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Als schliefe sie

Als schliefe sie

Titel: Als schliefe sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Khoury
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Problem dar. Meine Mutter hat normal geheiratet wie jede andere Frau auch. Keine Ahnung, was in die Menschen gefahren ist und warum Huren jetzt geächtet sind. Was ich alles erlebt habe, mein Sohn! Ohne uns würde so manche Familie in Verruf geraten. Wie Sie ja wissen, sind Männer Hunde. Männer können einfach nicht anders. Gott hat sie so erschaffen. Adam, gesegnet sei er, hat seine Frau Eva betrogen, obwohl es außer ihr keine Frau auf der Welt gab. Fragen Sie mich nicht, wie er das angestellt hat. Fragen Sie den Herrn Bischof. Er weiß es. Und Sie, mein Sohn? Wer hat Sie eigentlich zu mir geschickt?«
    Er erzählte von Khawâdscha Saîd.
    »Saîd? Naamas Sohn?«, rief sie und kugelte sich vor Lachen. »Möge Gott ihm Zufriedenheit und Erfolg schenken. Großzügig war er. Aber auch ein Sensibelchen. Ich war ungefähr fünfundvierzig Jahre alt, als ich ihn entjungferte. Sie glauben wohl, dass nur Mädchen geöffnet werden müssen, was? Nein, mein Süßer, bei Jungen ist es genauso. Mein Gott, wie soll ich es beschreiben. Er war so wahnsinnig erregt. Das erste Mal bei einem Mann, der voll in Saft und Kraft steht, reicht eine kleine Berührung, damit er überschäumt. Diesen Jungen mochte ich wirklich gut leiden. Ich brauchte ihn nur anzutippen, und schon war es passiert. Dabei war er noch nicht einmal drin. Gleich darauf wollte er gehen. Aber ich hielt ihn zurück. ›Der erste Schuss ist für den Teufel‹, sagte ich. ›Los, probier es noch einmal!‹ Beim zweiten Versuch passierte das Gleiche. Was für ein Jammer! Er war immer noch nicht entjungfert. Kaum reingekommen, war er schon fertig. Er solle drinbleiben, sagte ich. Irgendwie tat er mir leid. Ein junger Mann, zart wie ein Basilikumpflänzchen und aus gutem Hause, wie es schien. Beim dritten Mal klappte es. Ich merkte richtig, wie er plötzlich aufblühte und zum Mann wurde. Wunderschön war er. ›Jetzt weißt du Bescheid‹, sagte ich. ›Schau jederzeit gern wieder vorbei.‹ Ich bin damals tatsächlich gekommen. Vielleicht, weil er noch Jungmann war. Wieso lachen Sie, mein Sohn? Jungmann ist die männliche Form von Jungfrau. Sonst bin ich mit keinem gekommen. Doch, mit Seiner Exzellenz, Gott hab ihn selig. Er hat mich völlig aus der Puste gebracht. Ein alter Mann, bestimmt fünfundsechzig Jahre alt mit langem weißem Rauschebart. Na ja, Sie wissen schon. Vielleicht hat er sich geschämt. Vielleicht, keine Ahnung. Er hat sich geweigert, den Oberkörper freizumachen. ›In Ordnung, Exzellenz‹, sagte ich, zog mich aus und bin zu ihm hin. Armer Kerl! Sein Ding war so schlaff. Das heißt, er bekam ihn nicht rein. Vor Anstrengung lief er rot an wie eine Tomate. Sogar sein weißer Bart wurde puterrot. ›Das wird nichts, mein Kind‹, sagte er. ›Wir lassen es am besten. Das kommt von den Medikamenten.‹ ›Medikamente hin, Medikamente her!‹, widersprach ich. ›Sie haben es mit Marika zu tun, mein Herr!‹ Ich habe mich auf ihn gestürzt, ihn ausgezogen und mich an die Arbeit gemacht. Fragen Sie nicht, was ich getan habe. Alle möglichen Spielchen und Tricks habe ich angewendet, bis sein Ding sich schließlich aufrichtete. Und dann hat es geklappt. ›Halleluja, Halleluja!‹, rief er. ›Nicht so laut, mein Herr‹, sagte ich. ›Schließlich sind wir hier in der Zelle, und draußen sind Leute.‹ Ihm war es egal. Er nannte mich Marika, die Wundertäterin. Nein, geliebt habe ich ihn nicht. Doch. Na ja, er tat mir leid. Mitleid ist auch ein Tor zur Liebe. Die Liebe, mein Sohn, ist ein Geheimnis. Unzählige Tore führen zu ihr. Und behauptet jemand zu wissen, was Liebe ist, dann lügt er. Keiner kann das Wunder begreifen, das sich zwischen einem Mann und einer Frau vollzieht. Vielleicht auch zwischen zwei Männern oder zwei Frauen. Als Schwester Mîlâna in der Kirche vor mir kniete und ich vor ihr, spürte ich etwas Seltsames. Gott verfluche den Teufel, mein Sohn! Ich würde es nicht sagen, wenn es nicht so wäre. Aber die Frau war wirklich eine Heilige. Das weiß ich genau. Dafür spricht allein schon das Wunder, das sie an Ihrer Frau Mutter Milia vollbracht hat, als sie klein war.«
    »Milia ist meine Tante, nicht meine Mutter.«
    »Mutter oder Tante. Ist doch einerlei. Wo waren wir stehen geblieben? Beim Bischof. Als Seine Exzellenz nach all der Mühe, die ich mir gegeben habe, zum Mann wurde und sich mit Halleluja-Gejohle auf mich stürzte, wurde mir ganz unheimlich zumute. Ich sei, wie er mich nannte, eine Festtafel. Und ja, er hat mich im

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