen Namen noch nie zuvor gehört und ich kann mich noch gut erinnern, wie ich meiner Mutter irgendwann erklärt hatte, dass wir einen Videodreh an der Küste von Koserow hätten, und sie regelrecht erschrak: »Wie, ihr dreht im Kosovo? Ist es da nicht ein bisschen zu gefährlich?« Ich könnte mir vorstellen, dass sie nicht die Einzige ist, die bei dem Namen Koserow – je nach Aussprache – sofort an das arg umkämpfte Land im ehemaligen Jugoslawien denkt.
    Auf der Insel Usedom hatte es vielleicht fünf Grad Außentemperatur, es war nasskalt, feucht und man fror im Grunde schon, wenn man nur aus dem Autofenster sah. Aber, es half nichts – der Dreh war für diesen Tag angesetzt und der Terminkalender voll. Zeit für klimatisch wärmere Ausweichtermine gab es einfach keine.
    Das kleine, gut eingespielte Videoteam überließ nichts dem Zufall. Die Beleuchter, Kamera- und Tonleute schwirrten wie in einem Ameisenhaufen durcheinander und jeder schien – ohne große Worte – ganz genau zu wissen, was er zu tun hatte. Während ich noch ein wenig geschminkt wurde, war draußen an der Küste bereits alles vorbereitet und der Dreh konnte starten.
    Gefroren habe ich eigentlich schon nach wenigen Minuten und als ich dann nach mehreren Stunden Dreharbeiten auch noch gefragt wurde, ob ich ein wenig ins Meer gehen könnte, war mir nach dem ersten Schrecken schnell bewusst, dass es ohnehin nicht mehr ärger kommen konnte. In einem Auto lagen unzählige Wolldecken, die ich mir in jeder Drehpause einer Mumie gleich umwickelte. Nur nachdem ich mir auch noch meine Schuhe aufgeweicht hatte, war der Körper eigentlich nicht mehr auf Betriebstemperatur zu bringen. Mir war einfach nur noch kalt. Und zwar gut zwölf Stunden lang.
    Gleichwohl war es mir gelungen, alles um mich herum auszuklammern – auch die Kälte! – und mich voll und ganz auf meinen Job zu konzentrieren. Die Schuhe waren kaputt und mein Bühnenoutfit nach dem Dreh vollkommen im Eimer, aber schon bald konnte ich sehen, dass sich der ganze Aufwand wirklich gelohnt hatte. Das Video war großartig geworden und die Erfahrungen, die ich an diesem unwirtlichen Tag gemacht hatte, äußerst wertvoll.
    Ein gutes Gefühl kam auf in diesen Tagen. Diese neue Qualität, die sich in fast allen Bereichen zeigte – ob bei den

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